Beiträge von Anandasa im Thema „Karma Frage“

    mukti:

    Möglichst leidfrei zu gehen ist aber nicht so schwer. Z.B. hat Hitler gedacht nach dem Tod wäre alles vorbei, als er sich einfach eine Kugel in den Kopf geschossen hat um den Folgen seiner Untaten zu entgehen.


    Er hat sich eine Kugel in den Kopf gejagt, weil er sich seiner schweren Verbrechen bewusst war. Der Gedanke sich seiner Verantwortung stellen zu müssen, hat ihm so viel Leiden erzeugt, dass er sich lieber erschossen hat. Er hat als Verbrecher gelebt. Dass er als Feigling starb war fast vorherzusehen, denn es hätte übermenschliche Kräfte gebraucht ein derart schlechtes Karma noch zu drehen.


    mukti:

    Wer wird sich schon bei solchen Möglichkeiten sein ganzes Leben entgegen seiner Neigungen abmühen um einen leichteren Tod zu haben.


    Genau, dass ist die Folge des angesammelten schlechten Karmas. Hätte er versucht seine Neigungen zu widerstehen, hätte er sicher viel weniger Menschen in den Tod gezogen. Nachfolgende Existenzen hätten es leichter gehabt das verbliebene schlechte Karma zu drehen.

    Elliot:

    Aber wenn es stets so sein sollte, dass ein Täter nur zum Täter wird, wenn und weil das Karma seines Opfers erfordert, dass es zum Opfer wird, dann wird der Täter ja quasi zum Opfer des Karmas seines Opfers und er wird kein richtiger, freiwilliger Täter.


    Jeder hat jederzeit die Möglichkeit früher entstandenes schlechtes Karma zu drehen, ob es von einem selbst stammt oder man negative Wirkungen anderer auf sich selbst abwehrt. Nichts ist vorherbestimmt. Es hängt von uns selbst ab, wieviel Herzensgüte wir aufbringen können, um die Dinge zu wenden. Jemand wird als Kind mishandelt und mishandelt als Erwachsener ebenfalls. Andere, die auch in der Kindheit mishandelt wurden, tut es nicht. Solche Geschichten gibt es in der Realität zuhauf. Aus schlechtem Karma gutes zu machen ist die Lebensleistung eines jeden.


    Der Youtube-Film "Karma - Gefesselt an Gestern und Morgen" ist zu diesem Thema recht interessant.

    mukti:
    Anandasa:

    Doch. Das Sterben ist viel leichter und friedvoller, wenn man verdienstvolle Taten gesammelt hat. Wiedergeburtsglaube hat im Moment des Sterbens keine Kraft. Es mag eine Lehre sein, aber bleibt am Ende ein Glaube wie ewiges Leben. Und so nagt immer der Gedanke, ob man sich was vormacht.


    Nein. Ohne Wiedergeburt wäre das Sterben umso leichter je mehr schlechte Taten gesammelt wurden - nach dem Motto: 'Nach mir die Sintflut'.


    Wenn man schlechte Taten gesammelt hat, hat sich auch Gier und Anhaftung aufgesammelt. Noch mehr Gier und Anhaftung sind immer die Folge schlechter Taten, die wiederum zu schlechten Taten führen. Im Moment des Sterbens muss man aber loslassen können um möglichst leidfrei gehen zu können. Hat man aber während seines Lebens Anhaftungen immer weiter aufgebaut, kann man nicht loslassen. Die Gier ist zu stark ins Hirn reingefressen.


    Ziel ist es bis zum Tod die Leidenschaften zum Erlöschen gebracht zu haben. Ansonsten existieren die noch vorhandenen Leidenschaften weiter und fügen nachfolgenden Existenzen Leiden zu.

    accinca:
    Anandasa:

    Wiedergeburtsglaube hat im Moment des Sterbens keine Kraft. Es mag eine Lehre sein, aber bleibt am Ende ein Glaube wie ewiges Leben. Und so nagt immer der Gedanke, ob man sich was vormacht.


    Aber wenn es keine Wiedergeburt geben sollte
    hätte man ja großes Glück gehabt.


    +1 :like:

    mukti:

    (...) Ob man Wiedergeburt und Kamma annimmt oder nicht, es gibt in beiden Fällen ein Motiv für rechtes Handeln. Ohne Wiedergeburtslehre reicht das Motiv für meine Wenigkeit allerdings nicht aus um vollständige Befreiung anzustreben. Ich würde nicht danach streben wenn sie mit dem Tod ohnehin von selber eintreten würde. Zumal wenig Aussicht besteht dass ich die Befreiung in diesem Leben erreichen werde.


