Beiträge von Doris im Thema „Karma Frage“


    Ich habe mit dem Rauchen aufgehört. Daher weiß ich, wie das ist, sowohl was das Rauchen anbelangt als auch das Beenden des Rauchens.


    Es sind Begehren und Gewohnheitsmuster gleichzeitig.
    Das Rauchen ist mit einem Erlebnis verbunden, das als positiv gewertet wird. Daraus entsteht das Begehren, dieses Erlebnis zu wiederholen. Das wird dann zum Gewohnheitsmuster. Z.B. kann man die Erfahrung gemacht haben, dass Rauchen vom Stress ablenkt. Dann wird bei der nächsten Stresssituation nach einer Wiederholung der Erfahrung gesucht, und das wird dann zur Gewohnheit.
    Das Begehren, durch Rauchen den Stress abzubauen, weil man das so gewohnt ist, kann dann durchbrochen werden, indem man dann z.B. Atemübungen macht.

    Für mich stellt sich das so dar:


    Wenn ich rauche, dann schädige ich meinen Körper.
    Sobald ich dieser Gewohnheit entsage, hört die Fortdauer der Schädigung auf.
    Die Gewohnheit, also der Drang zur Zigarette zu greifen, kann zu 100% aufhören.
    Damit ist das Karma, also das Gewohnheitsmuster mit dem ganzen Drumherum beendet.
    Dennoch hinterlässt die ehemalige Gewohnheit im Körper gewisse Schädigungen.
    Ich kann auch nach Jahrzehnten, ohne dass auch nur die Spur der Sucht noch vorhanden ist, eine Krankheit entwickeln, die auf die ehemalige Sucht zurückgeht.


    Ähnlich verhält es sich mit den Auswirkungen auf andere Menschen.
    Wenn jemand mal ein Einbrecher war, und sein Verhalten komplett bereut, sich völlig von seinem früheren Verhalten gelöst hat, so bedeutet das nicht, dass damit auch seine Opfer davon erlöst wurden. Auf sie kann sich das immer noch negativ auswirken. Das wirkt also in ihnen weiter, und vielleicht auch auf den Ex-Einbrecher, weil er mit negativer Konfrontation seiner Taten rechnen muss, z.B. in Form von Vorurteilen, Misstrauen, zerbrochenen Beziehungen, Schwierigkeiten einen Arbeitsplatz zu finden.
    Ich glaube nicht an die Wiedergeburt, aber an die Auswirkung aller Taten auf die Wesen, auch den nachfolgenden.

    Spock:

    Wenn ich den Thread richtig zusammengefasst verstehe, dann is das in der Mehrheit wohl so:


    es gibt EIN höheres Prinzip nachdem alles mit allem verbunden is. Wenn jetzt zb einer die Absicht hat einkaufen zu gehen und dann in der Kaufhalle angeschossen wird, dann aufgrund einer magischen Verbindung und der trägt da mit die Verantwortung für. Die Wirkung is dann nich wie er es empfindet, sondern das Geschehen selbst. Die Absicht einzukaufen is da auch nicht so entscheidend, war wohl was ausm letzten Leben, wobei das nichts persönliches is, aber schon direkt die Person betrifft, aber drüber nachdenken sollte er nicht, denn dann wird er verrückt. Also er muss einfach dran glauben, dass das alles so stimmt und das dient dann letztendlich der Bewusstseinsklarheit, wie die Dinge wirklich sind.


    Du bringst es auf den Punkt :rofl:

    Sunu:

    Das Baby erfährt schmerzen, wie sie auch ein Buddha bedingt erfahren ( nicht erleiden!) muss. Das ist aber nichts im Vergleich, zu dem Leid, welches die Eltern des Babys empfinden, die " ihr Baby" sterben sehen.


    Woher willst Du das wissen?
    Bist Du schon einmal hilfloses Gewaltopfer geworden? Auf eine ähnlich extreme Art und Weise? Ich rede nicht von einer Faust in der Fresse bei einem Saufgelage. Sondern was aus der Kategorie Folteropfer, medizinische Versuche im KZ …


    Die Eltern können sich jedenfalls eine Erklärung zurechtbiegen, die sie tröstet, z.B. Karma, Gottes Wege sind unergründlich. Was kann das Baby?

    mukti:

    Ich finde den Karmagedanken hilfreich. Wenn ich z.B. eins auf die Nase kriege muss ich keinen Hass auf den Täter haben. Ich hatte da selber mal ausgeteilt und spüre jetzt deutlich dass es besser ist, Aggression zu unterlassen. Ist auch tröstlich angesichts all der grausigen Vebrechen, man könnte sonst an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifeln.


