Beiträge von mukti im Thema „Insekten töten“

    Mahr:
    mukti:


    Ist das eine Reaktion auf mein Erlebnis mir der Schlange, von dem ich hier erzählt habe? Jedenfalls ist mir klar geworden, dass ich soweit noch nicht bin. Kommt aber auch auf Tempo, Steigung und das Alter drauf an.


    Ja war es. Aber nicht auf dich bezogen, weil ich nicht das recht habe dich da zu kritisieren und das auch gar nicht will. Ich weiß auch nicht ob ich das könnte, ich kann es nur vermuten. Bisher habe ich nur instinktiv sehr viel Zeit dafür hergegeben mich mit dem Leben oder nicht Leben von Tieren auseinander zu setzen und keine Schrammen und Beulen.


    Für mich ist es immer erfreulich wenn sich jemand mit Gewaltlosigkeit auch gegenüber Tieren auseinandersetzt ! In der Praxis ist es halt manchmal nicht so einfach.

    Es ist interessant, Wespen zu beobachten. Sie sind ziemlich clever - wenn sie gegen eine Scheibe fliegen, suchen sie so lange bis sie den Ausgang finden. Manch andere Insekten begreifen nicht dass es da nicht durch geht und versuchen es immer wieder bis sie vor Erschöpfung sterben. Staatenbildende Insekten haben eine genaue Arbeitsteilung, wo alles dem Wohl des Ganzen dient, ausgelegt auf Nachkommenschaft. Die Wespen schaben an altem Holz und machen Papier draus zum Nestbau. Wenn eine im Nest ankommt mit einem Kügelchen, vermutlich Holzmasse, wird sie empfangen und es wird ihr abgenommen. Dabei berühren sie sich ausgiebig mit den Fühlern - das ist ihre Sprache, die Verständigung. Am Nestrand stehen immer Wächter, die mich aufmerksam beobachten wenn ich in die Nähe komme. Und sie werden nie Beute einer Spinne, weil sie kräftig genug sind sich von dem Klebstoff des Spinnennetzes zu befreien. Ja das ist eine eigene kleine Welt.

    Sherab Yönten:


    Steht aber nicht im Palikanon auch geschrieben, dass eine Person Fleisch essen darf, solange es nicht explizit für sie getötet wurde? Man würde es hier den Schlachtern überlassen, das Fleisch zu töten und könnte trotzdem das Fleisch essen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.


    Das ist eine Mönchsregel, wobei das Annehmen von Fleisch nicht erlaubt ist, wenn sich auch nur vermuten lässt, dass das Tier für den Mönch geschlachtet wurde. Ansonsten essen Mönche nur einmal am Tag um den Körper zu erhalten und sollten nicht wählerisch sein bei dem was sie bekommen. Für einen Laien, besonders heutzutage in den Industrieländern, ist die Auswahl geradezu gigantisch. Imho eine Selbstverständlichkeit die Tierfabriken nicht zu unterstützen.


    Sherab Yönten:


    Ein ähnliches Problem hatte ich mit den Wespen (um wieder zu den Insekten zu kommen). Ich habe tatsächlich einen Kammerjäger kommen lassen. Der hat die Wespen zwar nicht direkt getötet, sondern Schaum vor deren Eingang gesprüht - dadurch konnten die Wespen, die im Nest waren aber nicht mehr raus und die, die draußen waren, waren von ihrer Königin abgeschnitten. Ich habe das damals als eine Art "Notwehr" empfunden, weil das Wespennest direkt vor unserem Schlafzimmer war, aber im Grunde war es auch nichts anderes wie ein "Auftragsmord".


    Naja "Mord" bezieht sich eher auf das Töten von Menschen, aber ein Auftrag für das Töten von Lebewesen war es schon, auf eher grausame Art würde ich sagen. Aber jetzt ist es nun mal geschehen, im nächsten Frühling könnt ihr ja eine Generalinspektion machen ob sich wo ein Nest bildet. Entfernt man es ganz am Anfang, bauen sie sich anderswo ein neues.

    Lucky:


    Schlimmer als selbst zu töten ist, heuchlerisch es anderen zu überlassen.
    Wenn ein Metzger seine Arbeit hinschmeißt, kann er dann ein Schüler des Buddha werden?