    Doch. Das Sterben ist viel leichter und friedvoller, wenn man verdienstvolle Taten gesammelt hat. Wiedergeburtsglaube hat im Moment des Sterbens keine Kraft. Es mag eine Lehre sein, aber bleibt am Ende ein Glaube wie ewiges Leben. Und so nagt immer der Gedanke, ob man sich was vormacht.

    accinca:

    (...) Auch deine Vorstellung über Wiedergeburt
    ist einfältig. Richtig ist: ohne Wiedergeburt wäre
    die Lehre eine Katastrophe denn dann wäre sie völlig
    sinnlos in ihrem Ziel die Wiedergeburt zu beenden und
    damit das Leiden zu beenden. Wie sollte das wohl gehen?


    Wiedergeburt findet in diesem Leben in jedem Augenblick statt. Jeder Gedanke lässt ein neues Wesen zurück. Wiedergeburt nach dem Tod ist nur ein Spezialfall von Wiedergeburt. Ich habe in diesem Thread um Missverständnisse zu vermeiden immer ausgeschrieben von "Wiedergeburt nach dem Tod" gesprochen. Wie gesagt kennt die moderne Wissenschaft keine Möglichkleit wie sowas wie Bewusstsein von einem Lebewesen auf ein anderes übertragen werden kann und ich glaube nicht, dass es Wiedergeburt nach dem Tod gibt. Es spielt für mich keine Rolle, ob ich die Dinge damit anders sehe als Buddha, da ich gewohnt bin eh eigenständig zu denken. Buddha war ein Mensch und nicht unfehlbar. Selbst wenn er am Ende einige Dinge vor 2500 Jahren nicht hätte besser wissen können, bleibt sein Lebenswerk einzigartig. Und wie gesagt enthält die Lehre Buddhas genug hilfreiche Elemente, die ohne Wiedergeburt auskommen.


    Du solltest in deiner Wortwahl sorgfältiger sein. Harte Rede hat belastende Nachwirkungen auf andere und trübt das eigene Herz ein. Deswegen hat Buddha in der Rechten Rede festegelegt, dass keine harte Rede angewandt werden soll.

    Axel:
    Anandasa:

    Danke für das Zitat, nur komme ich nicht ganz mit. Buddhadasa will sagen, dass eine Lebensspanne ausreichend ist bzw. diese Vorgänge in >diesem< Leben stattfinden. Richtig?


    Ja. Und bittet um Entschuldigung, dass er das früher falsch (also über drei Leben) gelehrt hat...


    Heute ist ein guter Tag ;-). Buddhadasa und Jack Kornfield sind für mich die Leute, die es eher blicken und nach denen ich mich richte. So, und jetzt genug für heute!

    Axel:
    Anandasa:

    Was die Religiösen nun alles schreiben, weiß ich jetzt schon. Aber für mich passt es so.


    Ich würde den von mir sehr geschätzten Buddhadasa definitiv zu den 'Religiösen' zählen, und Buddhadasa schreibt in 'Paticcasamuppada: Practical Dependent Origination':

    Zitat

    When I was still a student of Buddhism, I had no choice but to study a doctrine of dependent origination that was against the Buddha’s original proclamation. Later, when I became a teacher of Buddhism, I went against the essence of the Buddha’s doctrine by teaching that the process of dependent arising encompassed three lifetimes. I accept my mistake and ask for forgiveness.


    Danke für das Zitat, nur komme ich nicht ganz mit. Buddhadasa will sagen, dass eine Lebensspanne ausreichend ist bzw. diese Vorgänge in >diesem< Leben stattfinden. Richtig?

    Axel:


    (...) Solche Versuche (auch, wenn sie auf den historischen Buddha zurückgehen sollten!), anatta und ein kamma, das Ursachen in vergangenen und Folgen in späteren Leben hat, unter einen Hut zu kriegen, scheinen mir immer etwas gezwungen (...)


