Beiträge von Doris im Thema „SGI Deutschland -- eine traumatische bittere Erfahrung“

    Morpho:

    Doris:

    Zitat

    Ich habe oben beschrieben, dass Leute im Rausch nicht merken, dass sie sich verletzend verhalten, weil sie von ihrem eigenen Elend geblendet sind. Das ist bei Alkohol- und Drogenmissbrauch das Übliche.


    Ich weiß gar nicht wie viele Leute ich im Alkohol,- und Drogenrausch erlebt habe, doch davon hat sich nur eine Minderheit auch verletzend betätigt. Es kommt wirklich auf den Typ an. Etwas anderes ist natürlich wenn ich mich gestört fühle. Ich finde deine Redensweise verletzend: "vom eigenen Elend geblendet" zum Beispiel.


    Frag doch mal bei den Familienangehörigen nach, wie die das sehen. Nicht nur böse Worte und körperliche Gewalt können verletzen. Frag z.B. mal, wie verletzt Eltern sich fühlen, wenn sie das eigene Kind an Drogen kaputt gehen sehen.
    Ja, das eigene Elend macht blind. Leiden schafft Leiden.


    Sicher, hast Du das nicht bewusst machen wollen.
    Glaubst Du, die Leute wollten Dich bewusst verletzen?
    Solche bewussten Verletzungen sind äußerst selten. Meistens sind es Folgen von Unwissenheit und Angst.
    Aber egal, was der Grund für deren Verhalten war, wir können es nicht wissen.
    Offensichtlich gibt es derzeit keinen Klärungsbedarf.
    Dann lass zu Deinem Wohl los. Frieden beginnt immer im eigenen Innern. Sobald Du innerlich Frieden geschlossen hast, herrscht Frieden.


    Du hängst immer noch manisch (Danke für das Stichwort) daran, dass diese Leute Deiner Meinung nach falsch gehandelt haben.
    Kannst Du Dir gar nicht vorstellen, wie sehr Du durch Deinen Durchhänger andere verletzt haben könntest? Ich habe oben beschrieben, dass Leute im Rausch nicht merken, dass sie sich verletzend verhalten, weil sie von ihrem eigenen Elend geblendet sind. Das ist bei Alkohol- und Drogenmissbrauch das Übliche. Du könntest Dir also überlegen, was Du dazu beigetragen hast, dass sich die Leute so derart von Dir abgewandt haben. Vielleicht haben sie die Erfahrung gemacht, in solchen Fällen keine Angriffsfläche mehr zu bieten und die Person am besten zu ignorieren? Bedränge sie also nicht mehr weiter.


    Manchmal gibt es keine Versöhnung und Aussprache. Das ist verdammt bitter, vor allem, wenn man sich so derart verletzt fühlt und so viel Gutes in Menschen hineinprojiziert hat. Ich weiß selbst, wie heilsam eine Aussprache, auch noch nach Jahren und Jahrzehnten, sein kann. Aber manchmal gibt es das einfach nicht. Dann ist es besser, sich selbst zu analysieren und dann sich und dem Anderen zu verzeihen, statt sich in vergeblicher Hoffnung zu verzehren.


    Ich spreche aus eigener Erfahrung: Auch ich hätte gerne mit einem Menschen eine richtige Aussprache, ein Wort der Entschuldigung gehört. Mich hat das viele Jahre gequält, ich konnte das nicht verstehen, es hat mich fast kaputt gemacht, es ging für mich ums Überleben. Aber eines Tages habe ich die Vergeblichkeit erkannt und losgelassen. Manchmal erfüllen sich unsere Wünsche nicht, und dann müssen wir damit klarkommen.


    Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten … weitergehen.

    Zitat

    Wusste ich nicht, jetzt verstehe ich dich besser. Die einzige Hilfe war also das Gohozon-Angebot, wird es nicht angenommen, fühlt man sich nicht mehr zuständig. Kommt mir vor wie eine sehr eng fixierte Auffassung von Nächstenliebe, vielleicht eine Art Fanatismus.


    Lieber mukti, das wissen wir doch nicht. Wir kennen nur eine Sicht.


    Doch, es ist ihr Recht.
    Ich weiß selbst wie anstrengend Menschen in einer solchen Krise mit selbstzerstörerischen Verhalten, also Drogen und Alkohol, sind. Das überfordert total. Ich selbst kann auch nur jedem raten, sich da rauszuhalten. Ich habe erlebt, wie die Angehörigen und Freunde völlig kaputt gegangen sind, psychisch und physisch.
    Das Einzige, was ich in so einer Situation den Angehörigen raten kann, ist es, den Betroffenen dazu zu drängen sich professionelle Hilfe zu suchen. Und auch für sich selbst Unterstützung zu suchen, um eine gesunde Distanz zu erhalten und nicht ebenfalls kaputt zu gehen.


    Eine Sangha ist keine therapeutische Gruppe. Die Leute dort sind keine Therapeuten, und deshalb auch völlig überfordert mit Menschen, die mit schweren psychischen Problemen und selbstzerstörerischen Verhalten zu kämpfen haben.
    Klar, die Sangha hätte Dir in der Tat ein wenig Begleitung bieten können, z.B. Dir einen Entzug nahelegen, Dich aufzufordern eine Therapie zu machen. Da sie das nicht gemacht haben – laut Deiner Aussagen – waren sie wohl auch damit überfordert. Ich würde jedoch gerne deren Version dazu hören. Meiner Erfahrung nach, weisen Angehörige und Freunde sehr oft und eindringlich auf diese Dinge hin, was aber die Betroffenen überhören. Und sei es, weil sie zu berauscht waren. Das habe ich selber oft genug erlebt.


    Was ich aus Deinen Post herauslese, ist, dass Du immer noch keine volle Verantwortung für Dein Verhalten übernehmen willst und immer noch Schuld, oder zumindest Teilschuld im Außen suchst. Das wird Dir aber nicht weiterhelfen.


    Hast Du mal darüber nachgedacht, ob Du nicht durch Deine Krankheit andere Menschen verletzt hast? Vielleicht hast Du Dich verletzend gegenüber der Gruppe verhalten? Wenn man in seinem Sumpf steckt, voller Verzweiflung und Schmerz ist, dann übersieht man gerne, wie sehr man andere Menschen durch sein Verhalten verletzt. Da gibt es grobe Abwehr, grobes Verhalten im Rauschzustand, man drängt sich gerne mal auf und verletzt die Privatsphäre, man stellt anderen nach und macht ihnen so Angst … Es gibt da Einiges, was man aus diesem Zustand heraus tut, auch wenn man das eigentlich gar nicht will.
    Hast Du deshalb schon mal um Verzeihung gebeten?


    Dass auch Du um Verzeihung bitten könntest, ist gar nicht so abwegig wie Du jetzt womöglich denkst. mkha hat es schön erklärt: Wir tun das, was wir zu tun imstande sind. Das gilt für uns alle. Du konntest damals offensichtlich nicht anders, und die Mitglieder der Gruppe konnten es offensichtlich auch nicht.


    Ich schreibe Dir das alles, weil ich für mich erkannt habe, dass ich meine Verletzungen von früher nur dadurch loslassen konnte, weil ich verziehen habe und meine eigene Beteiligung, da wo ich nicht nur Opfer war, erkennen konnte. Es ist ein schwieriger Prozess, die eigene Verwicklung zu erkennen und sie anzunehmen. Aber sie macht frei.


    Ich wünsche Dir und Deinen ehemaligen Freunden auf dem Weg von Herzen, dass es Euch gelingen mag wieder frei zu werden.