    Klar kann er das, sogar der ehemalige Massenmörder Angulimala wurde Schüler des Buddha.
    Anderen überlassen ist auch nicht gut, weshalb für mich Vegetarismus oder Veganismus angebracht ist.


    Weil es im Thread um Insekten geht - auf Badeplätzen wird viel Gift versprüht um die Gelsenlarven zu töten. Man kann sich aber anderweitig schützen. Bei Hitze kommen keine Gelsen, da vermeidet man die Nähe von Gebüsch, wo sie sich aufhalten. Ansonsten gibt es jede Menge Möglichkeiten sie vom Stechen abzuhalten. Ich kannte einen Mönch der sie sogar hat saugen lassen: "Lass sie, sie wollen nur fressen". Allerdings wird er das bei einer Attacke durch einen großen Schwarm auch anders gesehen haben. :doubt: Bei der Meditation im Wald schützen sich die Mönche mit Netzen.

    Die Grenze ist meines Erachtens bei der Absicht zu suchen - wann ist Töten nötig und wann nicht?
    Präventives Töten, also ein Lebewesen umzubringen weil es möglicherweise Schaden anrichten könnte, ist ein sehr heikler Bereich. Zecken drehe ich mit der Pinzette aus meinem Körper raus, manchmal überleben sie das sogar. Eine hat mir mal Enzephalitis beschert, und viele übertragen Borreliose. Zecken die frei herumlaufen töte ich nicht, da müsste man ja alle töten. Also töten nur bei unmittelbarer Bedrohung, und nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. Und ein Metzger oder ein Soldat kann kein Schüler des Buddha sein, steht im PK, was für mich nachvollziehbar ist.

    Carneol:

    Wir haben mal einen Karpfen aus dem Fischladen geholt, da war ich noch Kind. Als ich erschrak, weil er mir halb aus der abgedeckten Schüssel sprang, meinte meine Mutter, das wären nur automatische Reaktionen der Nervenbahnen, der Fisch merke davon nichts mehr... Ob das wirklich so ist? Erinnert mich an unsere Diskussion über Organtransplantation und sichtbare Bewegungen nach dem festgestellten klinischen Tod...


    Das sagt man so zur Beruhigung, aber ich bin überzeugt dass es nicht so ist. Wenn man nicht völlig abgestumpft ist oder es absichtlich verdrängt dann spürt man das unfassbare Entsetzen eines tödlich verletzten Lebewesens. So wie es einem selber in einer solchen Situation ergehen würde.Solange eben noch Bewusstsein da ist und keine Ohnmacht besteht. Es mag aber verschiedene Intensität des Leids dabei geben, die vermutlich abhängt vom Grad des entwickelten Bewusstseins. Das wäre dann bei einem Insekt weniger, bei Pflanzen so gut wie gar nicht vorhanden.
    Wenn der menschliche Geist durch höchste Ent-wicklung keine fixe Ich-Vorstellung mehr hat, ist das Leid am Geringsten, was Tieren allerdings unmöglich ist. So sehe ich das jedenfalls.

    Carneol:


    Ist doch gut, wenn du nicht vom Fahrrad gestürzt bist! :grinsen: da würde ich mal sagen "Glück gehabt", auch wenn es dir nachher um die Schlange leid tut. Wenn du sie nicht überfahren hättest, dann hätte das jemand anderes gemacht.


    Es ist auch eine sehr steinige und steile Straße, eine Bremsung hätte die Schlange nicht gerettet, man hätte den Lenker rumreißen müssen und sich eventuell den Hals brechen. Die habe ich nur am hinteren Ende erwischt, aber drei andere habe ich unabsichtlich halbiert, zwei mit dem Rasenmäher und eine mit dem Spaten. Das ist so dass der halbe Leib weit in die Höhe schnellt und sich eine Weile noch windet, und du verstehst was Dukkha ist. So ist das wenn man sich meistens in der Natur aufhält, man ist ein Killer wider Willen und hat Teil an diesem Schlachtfeld Natur. Diese Welt ist wahrlich ein Gruselkabinett obwohl es keiner wahrhaben will solange er nicht selber dran ist. Einzig recht hatte nur der Buddha und diejenigen die ihm nachfolgen.

