ZitatEbenso nun ist es, ihr Mönche, wenn da der Vollendete in der Welt erscheint, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Bewährte, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Und er weist die Lehre: 'Das ist das Ichgebilde (*1), das ist die Entstehung des Ichgebildes, das ist die Aufhebung des Ichgebildes, das ist der zur Aufhebung des Ichgebildes führende Weg.'
Selbst jene Götter, ihr Mönche, die langlebigen, herrlich schönen, die in ihrer Glückesfülle seit undenklichen Zeiten in hehren, himmlischen Palästen wohnen, selbst diese überkommt gewöhnlich Furcht, Erschütterung und Beben, wenn sie die Lehrverkündung des Vollendeten hören. 'Ach', klagen sie, 'die wir vergänglich sind, wir dünkten uns unvergänglich! Die wir dauerlos sind, wir dünken uns beständig! Die wir wandelbar sind, wir dünkten uns ewig! Vergänglich sind wir also, dauerlos, wandelbar, in den Ichbildungen einbegriffen (*2)!' Solch große Macht, ihr Mönche, eignet dem Vollendeten innerhalb der Welt mit ihren Göttern, solche Gewalt, solcher Einfluß!
http://www.palikanon.com/angutt/a04_031-040.html#a_iv33 A.IV.33 Der Löwe - 3. Sīha Sutta
Die Götter, die abgesondert in ihren Palästen glücklich leben sind erschüttert, als sie mit der Wahrheit konfrontiert werden.
So ähnlich sehe ich die Erzählung der Ausfahrten. Der Bertolucci Film gibt es sehr gut wieder, Der könig versucht, auch außerhalb der Paläste für eine kurze Zeit eine heitere, zeitlose bunte Fröhlichkeit zu erzeugen - es funktioniert nicht. In der Konfrontation mit der Realität erkennt der junge Prinz, daß auch er dieser Realität unterworfen ist.[/quote]
Ich sehe die Ausfahrten ebenfalls als eine gewisse Verbildlichung eines Aspektes, der für die Lehre zentral ist. Nur wenn man jetzt einen Historiker fragt, dann wird er fragen:
"Ist das gemessen an der historischen Realität möglich einen Kshatrya nach vedischem Lebenszyklus so lange von diesen Grunderfahrungen zu trennen?" Und das kann man nur mit Nein beantworten.
Aber es kann durchaus sein, dass eine so direkte unverblümte Konfrontation wie in deinem Beispiel mit den Göttern einem die Unausweichlichkeit bewusst wird.
Ich mach mal den Vergleich mit einem Sohn eines Millionärs, der das alles schon kennt, aber dann ein Auslandsjahr in Zentralafrika macht und sich selbst in seiner sozialen Rolle relativiert.
Es soll nur nicht so wirken, als versuche ich hier Buddha oder Siddhartha als "unreal" erscheinen zu lassen. Im Gegenteil. Mir ist nur daran gelegen, dass man eine gewisse historische Realität annimmt und das von der Lehre auch trennen kann.
Wenn man wie ich versucht habe zu zeigen mal nachforscht wie denn Kshatrya zu der gegebenen Zeit gelebt haben und wie das sozialhistorische Umfeld und die Gesellschaft in Kapilavastu aufgebaut waren, dann denke ich sind einige Dinge eher unwahrscheinlich, andere nicht und eben eine Legende.
Legende bedeutet ja auch, dass man eine Lehrgeschichte anhand eines realen Ereignisses tradiert.
Die Buddhabiografien geben ja leider wenig Auskunft über das sozialhistorische Leben der Gesellschaft. Das ist eher so ein Thema der klassischen Indologie.