Beiträge von Sudhana im Thema „"Zen den Menschen in Europa zugänglich machen" - 50. Jubiläum Deshimarus Ankunft in Europa“

    Morpho:

    wüsste ich gerne, wo in Nachweis dafür ist das De. kein Shiho von Sa erhalten hat, auch wenn ich glaube, das spielte sowieso keine Rolle, ob oder ob nicht.


    Der "Nachweis" ist schon dadurch gegeben, dass Deshimaru shiho von Hata Zenji erhielt. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn Deshimaru von Sawaki shiho gehabt hätte. Das wäre nicht einmal möglich gewesen - Hata Zenji hätte ihm kein shiho geben dürfen und Deshimaru es nicht annehmen dürfen. Es sei denn, Deshimaru hätte zuvor seine Gelübde zurückgegeben und sich neu ordinieren lassen.


    Davon abgesehen (und genau deswegen) behauptet in der AZI auch niemand, der minimal Ahnung hat, Sawaki hätte Deshimaru shiho gegeben.


    Aber das könntest Du alles schon wissen, wenn Du Dich bemühen würdest das, was Du hier liest, auch zu verstehen.


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    Moosgarten:

    Es muß einfach gefragt werden, worauf sich das Shiho gründete.


    Dann kann man auch fragen, warum Deshimaru sein shiho nicht von z.B. Narita Shūyū empfing, nachdem Sawaki keines mehr geben konnte. Ob Enkel Sawakis zu sein zu "billig" war. Und man kann fragen, warum Deshimaru keinem seiner Schüler selbst shiho gab bzw. in seiner letzten Lebensphase niemanden bat, dies für ihn zu tun. Der kannte sie schließlich besser als jeder Andere.


    Wieauchimmer - das ist ja nun alles Schnee von vergangenen Jahren und wenn ich gestern nicht so mies gelaunt gewesen und nicht so hartnäckig nachgefragt worden wäre, hätte ich gar nichts dazu geschrieben. Auch, wenn der Schnee an manchen Stellen noch nicht weggeschmolzen ist, was ich in dem anderen Thread aufgegriffen habe. Bei jeder Inkulturation gibt es unvermeidlich Schwierigkeiten, auch Brüche. Das sandai sōron ist da in der Sōtōshū das klassische Beispiel. Wie Du schon geschrieben hast, sind die gar nicht das Problem, sondern mE wie damit umgegangen wird bzw. umgegangen wurde. Fakt ist, dass Deshimaru ein starkes Erbe hinterlassen hat; Viele, die sich auf ihn beziehen (wobei formale Korrektheit nun wirklich eine sehr nachgeordnete Rolle spielt) und ernsthaft üben. Das darf man schon feiern. Daher - hier noch meine ernst empfundenen Glückwünsche (auch, wenn sicher niemand Wert darauf legt) nachgereicht.


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    Moosgarten:

    Neben dem eben umrissenen formalen Aspekt kann "Shiho" aber auch eine besondere Lehrer-Schüler-Beziehung beschreiben, nicht einfach identisch mit "steht in der Linie, Tradition", das ist schon durch die Ordination gegeben.


    Durch die Ordination ist "Linie, Tradition" nur "schon gegeben", wenn sich die Bezugspersonen nicht ändern. In dem von Dir verlinkten Text wird deutlich auf den Unterschied von jugoshi und honshi hingewiesen. In der Regel sind beide dieselbe Person. Wenn nicht, steht man in der Linie, Tradition des honshi, nicht aber des jugoshi.


    Shiho als formaler Akt 'fixiert' das. Es bedarf dieses formalen Aktes nicht, um einen honshi zu haben - nur, um selbst diesen formalen Akt mit Anderen vollziehen zu können. Wenn ich jedoch von Hata Zenji shiho empfangen habe, sollte ich nicht mehr sagen, mein honshi sei Sawaki. Wenn ich von Niwa Zenji shiho empfangen habe, sollte ich nicht sagen, mein honshi sei Deshimaru - es sei denn, derjenige, der shiho gegeben hat, handelte nur im Auftrag und als Stellvertreter bzw. 'Testamentsvollstrecker'.


