kilaya:Alles anzeigenSudhana:Dieser Geist-Materie-Dualismus, der die eigentliche Grundlage "tibetischer" Reinkarnationstheorien ist, ...
Das ist merkwürdig, weil ich da keinen Dualismus sehen kann. Einen Geist-Materie-Dualismus verbinde ich allenfalls mit Descartes, aber nicht mit den mir bekannten tibetischen Lehrmeinungen. Es ist eher so, dass die "Substanzhaftigkeit" von Materie in Frage gestellt wird:
Materie ist von der gleichen Natur wie Geist, so dass Bewusstsein an verschiedene Grade der "Verdichtung" (mein Wort) gebunden sein kann. Siehe auch "Trikaya". Es gibt da weiterhin einen Träger, wenn der Körper stirbt, der das Bewusstsein mit der Welt in Verbindung bringt. Allerdings fehlen gewisse Sinnesfähgkeiten, die von einem materiellen Körper abhängig sind. Dafür werden Sinnesfähigkeiten frei, die durch einen materiellen Körper blockiert werden. Vorstellen kann man sich das eben wie bei einem Körper im Traum. Aus Gewohnheit erscheint er einem oft wie ein materieller Körper, aber er hat andere Fähigkeiten und Eigenschaften.
Die Übergänge zwischen Körper und Geist / Bewusstsein sind in den mir bekannten Lehren fliessend. Nirgendwo kann man sagen: hier hört klar die Materie auf und fängt "Geist" an. Also ist da kein Dualismus - im Gegenteil, die höheren Lehren sind klarer nicht-dualistisch als andere sog. nonduale Lehren. Diese Nondualität meint nicht nur die Aufhebung von gut/böse (in der Essenz, nicht im praktischen Alltag) sondern auch die Aufhebung von Geist/Materie und Realität/Illusion. Von Wach/Traum und Bewusstsein/Körper. usw.
Sollte ich die tibetischen Lehren in dem Punkt falsch verstanden haben, müsste ich mich davon lösen und sagen: dann habe ich meine eigene Lehrmeinung gebildet, die an den "tibetischen Buddhismus" angelehnt ist