Beiträge von fotost im Thema „Angst vor dem Kreislauf des Lebens“

    MittlererWeg:

    Dann sagt mir doch, von wegen Buddhismus und ewiges Leben oder Leben nach dem Tod;
    Was versteht ihr denn unter unzähligen Wiedergeburten?


    Unterschiedliche buddhistische Schulen haben unterschiedliche Erklärungen oder Beschreibungen dafür. Da Deine Frage allgemein gestellt ist möchte ich sie aus meinem Blickwinkel (säkularer Buddhismus um dem Kind einen Namen zu geben :grinsen: ) beantworten.


    Du kennst den Begriff Khandha?
    Das, was ich jetzt von Dir wahrnehme (oder von mir wahrnehme) ist eine Momentaufnahme. Ich sehe eine sehr kurzzeitige Kombination von Faktoren, die mir eine reale Persönlichkeit vorgaukeln, von der wir im Buddhismus im Sinne von anatta nicht ausgehen können.


    Wiedergeburt bedeutet für mich in diesem Zusammenhang eine über einen längeren Zeitraum bestehende Ballung von Khandha Faktoren, die auch für andere wahrnehmbar sind. Nichts anderes.


    Ich weiß, daß ich irgendwann ein Säugling gewesen bin. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich habe eine Geburt als Säugling gehabt und diesen Status verlassen. Tod als Säugling.
    Ich weiß, daß ich irgendwann ein Kleinkind gewesen bin. Ich kann mich nicht nur noch in Momenten daran erinnern. Ich habe eine Geburt als Kleinkind gehabt und diesen Status verlassen. Tod als Kleinkind.
    Und so weiter.


    Wenn ein Buddha, ein vollkommen Erleuchteter beschreibt, daß er sich an unzählige Wiedergeburten erinnern kann ist das für mich wunderbar. Ich wollte, ich könnte mich auch daran erinnern, wer ich heute Nacht um 3:oo gewesen bin. Wie meine Träume waren, was ich erlebt habe.


    Nun, ich bin kein Buddha :(

    MittlererWeg:


    Man kann doch nicht wiedergeboren werden, wenn die Essenz die man ist, nicht nach dem körperlichen Tod weiter existiert.


    Was ist das? Die Essenz, die Du bist?


    Wer oder was bist Du?


    MittlererWeg:


    Vielleicht wiederspricht sich da der Buddhismus selbst und bemerkt es nicht mal?


    Spricht nicht Buddha selbst in seinen Pali-Kanon oder wie man das sagt - also in seinen Reden - dass es verschiedene Ebenen der Existenzen des Bewusstsein gibt? Sogar solche wo Dämonen darin leben?


    PS. Ich müsste mal danach suchen, vielleicht kann ich es euch dann Schwarz auf Weiss zeigen (also das dies im Kanon geschrieben steht).
    Vielleicht hat Buddha nicht von ewigen Leben, also ein Leben nach dem Tod direkt gesprochen, sondern dass wir in Ebenen von Existensbewusstsein leben tun/können. Was gleichbedeutend somit wäre wie ein Leben nach dem Tod. Er hat es nur so aufgefasst, weil er es für sich, nach dem Erwachen, nicht so sah, dass es den tatsächlichen Tod gibt, sondern nur eben Ebenen des Bewusstseins.


    Nein. Den tatsächlichen Tod gibt es durchaus. Egal ob in Computerspielen die Wiederholung von Ebenen erlaubt ist oder was Kulte sonst so erzählen.


    Es ist eines des schwierigeren Ebenen unserer Lehre.
    Buddha hat oft genug zum Kontemplation von Tod und endgültigem Abschied aufgerufen.

    Vinc:

    Letztendlich habe ich also Angst vor Leid, und das ist für mich eigentlich die zentrale Frage: Wie soll ich mit dieser Angst umgehen?


    Hallo Vinc,
    willkommen im Forum.


    Bei ganz konkreten Problemen mit Angst, die Dich ernsthaft behindern oder beeinträchtigen ist professionelle Hilfe angebracht. Du beschreibst hier aber eher ein philosophisches Problem. Die Antwort aus dem Buddhismus heraus könnte sein, daß Buddha eben nicht nur die Tatsache und die Ursachen von Leid benannt hat, sondern auch den konkreten Ausweg.


    Leid kann überwunden werden.


    Leider schreibst Du nichts zu Deinen Erfahrungen mit der Lehre oder einer Richtung, der Du dich nahe fühlst. Die Antworten zu den Einzelideen wie Karma, Wiedergeburten etc. würden dann aus verschiedenen Richtungen anders klingen.



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