Beiträge von K-Dorje im Thema „Karma Frage“

    Doris Rasevic-Benz schrieb:

    Zitat

    Niemals, wenn einem Gewalt angetan wird. Auch eine 80-jährige Frau, die vergewaltigt wird, hat nichts dazu beigetragen.


    Ja, so könnte man (zumindest als moderner Europäer) denken. Als bewußte Entscheidung. Man müsste sich dann allerdings darauf einstellen, auch den Begriff von Karma etwas neuzeitlich anzupassen. Also im Sinne von 'Karma findet seine Wirkungsgrenze bei Gewalt gegen ... und wir sind nicht bereit, derartige Handlungen mit Karma zu entschuldigen.' Einige alte Geschichten aus dem Kanon müsste man dann verbuchen unter 'früher gab es z.T. weitergehende, mechanistische Auffassungen von Karma'

    Doris Rasevic-Benz schrieb:

    Zitat

    Das Kind kann nichts dafür. Es ist ausschließlich Opfer.


    Ab welchem Alter würde dann dieser Argumentation nach Karma einsetzen? Erst ab 2 Jahren? Oder 8? Oder niemals?

    Zu der Geschichte mit dem Baby ist natürlich noch zu sagen, dass sie als Gegenargument zu 'nicht ausschließlich Pech gehabt" problematisch ist.
    1) der Ausdruck von Doris 'ein bisschen selbst verantwortlich' beinhaltet 'verantworten ->antworten-> Gegenrede zu etwas. Einem 3 Monate Baby würden wir im deutschen Sprachgebrauch nicht zusprechen, es könne etwas 'verantworten'. Der Ausdruck 'ausbaden' würde Problem 1 schon eher lösen.
    2) Die Sache klingt auch deshalb so fürchterlich, weil wir Europäer im Kontext die Vorstellung mitschwingen haben vom 'reinen unschuldigen Baby'. Die ist erst in der Romantik bei uns Mode geworden und wurde sowohl vorher (siehe allerlei Kindermassenmorde in der Geschichte) als auch heute in anderen Teilen der Welt z.T. deutlich anders gesehen. Tabula Rasa war nie die einzige Auffassung.
    3) Als Widerlegung von 'nicht ausschließlich Pech gehabt' ist das Baby auch deshalb nicht geeignet, weil die Folgerung 'etwas ist fürchterlich -> also kann es nicht sein' unzulässig ist. Das ist im Grunde der Umkehrfehler zum naturalistischen Fehlschluss. Es ist ein Kategorienfehler und entspricht der christlichen Reaktion auf Darwins Entdeckungen.


    Im Prinzip wäre das tatsächlich eine Konsequenz. So formuliert klingt das furchtbar, andersherum formuliert aber findet sich diese These durchaus. Ich habe einige hohe Lamas erlebt (tib. Buddhismus), die sagten: 'Niemand kann dir etwas antun, zu dem du keine karmische Verbindung hast' . Dieser Satz hat mir oft geholfen, Ruhe zu bewahren und z.B. wenig Angst vor Terroranschlägen zu haben.

    Könnte man einen kleinsten gemeinsamen Nenner formulieren, in etwa:
    Es ist nach buddhistischer Auffassung NICHT der Fall, dass ein Opfer von Gewalt ausschließlich Pech gehabt hat, dass es von dem Leiden befallen wurde. D.h., wir kommen eben nicht als weißes unbeschriebenes Blatt auf diese Welt?