Kommunikationskultur ist immer 'work in progress' und insofern ist es notwendig (oder doch zumindest sinnvoll), von Zeit zu Zeit eine Metadiskussion darüber zu führen, wie wir miteinander kommunizieren - und auch, warum. Beides lässt sich nicht strikt voneinander trennen; die Intention, mit der wir uns in den Diskurs einbringen, wirkt sich zwangsläufig auf die Form, die Art und Weise aus, in der wir das tun. Für die Form können wir Regeln aufstellen und deren Überwachung an Moderatoren delegieren, was allerdings in konkreten Fällen, wo Moderatoren eingreifen, immer wieder zu Diskussionen über fehlerhaftes Ermessen oder gar Missbrauch der Moderatorenfunktion führt. Auch wenn ich selbst nicht jede Moderatorenentscheidung nachvollziehen kann, würde ich mir doch hier, beim 'Moderatoren-bashing', deutlich mehr Zurückhaltung und mehr Wertschätzung des Engagements der Moderatoren für einen fruchtbaren Diskurs wünschen. Doch dies nur nebenbei. Das eigentliche Problem ist aus meiner Sicht, dass man zwar die Form des Diskurses durch mehrheitlich anerkannte Vorgaben regeln kann (oder es doch zumindest versuchen kann), jedoch nicht die Intentionen derjenigen, die sich hier einbringen. Und gerade dies - unsere Intentionen, mit der wir uns hier in Buddhaland einbringen - halte ich andererseits für ein lohnendes Thema von Metadiskussionen und der Punkt wurde ja nun hier auch wiederholt angesprochen.
Ich denke, was unsere Intention, als Buddhisten in einem buddhistischen Forum zu diskutieren angeht, ist die Antwort naheliegend. Wir sollten uns zumindest bemühen, hier im virtuellen Raum so als Sangha zu agieren, wie wir dies im realen Raum eines Vihāra tun oder tun würden (oder zumindest tun sollten). Das heisst, wir sollten uns gegenseitig in unserer Praxis und unserem Verständnis des Buddhadharma Hilfe und Unterstützung anbieten - als kalyāṇa-mitra. Auch, wenn die wenigsten hier in ihrer Übungsgemeinschaft als Lehrer autorisiert sind, wäre es doch wünschenswert, wir könnten so miteinander umgehen. Das setzt natürlich einiges voraus. Vor allem einen realistischen Blick auf die eigene Eignung, Anderen Ratschläge und wirksame Hilfestellung zu geben, aber auch die Bereitschaft, eben diese Eignung dann auch kritisch hinterfragen zu lassen und an solchem Hinterfragen eigene Praxis und Einsicht wachsen zu lassen. Es ist meine persönliche Überzeugung, dass wachsende Eignung, Anderen zu helfen nicht mit einem schrumpfenden Bedürfnis, von Anderen Hilfe - und sei es durch kritisches Hinterfragen - zu empfangen einhergeht, sondern dass beides gemeinsam in Abhängigkeit voneinander wächst.
