Beiträge von Monikadie4. im Thema „die dunkle Nacht der Seele“

    nescio:

    sind Hoffnung, Suche, Glaube nur vergängliche Vorstufen ?


    Ja, davon bin ich überzeugt. Ich denke, es ist die Sehnsucht nach Sicherheit und Kontrolle. Was wir nicht sehen und nicht wissen können, nagt an uns (mehr oder weniger), bis zu dem Moment, in dem wir entweder durch unsere Suche befreit werden von den Fragen oder meinen, wir wüssten jetzt alles.


    Hoffnung ist ja nur solange vorhanden, solange wir mit dem Leben, so wie es ist, nicht "einverstanden" (eins im Fühlen und Verstand) sind. Wenn ich erkenne, dass alles vergänglich ist, alles so wie es ist, eben Samsara ist, dann hoffe ich auch nicht mehr auf bessere Zeiten, Menschen, Regierungen, besseres Wetter usw. Dann ist eben alles wie es ist, aber durchaus nicht im "hoffnungslosen Sinne", sondern befreit von solchem Denken.
    _()_ Monika

    nescio:


    kleine aber bedeutsame Korrektur


    ... wie es fernöstliche Religionen bereits seit tausenden von Jahren 'zulassen'


    Auch das nicht. Denn zulassen bedeutet ja, dass sie ein Recht dazu hätten. Wenn Du das überhaupt ausdrücken willst, fände ich tolerieren besser.


    Ich widersprach aber vor allem dieser Ansicht,


    nescio:

    ... besteht jener tiefere Sinn des Glaubens nicht darin, beide Traditionen irgendwann miteinander zu verbinden ...
    _()_


    denn das ist nicht der tiefere Sinn des Glaubens. Zunächst einmal ist jeder Glaubende ja mehr oder weniger begeistert von der Erkenntnis bzw. Einsicht des Religionsstifters.
    Der Buddha hatte jedenfalls nicht die Einsicht, dass sich die Traditionen alle miteinander verbinden, sondern er hat sehr klar getrennt und damaligen Gelehrten widersprochen, die eine andere Lehre verbreiteten. Für den Buddha ging es um das Ende des Leidens, und das hat wenig mit Religion zu tun, aber sehr viel mit Eigenverantwortung und Arbeit an sich selbst.
    _()_ Monika

    nescio:


    So lag es mir am Herzen, einen Weg zu finden bei dem die Menschen ihre eigene kulturelle Identität bewahren können, da sie hiermit am ehesten vertraut sind, Christen beispielsweise mit der dunklen Nacht der Seele oder Muslime mit dem meditativen Pilgerweg der Sufis.


    Huch!


    Zitat

    Und wie schon gefragt, besteht jener tiefere Sinn des Glaubens nicht darin, beide Traditionen irgendwann miteinander zu verbinden wie es fernöstliche Religionen bereits seit tausenden von Jahren tun ?


    Nein.
    _()_

    Yeshe:
    nescio:

    danke, Monika für deinen Hinweis.


    Doch klingen die Zeilen nicht auch irgendwie buddhistisch ?


    Äh, nein :?


    Dem stimme ich zu, denn diese Worte des Leidens klammern sich an Samsara. Buddhas Lehre will davon ja befreien.
    Aber wenn es darum geht, welche dunklen Täler ein Suchender durchlaufen mag, haben alle Richtungen dieses gemein.
    _()_ Monika

    nescio:

    Ist Glaube somit eine Art nützliche, vor allem in jungen Jahren Trost spendende und gleichzeitig Vertrauen schenkende Hilfskonstruktion ?


    Hallo Nescio,
    ich "befürchte", ohne Glauben verlieren die Menschen ihren Halt. Es fehlt die Kraft, ein sinnvolles Leben zu führen. Der Abfall vom Glauben führt zu Anarchie. Es ist hierbei egal, was geglaubt wird, weil jeder Glauben Menschen Kraft verleiht. Fatal ist er natürlich, wenn er zu Gewalt und Terrorismus missbraucht wird.
    Im übrigen hilft er auch gerade alten Menschen, mit den Schwierigkeiten des Alterns zurecht zu kommen. Ich persönlich finde es besser, ein alter Mensch glaubt an die Mutter Maria als dass er in Hass und Missgunst zerfällt.


    Zitat

    Und liegt so gesehen, der tiefere Sinn des Glaubens nicht darin, eben jene zugrunde liegende, prinzipiell auf Subjekt Objekt beruhende Konstruktion (ich glaube an ...) als solche zu erkennen und irgendwann, wenn die Zeit gekommen ist, in stiller Meditation zur Einheit zurückzukehren ?


    Ja, für jene, die dazu fähig sind.


    Zitat

    Aus meiner Sicht ein entwicklungsgeschichtlich bedeutsamer, eher aus östlicher Tradition stammender Weg, der den Menschen da abholt wo er in seinem Glauben eigentlich steht

    vergleichbar mit einem Pilgerweg, der neben den tausend Namen einer Religionsrichtung schließlich auch meditative Elemente in sich vereinigt.


    Eben, für jene, die mehr wissen wollen.


    _()_ Monika

    nescio:


    Doch klingen die Zeilen nicht auch irgendwie buddhistisch ?


    Danke Nescio,
    aus meiner Erfahrung und Sicht heraus unterscheiden sich mystische Erfahrungen keineswegs von buddhistischen. Ich bin sogar sicher, dass Mystiker, ob nun Sufis oder Christen, die gleiche Sichtweise erreicht haben können wie der Buddha. Die buddhistische Sicht vom Leiden und seinem Ende ist lediglich vom Buddha in so klarer Weise ausgedrückt worden. Das allein unterscheidet ihn vielleicht von anderen Mystikern.


    Im Gegensatz zu Jesus, der sich offenbar auch im letzten Moment noch auf "seinen Vater im Himmel" beruft, nehmen viele Mystiker vom üblichen Gottesbild Abstand. So auch Theresa von Avila, an deren Seite Johannes vom Kreuz häufig gedient hat.


    Zunächst ist da Glaube, dann Vertrauen und zu guterletzt Gewissheit durch eigenes Erleben.


    Im übrigen hat mir das Büchlein von Johannes vom Kreuz "Die dunkle Nacht der Seele" einmal sehr geholfen, aus diesem dunklen Tal wieder herauszukommen.
    _()_ Monika

    Nein, christlichen Suchern wohl bekannt:


    Johannes vom Kreuz
    Die dunkle Nacht der Seele
    Johannes vom Kreuz war einer der bekanntesten Mystiker des Christentums. Er unterstützte die Reformbemühungen Teresa von Avilas im Orden der Karmeliten und geriet dadurch immer wieder in Konflikt mit den Kirchenoberen. Seine mystischen Erfahrungen hat er in einem umfangreichen lyrischen Werk überliefert.
    Von Burkhard Reinartz


    _()_