Beiträge von Sudhana im Thema „Buddha Sakyamuni und Manjusri als Liebhaber“

    pamokkha:

    Verstehe ich dich richtig Sudhana, dass du de Barys Zuschreibung zu Sakyamuni für falsch hältst, aber dir "die Assoziation von Monju mit Homosexualität" bekannt ist?


    Monju als "Schutzpatron" buddhistischer Homosexueller ist ein zwar bizarres, aber durchaus bekanntes Detail japanischer Volksfrömmigkeit. De Barys Aussage halte ich für zweifelhaft, da unbelegt / ohne Quellennachweis. Ich gehe davon aus dass, wenn es in Japan tatsächlich "a vulgar belief" wäre, dass Shakyamuni und Monju ein Liebespaar waren, dies bei Bernard Faure oder auch in dem von mir verlinkten Essay von Mark McLelland (Dharmachari Jñanavira) erwähnt worden wäre.


    ()

    pamokkha:

    Der Übersetzter de Bary fügt nur kurz an:


      According to a vulgar belief, Manjusri (Monju in Japanese) was the lover of Shakyamuni Buddha. He was therefore taken as the patron god of homosexuals.

    Bernard Faure (in: The Red Thread: Buddhist Approaches to Sexuality, Princeton University Press 1998) führt die Assoziation von Monju mit Homosexualität auf ein Wortspiel zurück - in dem transliterierten Namen 'Monjushiri' bedeutet das 'shiri' auch 'Gesäßbacken'. Ansonsten gilt in diesen Kreisen (es handelt sich um eine populäre Interpretation, "vulgar belief", wie Dein Gewährsmann schreibt) laut Faure vor allem das Paar Monju / Fugen (Samantabhadra) als Symbol einer homosexuellen Beziehung. Monju und Fugen werden häufig zusammen mit Shakyamuni als Triade (shaka sanzon) dargestellt, was vielleicht zu der Aussage des Übersetzers geführt hat. Von einer unterstellten homoerotischen Beziehung Shakyamuni und Manjusri ist mir (anders als dem Übersetzer) allerdings nichts bekannt - nicht als legendäre / volkstümliche Überlieferung und natürlich schon gar nicht als Lehraussage. In Anbetracht eines fehlenden Quellenverweises würde ich diese Behauptung mit großer Skepsis behandeln.


    Traditionell (auch dies nur eine volkstümliche Legende) wird die 'Einführung' homosexueller Liebe in Japan mit Kūkai, genannt Kōbō Daishi in Verbindung gebracht, also dem Gründer der Shingon-Schule (japanisches Vajrayana) im frühen 9. Jahrhundert. Nach dem berüchtigten Kōbō Daishi ikkan no shō, einem Buch, das dem Autor im späten 16. Jahrhundert auf mystische Weise von Kōbō Daishi offenbart worden sein soll, wurde Kōbō Daishi wiederum durch Monju in die Praxis des shudō (homosexuelles Tantra) eingeführt - das dann auch Thema dieses Buches ist.


    Generell war praktizierte Homosexualität, insbesondere Päderastie, in japanischen buddhistischen Klöstern (aller Schulrichtungen) anscheinend weit verbreitet und gesellschaftlich toleriert, auch wenn das tatsächliche Ausmaß naturgemäß nicht rekonstruiert werden kann. Insbesondere die oft zitierten Aussagen portugiesischer Reisender und Missionare sind wohl kaum als sachliche und unvoreingenommene Information zu bewerten. Begünstigend wirkte hier natürlich die offene Einstellung der japanischen Kultur gegenüber Homosexualität einerseits und der Brauch, bereits Kinder zu Mönchen zu machen und in Klöster zu stecken, andererseits. Erst während der Meiji-Periode wurde Homosexualität (nach westlichem Vorbild) als 'abartig' definiert, übrigens gleichzeitig mit einer Kampagne gegen kindliche Masturbation (bei der man sich ebenfalls auf westliche 'Forschungsergebnisse' berief). Gleichzeitig verloren Klöster ihre Funktion, nachgeborenen Söhnen eine attraktive Karriereperspektive zu bieten, wodurch die Zahl der Kinder-Mönche sank.


    Einen recht brauchbaren Überblick zum Thema kann man hier gewinnen: http://www.westernbuddhistreview.com/vol3/homosexuality.html


    ()