Beiträge von Rudolf im Thema „Warum ich die Daseinsbereiche nicht auf Bewusstseinszustände anwende“

    Was ist das traditionelle Verständnis deiner Meinung nach? Transmigration? Es gibt keine Seele. Das wäre gegen Buddhas Lehre. Wozu überhaupt mit Wiedergeburt in diesem Sinne beschäftigen? Ist da etwa doch ein Ich welches sich in bessere Bedingungen retten will?

    Was bringt es, dieses Thema überhaupt zu behandeln? Nützt es den Weg hier und jetzt zu praktizieren?

    Das traditionelle Verständnis findest du z. B. in den zahlreichen Jataka-Erzählungen, und in den Majjhima-Nikaya 135 und 136.

    Dort ist von Wiedergeburt die Rede, ohne dass eine Seele oder Atman erwähnt wird. Es funktioniert kausal anhand der Taten und ihrer Wirkungen.


    Das Denken an Wiedergeburt wird sinnvoll, wenn man langfristig Nibbana erreichen will, es in diesem Leben wohl nicht schafft.

    Auch kann man sicher sein - gemäß den Reden des Buddha - dass heilsame Handlungen zu einer guten Wiedergeburt führen.

    Das gibt eine zusätzliche Festigkeit für die eigene Moral, wenn wir mal eine schwache oder leidenschaftliche Stunde haben.

    Jedenfalls besteht dann überhaupt nicht die Gefahr des Denkens: nach mir die Sintflut.

    Man muss das nicht als anhaften bezeichnen, wenn man eine Ansicht vertritt, die auf eigenen Erfahrungen und Nachdenken und Vertrauen in einen Lehrer beruhen.

    Insbesondere dann nicht, wenn man seine Ansicht ändern kann, wenn man bessere Argumente hört als bisher.

    Wahrscheinlich ist jeder von uns hier früher einmal anderer Ansicht gewesen über Leben und Sterben, bis sie/er auf die Lehre des Buddha getroffen ist.

    So besteht auch jetzt noch die Chance, dass ich z. B. meine Ansicht über das immer wieder "geboren" werden ändere.

    Aber die bisherigen Argumente hier sind einfach zu schwach, um Wiedergeburt im traditionellem Verständnis zu widerlegen.

    Wir reden hier über Angelegenheiten, die in allen buddhistischen Schulen ein wenig unterschiedlich beurteilt werden.


    "ein wenig" unterschiedlich ...... klingt mir ein wenig untertrieben. ;)


    1) 'Geburt' bezieht sich nicht auf die physische Geburt und 2) 'Geburt' bezieht sich auf die physische Geburt: das ist mehr als ein weing unterschiedlich.


    Manchmal muss man viel spätere Interpretationen oder Hinzufügungen ein wenig zurückholen, ein wenig stoppen.

    So wie es z.B. Martin Luther gemacht hat und Erfolg gehabt hat.

    Zu seiner Zeit hat die Katholische Kirche (sich ohne Konkurrenz glaubend) einige Lehren verbreitet und in die Praxis umgesetzt, gegen die Luther und andere Reformatoren vorgegangen sind. Eigentlich waren es keine Reformatoren, sondern "zurück zur Quelle, zurück zur Bibel" Prediger. In der Bibel steht nichts z.B. von Fegefeuer und dessen Vermeidung durch Ablaßzahlungen.

    "Wenn der Taler im Kasten klingt,

    Die Seele aus dem Feuer springt." finde ich immer noch schön zum Zitieren. :)


    So bin ich dafür, auch hier wieder zur Quelle zurückzukehren, zum Palikanon. Was die 'Geburt' und die 'Wiedergeburt' betrifft.

    Ajahn Buddhadasa sagt: „Die falsch verstandene Annahme, dass das Wort ‚Geburt’ sich auf die physische Geburt bezieht, ist das größte Hindernis, um die Lehren des Buddha zu verstehen.“



    Zitat

    11. "Und was, Freunde, ist Geburt? Die Geburt der Wesen in die verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Geborenwerden, Herausstürzen aus dem Schoß, Erzeugung, die Manifestation der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesgrundlagen - dies wird Geburt genannt."

    Majjhima Nikāya 141

    Versteht mich nicht falsch, ich meine damit nicht nur die großen lebensverändernden Entscheidungen. Ich denke Wiedergeburt geschieht beinahe täglich.


    Man kann das Wort "Geburt" als Metapher benutzen, so wie "Herkules ist stark wie ein Löwe".

    Es gibt aber auch "echte" Löwen.

    Und so gibt es auch "echte" Geburt: wenn ein Embryo aus dem Mutterleib hervorkommt und zum Säugling wird.

    Ich denke im Palikanon und anderen Texten des Buddhismus geht es immer um diese echte Geburt, wenn von Geburt oder Wiedergeburt die Rede ist.

    Das wäre Unfug das anders zu verstehen. Niemand kann solch eine "Metapher"-Stelle aus dem Palikanon zitieren.


    Wenn es keine Wiedergeburt (im echten Sinn) gäbe, was geschähe dann mit mir z.B. nach meinem (echten) Tod?

    Wenn ein anderes Lebewesen dann wiedergeboren würde und nicht "ich", dann wäre es ja keine "Wieder"geburt, dann wäre es eine (ganz neue) Geburt.


    Wenn der Buddha etwas ganz sicher nicht gelehrt hat, dann ist es Nihilismus.