    Ich komme immer mehr zum Schluss, dass die Sache mit der Wiedergeburt über den Tod hinaus in der Lehre Buddhas eine Katastrophe verursacht hat. Was ich vom Lehrwerk überblicke war für mich wirklich sinnvolle Lebensschule sowie Lebenshilfe und eine echte Fundgrube. Viele Dinge, die mir niemand in 50 Jahren beigebracht hat und auf die ich nicht von selbst gekommen bin. Ich sehe ja die positiven Auswirkungen an mir. Aber alles fängt an zu einer fürchterlichen Folgefragen- und Widerspruchsknäul zu werden sobald Wiedergeburt nach dem Tod dazukommt.


    Buddha musste wohl zum Thema Wiedergeburt etwas liefern, weil er von den Brahmanen dahingehend unter Druck gesetzt wurde, was seine Lehre hierzu zu sagen hat. Vielleicht war es auch sein Ehrgeiz hier auch etwas liefern zu können. Das bleibt spekulativ. Es sieht aber so aus, dass er sich selbst verheddert hat. Auf jeden Fall bleibt von der ganzen Lehre eine sehr hilfreiche inhaltlich kohärente Lebenshilfe übrig, wenn man Wiedergeburt nach dem Tod wegstreicht. Auch Karma ohne Wiedergeburt ist immer noch inhaltlich stimmig. Das Leiden entsteht durch Gier, Anhaftung, Wut/Ärger und Verblendung ist wunderbar und braucht keine Wiedergeburt. Der Achtfache Pfad und viele weitere Dinge sind wunderbar und stimmig ohne Wiedergeburt. Auch die moderne Wissenschaft weiß keinen Weg wie etwas von einem Körper zu einem anderen übertragen werden kann. Deswegen mache ich für mich Schluss mit der Wiedergeburt, weil ich die sonst wunderbare Lebenshilfe durch die Lehre Buddhas so für mich retten und weiter nutzen kann.


    Weiß jetzt nicht, ob das die Welt hat wissen müssen. Aber der Leidensdruck war etwas zu groß geworden ... ;-). Was die Religiösen nun alles schreiben, weiß ich jetzt schon. Aber für mich passt es so.

    accinca:
    Anandasa:

    ... Nur kan sich der Mensch damit nicht abfinden: Ego, Beständigkeitsdenken, Ignoranz, etc. Am Ende muss auch noch Kamma dafür herhalten.


    Irgendwie scheinst du kamma nicht so recht verstanden zu haben.
    Richtig ist aber, das es Menschen gibt die sich mit dem Leiden
    als unveränderlich abgefunden haben und manche eben nicht.
    Würde es also auf Zufall beruhen und nicht auf Kamma dann
    könnte man auch nichts dagegen machen - dazu stimme ich zu.


    Es ging darum, dass nicht alles Karma ist.

    accinca:
    Anandasa:

    Das ist das Gute am Beispiel von Doris, weil es zeigt, dass sowas nicht richtig sein kann und einfach nur fürchterlich ist. Alles ist Karma kann nicht stimmen.


    (...)
    Wenn es also nicht durch kamma passiert warum passiert
    es denn ausgerechnet diesem drei Monate alten Kind und
    einem anderen drei Monate altem Kind nicht?(..)


    Wenn in der Savanne Afrikas ein Löwen-Baby von den Hyänen geholt wird und ein anderes nicht, interessiert das keinen Menschen. Die Natur ist halt nicht wählerisch und fertig. Wenn es einem Menschenkind passiert, ist es aber ein fundamentales Problem. Menschenkinder können sich ihre Eltern aber nicht aussuchen genau wie Löwen-Babies und ihnen passiert genau gleich manchmal schreckliches, weil wir genau gleichen Bedingungen unterliegen wie die wilden Tiere Afrikas oder sonstwo. Nur kan sich der Mensch damit nicht abfinden: Ego, Beständigkeitsdenken, Ignoranz, etc. Am Ende muss auch noch Kamma dafür herhalten.


    Das ist das Gute am Beispiel von Doris, weil es zeigt, dass sowas nicht richtig sein kann und einfach nur fürchterlich ist. Alles ist Karma kann nicht stimmen.


    Ich habe Bekannte, die streng christlich sind. Sie schließen zu Hause nicht ab, weil Gott ja auf sie aufpasst - auch nicht, wenn sie ihre beiden kleinen Kinder zu Hause mal kurz alleine lassen müssen. Das ist nicht viel anders als was diese Lamas sagen und das ist das wozu religiöse Übertreibung führt.

    accinca:
    Bakram:

    Um von Persönlichkeitsansicht weg zu kommen, würde ich mal sagen:
    Karma welches in deinem früheren Leben erschaffen wurde, wirkt heute nicht auf dich sondern unter Umständen auf eine andere Person, z.B deinen Nachbarn.