Ob wir das nun in Form rechter Rede tun, das ist in letzter Konsequenz dem Urteil Dritter entzogen, da das Kriterium rechter Rede die heilsame Intention ist - und die ist nun einmal nicht immer und für jeden offensichtlich. Das kann jedoch nicht heißen, dass wir uns im Konfliktfall dem Urteil Dritter - konkret der Moderatoren - nicht unterwerfen. Moderatorenentscheidungen sind Tatsachenentscheidungen, wie beim Fußballspiel. Richtig oder falsch steht da zunächst einmal nicht zur Debatte. Das heisst nicht, dass sie jeder Kritik enthoben sein sollten. Aber für diese Kritik sollte man nur im Extremfall wiederholter offensichtlicher Fehlentscheidungen und bei Uneinsichtigkeit die öffentliche Bühne wählen. Ansonsten gibt es die Möglichkeit privater Nachrichten, falls man sich nicht damit begnügt, auch Moderatoren einfach zuzugestehen, dass sie gelegentlich mal einen schlechten Tag haben und damit die eine oder andere unglückliche Entscheidung oder Ermahnung ad acta zu legen. Vor allem sollten wir uns jedoch eine Selbstprüfung auferlegen, ob unsere Absicht beim Schreiben wirklich eine heilsame ist, ob ihr wirklich Respekt vor dem Anderen zugrunde liegt. Da dieser 'Andere' nur eine konventionelle Konstruktion ist und nichts tatsächlich existierendes, bedeutet dies notwendig, seine hier geäußerten Meinungen zu respektieren. Respektieren heisst wiederum nicht, sie (für sich) zu akzeptieren oder sie nicht in Frage zu stellen. 'Respekt' ist ganz wesentlich eine Sache der Form, und in solcher Form sollte unsere Kommunikationsabsicht auch spürbar werden. Das hat auch (obwohl ich persönlich dies als eher nachrangig empfinde) etwas damit zu tun, wie wir schreiben. Also, ob wir uns auch durch Beachtung von Konventionen wie Grammatik und Rechtschreibung um Verständlichkeit bemühen. Ob wir uns die Zeit nehmen (um sie unserem Kommunikationspartner zu schenken), uns möglichst klar und verständlich zu äußern. Dass da die Fertigkeiten unterschiedlich sind, muss man natürlich akzeptieren. Aber wo eine solche Bemühung nicht spürbar ist, entsteht beim Gegenüber der Eindruck narzisstischer Selbstdarstellung, eines Desinteresses am Kommunikationspartner. Das kann eigentlich niemand wirklich wollen. Dem Bemühen, sich verständlich zu machen, sollte aber auch in gleicher Weise ein Bemühen, zu verstehen, was der Andere zum Ausdruck bringen will, entsprechen. Das (leider gar nicht so seltene) bemühte, absichtliche Missverstehen, das der Hauptansatzpunkt für billige argumentative (eristische) Tricks ist, ist für eine fruchtbare Kommunikation noch destruktiver als der Unwille (oder die Unfähigkeit), sich verständlich auszudrücken.
Der vielleicht größte Stolperstein hier, gerade hinsichtlich Respektierung anderer Meinungen, ist, dass Buddhaland als ein traditionsübergreifendes Forum konzipiert ist. So sehr ich es gelegentlich genieße, im Kontext meiner Tradition zu diskutieren (wobei dieser Kontext Auswirkungen nicht nur auf Inhalt, sondern auch auf die, für Außenstehende manchmal hermetisch wirkende Form hat), so genieße ich doch besonders den Austausch mit anderen Traditionen. Wobei Austausch bedeutet, meinen Kommunikationspartnern einen Einblick in meine (notwendig durch die Tradition, in der ich stehe, geprägte) Sichtweise zu vermitteln wie auch umgekehrt, deren traditionell geprägte Sichtweise kennenzulernen. Besonders erfreulich ist es dann, wenn man zum Ergebnis kommt, dass die Sichtweisen sich inhaltlich nicht oder nur unwesentlich unterscheiden - dass sie vielleicht in Form, nicht jedoch hinsichtlich Inhalt differieren. Es ist aber auch nichts daran auszusetzen, wenn man Unterschiede in der Sichtweise feststellt und diese Unterschiede dann auch einfach konstatieren und bestehen lassen kann. Anders gesagt: aushalten kann.