    Mahr:

    Ich will nicht töten, weil ich alle fühlende Wesen als nicht-getrennt von mir erlebe und umgekehrt. Für mich ist es wichtiger es zu schaffen diese Verbundenheit so stark zu empfinden, dass ich vom Fahrrad stürzen würde um die Schlange nicht zu überfahren. Das ist Mitgefühl.


    Ist das eine Reaktion auf mein Erlebnis mir der Schlange, von dem ich hier erzählt habe? Jedenfalls ist mir klar geworden, dass ich soweit noch nicht bin. Kommt aber auch auf Tempo, Steigung und das Alter drauf an.

    Arthur1788:

    Oder wie seht Ihr das?


    Ganz ähnlich, weshalb ich Vegetarier bin und mich in Richtung Vegan entwickle.


    Habe übrigens kein Auto, vor ein paar Tagen bin ich mit dem Fahhrad über eine Schlange gefahren. Da wurde klar dass bei der Entscheidung - entweder Sturz oder Schlange - die Wahl während eines Sekundenbruchteiles spontan auf die eigene Unversehrtheit fällt. Ist aber auch eine verdammt steile Straße die ich da bergab gefahren bin. Ansonsten tut man was man kann, manchmal noch ein bisschen weniger. Ich arbeite daran.


    Im Prinzip ist es der sanftere Weg den natürlichen Lauf der Dinge ein wenig zu unterstützen, als selber zu töten, finde ich.


    Kommt auch darauf an welche Probleme man durch Lebewesen bekommt. Abgesehn davon dass manche etwas lästig sein können, gibt es auch immer einen Kampf um die Nahrung, das hat sich bis heute im Prinzip nicht geändert.
    Z.B. sind in meinem Garten Massen von spanischen Wegschnecken, die alles Gemüse im nu verzehren würden. Es gibt aber auch Schnecken namens Tigerschnegel, welche die Wegschnecken und ihr Gelege mit großem Appetit auffressen. Die Schnegel sind mir hochwillkommen, die Wegschnecken trage ich woanders hin, wenn ich sie antreffe.
    Ich freue mich auch über die streunende Katze die nach Wühlmäusen gräbt und wünsche mir sehnlich ein Mauswiesel herbei. Die Katze kriegt vielleicht dann mal ein komfortables Häuschen, die Bussarde einen praktischen Ansitz.


    Man kann dem Ganzen aus dem Wege gehen und das Gemüse am Markt kaufen, dann erledigen andere Menschen die Schädlingsbekämpfung indem sie alle vernichten, inclusive sämtlicher Unbeteiligter, die gerade zur falschen Zeit am falschen Ort sind.

    Arthur1788:

    Die Frage ist doch, wo die Grenze von "unnötigem" zu "nötigem" Töten verläuft. Ich sehe es nicht ein, eine Stechmücke leben zu lassen, wenn sie mich und andere Menschen um den Schlaf bringt und mit ihren Stichen verletzt.


    Unnötig ist es jedenfalls wenn es andere Schutzmaßnahmen gibt, wovon ich weiter oben einige aufgezählt habe. Töten sollte die allerletzte Option sein, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt und wirklich Gefahr besteht. Es soll aber auch Mönche geben die unter keinen Umständen absichtlich töten würden. Für die Wohnräume sind Netze am Fenster ausreichend, allenfalls gibt es auch ein Netz das man über das Bett hängen kann.

    Arthur1788:

    Meiner Meinung nach steht das Recht des Menschen auf körperliche Unversehrtheit deutlich über dem Lebensrecht einer Stechmücke.


    Wie seht Ihr das?


    Da bin ich entschieden anderer Meinung, obwohl ich gestehe dass mir auch manchmal die Hand auskommt wenn sie es zu arg treiben. Gewöhnlich verwende ich Schutzspray, Räucherungen etwa mit Palisanderholz, ätherisches Zitrusöl, Insektennetze, helle Kleidung oder Schutzkleidung. Weil ich überzeugt bin dass ich kein Recht habe Leben zu beenden wegen einem juckenden Gelsendübbel.
    Leider lässt sich das Töten und Verletzen nicht gänzlich vermeiden, aber so weit wie möglich reduzieren.