    Das hat der Buddha aber so doch nicht gelehrt.


    Das ist das Billiardkugel-Prinzip wie es im Theravada gelehrt wird. Weit weg von der Auffassung hierzu wie im Frühbuddhismus kann es wohl nicht sein.

    Morpho:

    "Auf der untersten Ebene" könnte man auch annehmen, das Strafe und Richter die Karmauswirkung darstellt, oder, wenn einer davon kommt, und das ist ja weit häufiger der Fall, dass da eben keine Auswirkung stattfindet.


    Wenn es keine Wirkung auf andere gibt, gibt es immer eine Wirkung auf einen selbst. Vor Gericht gelogen zu haben hat seine Rückwirkungen auf den eigenen Geist, der sich durch das Lügen eingetrübt hat. Man ist nicht mehr der Gleiche. Die Hemmschwelle nicht zu lügen ist ein Stück kleiner geworden. Das nächste Mal ist die Versuchung sich rauszulügen größer geworden. Die Rückwirkung der eigenen Gedanken und Taten auf den eigenen Geist ist immer vorhanden und gut zu beobachten.

    Zitat

    Gibt karma kranken menschen oder behinderten menschen selbst schuld weil sie im früheren leben schlecht waren? und ob juden im holocaust schlechtes karma abbauen mussten?
    Wenn ja wäre das sehr ungerecht


    Zur ersten Frage ist zu sagen, dass bei der Wiedergeburt im Buddhismus nicht die verstorbene Person in einem neuen Körper weiterliebt wie im Hinduismus. Zu der Frage Was genau wiedergeboren wird gibt es in diesem Forum viele Threads mit sehr vielen Antworten. Da aber nicht die Person wiedergeboren wird, gibt es gar keine Verbindung zu früheren Menschen, die in ihrem Leben schlecht gehandelt haben.


    Was im Holocaust genau in den Köpfen der Täter, Mitläufer und Mitwisser passiert ist, ist schwer zu sagen. Ich würde es so sehen, dass der Holocaust eine Folge von geistiger Raserei war (also das krasse Gegenteil von dem was Buddha gelehrt hat). Die Verantwortung diese geistige Raserei bei ihrer Entstehung nicht Einhalt zu gebieten und abzubauen liegt bei jedem selbst. Die Täter haben dafür die Verantwortung, nicht die Opfer. In vielen Teilen dieser Welt werden Frauen schlecht behandelt. Das ist eine Folge von fehlender Herzensgüte und Mitgefühl vieler Menschen in diesen Gesellschaftsformen. Dafür können die Frauen nicht viel. Sie sind es sogar oft, die über die Liebe ihren Kindern gegenüber dem am Ende entgegenwirken und müssen trotzdem sehr leiden.


    Nicht alles ist Karma. Es muss eine kausale Verbindungskette vorliegen, sonst ist kein Karma gegeben. Die Menschen, die in dem Flieger ums Leben gekommen sind, dessen Pilot das Flugzeug in Selbstmordabsicht gegen einen Berg in Zentral-Frankreich hat fliegen lassen, hatten keinen Bezug zu diesem Piloten. Sie sind ihm vor dem Flug nie begegnet. Haben ihn also nichts böses tun können. Also gibt es keinen kausalen Zusammenhang zwischen ihnen und der Absturz ist keine karmisch bedingte Sache.


    Ist ein Kausalzusammenhang gegeben stellt sich die Frage, ob Karma zu 100% wirkt oder zu weniger. Nach meiner Meinung wirkt Karma oft nicht 100%-zig. Das schlechte Karma aus dem Holocaust müsste unser Land sonst viel mehr plagen. Es gibt über die Zeit hinweg "Schlupf". So sehe ich das wenigstens. Wenn viele Leute an Deutschland denken, fällt ihnen zuerst ein, dass dies ein reiches Land sei. Der Holocaust kommt erst einiges später. Der Mensch ist eben durch Gier getrieben und so geraten die Dinge in den Hintergrund, weil die Geistesgifte sie verdrängen.


    Zitat

    Jede Handlung..jeder Gedanken kreiert eine wirkung.
    Wir können dieses Leben positiv oder negativ gestalten...aber es kann dich auch härter treffen als andere. Krankheit und Behinderung ist Teil dieser unbeständigen Natur.


    Sehe ich auch so. Schön gesagt.