    Andere finden es hilfreich, dass eine Fee sie durchs Leben begleitet …
    Oder dass die Götter bei einem Festgelage mal wieder eine Wette abgeschlossen haben …

    K-Dorje:

    Doris Rasevic-Benz schrieb:

    Zitat

    Das Kind kann nichts dafür. Es ist ausschließlich Opfer.


    Ab welchem Alter würde dann dieser Argumentation nach Karma einsetzen? Erst ab 2 Jahren? Oder 8? Oder niemals?


    Niemals, wenn einem Gewalt angetan wird. Auch eine 80-jährige Frau, die vergewaltigt wird, hat nichts dazu beigetragen.


    Das Beispiel ist so gut wie alle. Ist doch angeblich ein universelles Gesetz …


    "Zufall" ist ein anderes Wort für die Unmöglichkeit das Netz der Indra zu erkennen.
    Hat aber gar nichts mit irgendeiner Verantwortung oder Teilschuld oder so zu tun.
    Das Kind kann nichts dafür. Es ist ausschließlich Opfer.
    In Bayern sagen wir dazu kurz und prägnant und mit eine gewissen schicksalsergebenen Selbstironie: "Bled glaffa!"


    Würde es sich nämlich so verhalten, wie Du es beschreibst, dann hätten wir alle überhaupt keine Chance uns zu ändern. Es wäre völlig sinnlos. Der Vater müsste sein Kind vergewaltigen. Das Kind müsste die Vergewaltigung erleiden.

    K-Dorje:

    Zu der Geschichte mit dem Baby ist natürlich noch zu sagen, dass sie als Gegenargument zu 'nicht ausschließlich Pech gehabt" problematisch ist.
    1) der Ausdruck von Doris 'ein bisschen selbst verantwortlich' beinhaltet 'verantworten ->antworten-> Gegenrede zu etwas. Einem 3 Monate Baby würden wir im deutschen Sprachgebrauch nicht zusprechen, es könne etwas 'verantworten'. Der Ausdruck 'ausbaden' würde Problem 1 schon eher lösen.
    2) Die Sache klingt auch deshalb so fürchterlich, weil wir Europäer im Kontext die Vorstellung mitschwingen haben vom 'reinen unschuldigen Baby'. Die ist erst in der Romantik bei uns Mode geworden und wurde sowohl vorher (siehe allerlei Kindermassenmorde in der Geschichte) als auch heute in anderen Teilen der Welt z.T. deutlich anders gesehen. Tabula Rasa war nie die einzige Auffassung.
    3) Als Widerlegung von 'nicht ausschließlich Pech gehabt' ist das Baby auch deshalb nicht geeignet, weil die Folgerung 'etwas ist fürchterlich -> also kann es nicht sein' unzulässig ist. Das ist im Grunde der Umkehrfehler zum naturalistischen Fehlschluss. Es ist ein Kategorienfehler und entspricht der christlichen Reaktion auf Darwins Entdeckungen.


    zu 1)
    Wenn ich bei einem Terroranschlag verletzt würde, dann würde ich auch was ausbaden. Ich bin nun keine 3 Monate alt, aber ich fühle mich überhaupt nicht verantwortlich für den Mist. Ich mache auch andere nicht für meinen Mist verantwortlich.


    zu 2)
    Kindermassenmorde sind bei der Tierart Mensch immer schon verpönt. Es widerspricht völlig unserem angeborenen Instinkt. Wir haben als Spezies überlebt, weil wir gerade auf die Ermordung von Säuglingen, die eine extrem lange Zeit versorgt werden müssen, verzichtet haben. Statt dessen funktioniert unser Kindchenschema, das uns auffordert sich um die Kleinen zu kümmern, auch wenn sie nicht unsere Gene tragen, extrem gut. Wir übertragen das sogar auf artfremde, sogar auf kleine Krokodile.
    Tabula rasa hin oder her, spielt keine Rolle. Es ist überall ein Tabu einen Menschen zu töten (mit Ausnahmen). Das gilt auch für Erwachsene, die sind keine Tabula rasa.


    zu 3)
    Selten so einen Schwurbel gelesen.

    K-Dorje:

    Könnte man einen kleinsten gemeinsamen Nenner formulieren, in etwa:
    Es ist nach buddhistischer Auffassung NICHT der Fall, dass ein Opfer von Gewalt ausschließlich Pech gehabt hat, dass es von dem Leiden befallen wurde. D.h., wir kommen eben nicht als weißes unbeschriebenes Blatt auf diese Welt?


    Verstehe ich nicht.
    Du würdest also sagen, dass ein 3-monatiges Baby, das vergewaltigt wird, und dessen Eingeweide zerfetzt worden sind, ein bisschen selbst dafür verantwortlich ist?