Zu dem 'Aushalten' gehört auch das, was hier als 'Traditions-bashing' bezeichnet wurde - etwas, das auch ich ziemlich nervtötend finde und für ein Zeichen von Unreife halte. Es dauert eine Weile, bis man die sich hier Beteiligenden speziell hinsichtlich dieses 'Reifegrades' einzuschätzen gelernt hat - und insbesondere für Neulinge hier ist das gewiss eine nicht unerhebliche Klippe. Ich weiss nicht, ob mein 'Rezept' des Umgangs damit optimal ist. Um es trotzdem kurz zu umreißen: Ausgangspunkt solcher Angriffe ist ja die Auffassung, dass die eine Tradition eine richtige, bessere, höhere Sichtweise und die andere entsprechend eine falsche, schlechtere niedrigere hat. Wenn man selbst diese Auffassung nicht teilt, hat man zwei Möglichkeiten. Welche dieser Möglichkeiten man wählt hängt davon ab, welche Bereitschaft zum Dialog man bei diesem Vertreter der Tradition mit der richtigen, besseren, höheren Sichtweise erwarten darf. Wobei der Dialog schon (aus meiner Sicht natürlich, wenn ich mich darauf einlassen soll) zielführend sein sollte. Ein solches Ziel könnte etwa sein, wie schon im vorigen Absatz angedeutet, jenseits formaler Unterschiede inhaltliche Übereinstimmungen oder doch Parallelen zu erarbeiten. Also auf ein Ergebnis hin in Richtung: so weit liegen diese beiden Sichtweisen gar nicht auseinander. Ein anderes Ziel wäre etwa, die besondere Eignung bestimmter Sichtweisen für bestimmte, in unterschiedlichen Bedingungszusammenhängen stehende Menschen herauszuarbeiten. Das heisst, auf die relative Gültigkeit ('Richtigkeit') der jeweiligen Sichtweise in Bezug auf den, der sie hat zu verweisen und auf die Unsinnigkeit, Sichtweisen absolute Gültigkeit und einen objektiven Wert zuzuweisen. Das 'Ziel' ist dabei natürlich kein zu Beginn vorgegebenes sondern eines, das im Laufe des Diskurses in Sicht kommen sollte. Gelingt dies nicht, ist es sicher am besten, den Diskurs abzubrechen. Womit ich zur zweiten Möglichkeit komme: gar nicht erst in eine Diskussion einzusteigen, wenn ein solches Nicht-Ergebnis vorhersehbar ist. Mit der Zeit lernt man die Leute hier so weit ganz gut kennen, dass man weiss, mit wem man zu welchem Thema einen zielführenden Diskurs führen kann und mit wem bei welchem Thema nicht. Im zweiten Fall spart Schweigen eine Menge Zeit und Energie. Auch da: das sollte man aushalten können.
Nicht unerwähnt lassen will ich noch die Teilnehmer hier, mit denen man die Erfahrung gemacht hat, dass man mit ihnen generell nicht sinnvoll umgehen kann. Da bin ich ausgesprochen dankbar für die Ignorierfunktion. Mein Kṣānti ist nicht so hoch entwickelt, dass ich grenzenlos darüber verfügen könnte. Das bißchen, das ich habe, spare ich mir lieber auf für schwierige, nichtsdestotrotz lohnende Diskussionen. Wobei ich schon alle paar Wochen dann mal doch einen oder mehrere Beiträge der Betreffenden lese - einfach um nachzuschauen, ob sich an der 'Geschäftsgrundlage' etwas geändert hat und das 'ignore' aufgehoben werden kann. Das war bislang noch nicht der Fall, was aber hauptsächlich damit etwas zu tun haben dürfte, dass ich mit dieser 'Ehre' sehr sparsam umgehe.
Was sonst noch zu sagen wäre, ist eigentlich selbstverständlich. Dass man beim Lesen hier achtsam sein sollte. Also insbesondere die emotionalen Reaktionen wahrnehmen sollte - besonders, wenn einen selbst bestimmte Äußerungen hier (seien sie nun ad personam oder nicht) ärgern oder gar verletzen. Wenn also Kṣānti und Upekṣā vorerst aufgebraucht sind. Da ist dann Spontaneität insbesondere beim Antworten eher nicht angesagt. Ich habe früher Volleyball gespielt und da die effektive Regel des time out kennengelernt. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, rechtzeitig abbrechen und nach einer Pause neu ansetzen. Aber natürlich sollte sich die Achtsamkeit nicht auf die eigenen Reaktionen auf das hier zu Lesende beschränken - es ist generell anzuraten, hier Achtsamkeit so zu üben, wie es im Sedaka Sutta (SN 47.19) gelehrt wird.
()