    Die "besondere Lehrer-Schüler-Beziehung" "neben dem eben umrissenen formalen Aspekt" shiho, von der Du schreibst, wird durch ein formales shiho von einem anderen Lehrer entweder aufgehoben oder aber dieses formale shiho ist verlogener Formelkram. Das ist, wie wenn man als Schwuler zur Tarnung eine Frau heiratet. Eine Statusfrage.


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    Morpho:

    Aber es heißt, er hätte Shiho erhalten von Sawaki.


    Was definitiv falsch ist.

    Morpho:

    'Shiho' wird aber allgemein überschätzt.


    Das mag sein. Ist jetzt aber nur Deine persönliche Meinung / Unterschätzung.

    Morpho:

    Eigentlich bedeutet das: steht in der Linie, Tradition.


    Vielleicht bei Dir und bei Leuten, die sich ihre 'Tradition' so zusammenbasteln, wie sie gerade lustig sind und wie es gerade am meisten her macht. Nicht jedoch nach den Regularien der Sōtōshū Shūmuchō. Dass gerade die AZI (oder jedenfalls viele ihrer Mitglieder) das Befolgen dieser Regularien als wesentlich für die 'Authentizität' des dort vermittelten Zen ansehen, macht das ganze ja gerade so tragikomisch ...


    Auf jeden Fall (von offiziellen Regularien mal abgesehen) ist shiho eine zweiseitige Angelegenheit. Sich selbst in eine Tradition stellen, kann jeder. Ob die Tradition dann diese Stellung auch bestätigt, ist eine andere Sache. Erst so wird ein Schuh draus - bzw. shiho.


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    Tsu Mie:

    Wie ist das zu verstehen?


    Ganz einfach. Taisen Deshimaru konnte vor 1975, als er von Reirin Yamada / Hata Zenji shiho erhielt, ohnehin niemandem shiho geben. Danach hat er es nicht getan. Wer also von seinen Schülern nach seinem Tod shiho wollte, musste es von jemand anderem empfangen. Eine Linie Deshimaru gibt es nicht. Lediglich ein paar Leute, die Deshimaru, als er ab '75 die Kompetenz dazu hatte, ordiniert hat. Was aber nach den Regularien der Sōtōshū Shūmuchō keine Linie begründet, ebensowenig wie das Schülerverhältnis Deshimarus zu Sawaki Kodo und die Ordination '65 durch ihn. Das ist kein menju.


    Niwa Zenji war eine Möglichkeit. Als Abt des Eiheiji hatte der die erforderliche Autorität, dass sein shiho nicht als bloße Gefälligkeit abgetan werden konnte. Und die Sōtōshū Shūmuchō hatte sich offensichtlich dazu entschieden, die Praxisgemeinschaft, die Deshimaru als Privatmann in Europa aufgebaut hatte, zu integrieren und den Wildwuchs dort irgendwie in reguläre Bahnen zu lenken. Das war ja schon '75 der Grund gewesen, Deshimaru nachträglich mit einem offziellen Auftrag und insbesondere mit einer offiziellen Lehrbefugnis auszustatten - die ihm (da Sawaki längst tot war) dann Niwa Zenjis Vorgänger Hata Zenji gab.


    Wenn ich es richtig im Gedächtnis habe, mussten die Kandidaten dann auch zuerst ein spezielles Sesshin für Nichtjapaner in Japan absolvieren (tokubetsu-Sesshin), um zumindest in der Liturgie ihre Defizite aufzuarbeiten bzw. nachzuweisen, dass da keine waren. Diese Spezialregelung mit den tokubetsu-Sesshin ist mW mittlerweile auch wieder abgeschafft.


    Eine Alternative dazu war shiho von Narita Shūyū Rōshi, Sawakis ältestem Dharma-Nachfolger. Der war ja auch schon von Deshimaru gebeten worden, in La Gendronniere das ango zu leiten, als Deshimaru krank wurde. Das machten dann Tenryu Tenbreul, Taiten Guareschi, Dokusho Villalba und Kengan Robert. Praktisch war das eine Spaltung der AZI.


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