Beiträge von Helmut im Thema „Warum ich die Daseinsbereiche nicht auf Bewusstseinszustände anwende“

    Es heißt ja auch dass man über die Wirkungsweise von kamma nicht im Detail nachdenken sollte, weil es wegen seiner Komplexität unfassbar ist. Es würde nur zu Verwirrung führen.


    Es sind auch noch viele weitere Faktoren beteiligt an dem Vorgang von Tod und Wiedergeburt.

    Daraus würde ich allerdings nicht den Schluss ziehen, man sollte sich mit Kamma nicht weiter beschäftigen. Das meinst du wohl auch nicht. Ich denke schon, dass trotz aller Komplexität es Ebenen des Prozesses von Tat und Wirkung gibt, die wir verstehen können und zur Grundlage unseres Handelns machen können.


    Ich finde schon, dass es möglich ist, den Zusammenhang zwischen unheilsamen Taten und Leiderfahrung sowie zwischen heilsamen Taten und Glückserfahrung zu verstehen. Oder dass die Wirkungen unserer Taten sich nicht zwangsläufig sofort nach Abschluss der Tat einstellen müssen, sondern erst später in diesem Leben oder gar erst in einem späteren Leben.


    Anhand der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens ( in SN 12.1 mit: Das Gesetz von der ursächlichen Entstehung übersetzt) kann man sich schon wichtige Aspekte des Prozesses von Tod und Wiedergeburt und welche Rolle unsere Taten dabei spielen verdeutlichen.


    Es macht meines Erachtens schon Sinn, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten mit Tat und Wirkung, Tod und Wiedergeburt zu befassen, weil man dadurch Richtlinien fürs eigene Leben, das eigene Denken und Handeln gewinnen kann.

    Ein ganzheitliches Herangehen an die Buddhalehre kann ja kein Fehler sein. Die gesamte Lehre zu verstehen bedeutet für mich die Welt und das Leben zu verstehen, mit dem Ziel die Dinge zunehmend so zu sehen wie sie wirklich sind.


    Interressant finde ich den Vergleich mit einem Samen: In einem Samen sind die Ursachen für einen Baum angelegt, aber ohne die passenden Bedingungen wie Wasser, Erde, Wärme usw. entfaltet er sich nicht zu einem Baum. Im Geist sammeln sich unterbewusste Eindrücke aus vergangenen Taten (kamma) wie Samen mit latenten Ursachen, die nach dem Tod in entsprechende Bedingungen geraten und sich zu einem neuen Dasein entfalten, nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung (kamma-vipaka). "Erbe ihrer Taten sind die Wesen".

    Es ist aber noch viel komplizierter, wie das alles genau abläuft habe ich noch lange nicht verstanden.

    Hallo mukti ,


    ein ganzheitliches Herangehen an die Lehre des Buddha ist ganz bestimmt kein Fehler. Mit solch einem Vorgehen kann man die Lehre sehr gut durchdringen und verstehen, finde ich.


    Kamma ist durchaus ein schwieriges, komplexes Thema und nicht einfach mal so im Handumdrehen zu verstehen. Schließung gibt es ja Sutten, die beschreiben, dass Arhats zum Buddha gegangen sind und ihn gefragt haben, warum dieser oder jener Person dieses oder jenes passiert ist.


    Den Vergleich mit dem Samen finde ich sehr gut und meine Lehrer verwenden ihn auch oft. Ich finde ihn gut, weil er aufzeigt, dass der Prozess von Tat - karmische Prägung des Bewusstseins - Erfahrung von Tatwirkung ein bedingter abhängiger Prozess ist. Es sind eben bestimmte äußere Bedingungen notwendig, damit die innere karmische Prägung ihre Wirkung in Form der Erfahrung von Glück oder Leid hervorbringen kann.

    Naja ich bin im Forum bei so manchem Wiedergeburts-Duell schon ins Schwitzen gekommen. Wenn das alles klar erkennbar wäre hätte die nicht-traditionelle Ansicht nicht solche Popularität erlangt, es sind kluge Köpfe dabei.

    Wenn man sich in der überlieferten Lehre des Buddha so auskennt wie du mukti , dann brauchst du doch bei Wiedergeburtsdebatten nicht ins Schwitzen zu geraten. Diejenigen, die Wiedergeburt ablehnen, haben doch bisher keine überzeugenden logischen Argumente anführen können. Oft wird ja argumentiert, Wissenschaft hat Wiedergeburt nicht bewiesen, also gibt es sie nicht. Ein Phänomen existiert nur dann nicht, wenn man dessen Existenz widerlegen kann. Die Wissenschaft auf die man sich hierzulande so gerne beruft, hat aber auch die Wiedergeburt bisher nicht widerlegen können.


    Wer Wiedergeburt ablehnt, muss überzeugend erklären wo das Bewusstsein herkommt, das sich zum Zeitpunkt der Empfängnis mit den sich verschmelzenden Keimzellen der Eltern verbindet.

    Nein ich schrieb nicht, dass ich wüsste welche Lehrede und welche nicht ... Insofern kein Glückwunsch angebracht.

    In Post 91 schreibst du aber:

    Innerhalb der Lehre gilt: es gibt Aussagen die bedürfen der Deutung. Und es gibt Aussagen Buddhas die bedürfen nicht der Deutung.

    Wie kommst du denn zu dieser Behauptung, wenn du nicht weißt, welche Lehrrede zu interpretieren ist und welche nicht?


    Wie oben schon geschrieben, es steht viel Unsinn im Palikanon. In der von Dir zitierten Sutte steht auch geschrieben:


    Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß ein Weib

    • ein Heiliger und Vollkommen Erwachter wird -
    • ein Weltherrscher wird -
    • die Herrschaft über die (Dreiunddreißig) Götter, (*5)
    • über die Mara-Wesen (*6) oder
    • Brahma-Wesen ausübt.

    Wohl aber ist es möglich, daß ein männliches Wesen ein Heiliger und Vollkommen Erwachter oder ein Weltherrscher wird, oder die Herrschaft über die (Dreiunddreißig) Götter, über die Māra-Wesen oder Brahma-Wesen ausübt.

    Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man an den Worten klebend den Kontext, in dem die Sutte entstanden ist, ausblendet und auf die Worte bewusst oder unbewusst eine Eigenbedeutung projiziert, die sie nicht haben.


    Im Indien vor Buddha, während der Zeit des Buddha und auch danach fehlten den Frauen die notwendigen Voraussetzungen für das Erlernen und Praktizieren des Dharma, weil sie weitest gehend von Bildung ausgeschlossen waren.


    In unserer heutigen Zeit ist die Situation der Frauen zum Beispiel hier in Deutschland inzwischen eine andere. Deshalb können hier Frauen, wenn sie den Dharma praktizieren und dazu haben sie grundsätzlich die Möglichkeit, Arhat oder Buddha werden.

    Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder man befindet sich als Person noch in Samsara oder eben nicht mehr, weil man ein Arhat geworden ist.


    Ob man sich in Samsara oder Nirvana befindet, entscheidet sich aufgrund des eigenen Geisteszustandes: Hat man Unwissenheit, die die Wurzel Samsaras ist, und die sich daraus ergebenen Leidenschaften (klesas) aufgegeben oder nicht.


    Samsara und Nirvana sind keine äußerlichen Orte oder Gegenden zu denen man mit dem Fahrrad, dem Auto oder dem Zug hin fährt oder mit dem Flugzeug hin fliegt.


    Sowohl die eigene samsarische Existenz als auch das eigene Nirvana sind stets mit bestimmten Bewusstseinszuständen verbunden.