Beiträge von Sudhana im Thema „Gesucht: Buch zu buddhistischen Meditationen vorallem Visualisierungen“

    pamokkha:

    Im Visuddhimagga wird buddhānussaṭi nicht als Visualisierung gelehrt, was ich recht überraschend fand.


    Nun ja - 'Objekt' ist ja streng genommen nicht der Buddha selbst, sondern seine 9 guṇa ("Tugenden, Verdienste"). Wobei die Möglichkeit, statt rein mentaler Vergegenwärtigung dieser Qualitäten auch in Form von achtsamer Rezitation der guṇa zu üben, natürlich insbesondere auf die nembutsu-Rezitation verweist. Entsprechend ist auch devānussaṭi keine Visualisierung von devas sondern das Bezeugen der eigenen guṇa durch die devas.


    Überraschend finde ich vor allem, dass nach Buddhadhosa diese Praxis "bloß den edlen Jüngern [d.h. jenen, die zumindest den Stromeintritt erlangt haben] vollkommen" gelingt, "denn bloß ihnen sind die Vorzüge des Erleuchteten [...] vollkommen klar". Das zeigt mE deutlich, dass es sich - anders als im Amidismus - hier nicht um eine devotionale Praxis handelt. Am Ende des 7. Visuddhimagga-Kapitels findet sich dann auch ein Hinweis, dass bei denen, die aufgrund geringerer Voraussetzungen diese Praxis nicht "vollkommen" ausüben, das visuelle Element (noch) eine Rolle spielt - und warum es in der "vollkommenen Praxis" abgelehnt wird:

    Buddhaghosa:

    Trotzdem aber soll auch der mit geläuterter Sittlichkeit und mit den andern Tugenden ausgestattete Weltling diese Betrachtungen erwägen; denn auch in demjenigen, der der Vorzüge des Erleuchteten usw. gedenkt, erheitert sich auf Grund des Nachdenkens sein Geist, kraft dessen er die Hemmungen zurückdrängt und, erfüllt von hoher Freude, den Hellblick entfaltend, die Heiligkeit verwirklichen mag, gleichwie der in Kata-Kandara wohnende Ordensältere Phussadeva. Jener Verehrte, so heißt es, sagte sich beim Anblick eines vom Mahr gezeugten Bildnisses des Erleuchteten also: 'Dieser da, obgleich noch voll von Gier, Haß und Verblendung, leuchtet schon so! Wie muß da erst der Erhabene leuchten, der gänzlich frei ist von Gier, Haß und Verblendung!' Nachdem er auf diese Weise die mit der Vorstellung des Erleuchteten verbundene Verzückung gewonnen hatte, entfaltete er den Hellblick und erreichte die Heiligkeit.


    (Visuddhimagga-Zitate nach Nyanatiloka)


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    Fred1234:

    Kennt jmd ein Buch indem es um buddhistische Visualisierungen geht?


    Um Axels berechtigten Einwand

    Axel:

    Diese Visualisierungen finden in einem gewissen Kontext statt, der von einem Lehrer glehrt und vom Schüler verstanden werden muss. Ich wüsste nicht, was ein Buch da bringen sollte.

    zu verdeutlichen: "buddhistische Visualisierungen" sind nur dann "buddhistisch", wenn sie in einem Kontext stehen. Dieser Kontext ist der edle achtfache Pfad bzw. dessen drei Aspekte: ethisches Verhalten / Einsicht und Verstehen / geistige Ausrichtung. Visualisierungstechniken gehören zum dritten der genannten Aspekte. Für sich alleine - getrennt von den anderen Aspekten - ausgeübt sind sie zwar nicht sinnlos (so entwickeln sie z.B. die Konzentrationsfähigkeit), aber eben nicht "buddhistisch".


    So ist die hier genannte kasiṇa-Meditation nach meinem Verständnis lediglich ein Training der Konzentrationsfähigkeit, das wiederum eine Grundlage gibt für eigentliche buddhistische "Meditation". Um das mal systematisch zu sortieren: die 10 kasiṇa gehören zu den 40 Meditationsobjekten (kammaṭṭhāna, "Arbeitsplätze"). Insofern die kasiṇa visuelle Meditationsobjekte sind, wurden sie hier mE zu Recht genannt.


    Die kammaṭṭhāna werden nun nicht alle geübt - sinnvollerweise bespricht man sich mit einem Lehrer, mit welchen man sinnvollerweise übt. Das hängt vor allem von der Persönlichkeitsstruktur des Schülers ab. Mit kasiṇa bzw. einem davon kann man hingegen schon ohne einen Begleiter üben - man wählt sich (ggf. nach ein wenig experimentieren) das, was einem am meisten zusagt bzw. den besten Zugang bietet. Wie gesagt, geht es da *nur* um Entwicklung von Konzentrationsfähigkeit. Das dafür geeignete "Buch" als Anleitung wurde schon genannt - das Visuddhimagga.


    Wie ebenfalls schon erwähnt, scheint die kasiṇa-Meditation zumindest im Westen nicht sehr gebräuchlich zu sein. In der Regel wird zur Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit bevorzugt mit ānāpānasati (Achtsamkeit auf den Atem) gearbeitet, das im oben erwähnten System der 40 kammaṭṭhāna zu den 10 'Vergegenwärtigungen' (dasa anussatiyo) gehören. Unter diesen findet man dann auch den Ansatz, der zum Ursprung von dem wurde, was man im Mahāyāna-Kontext als Visualisierungen kennt - das buddhānussaṭi.


    Insbesondere gilt das für die amidistische Richtung des Mahāyāna, dessen Praxis auf dem buddhānussaṭi aufbaut bzw. eine entwickelte und verfeinerte Form davon ist. Da speziell in den japanischen Reines-Land-Schulen mW nur noch mit dem nembutsu (das der Mantra-Technik verwandt ist) gearbeitet wird, wird häufig übersehen, dass vor allem in deren chinesischen Vorläufern Visualisation eine wichtige Rolle spielte. Eines der drei Hauptsutren dieser Richtung, das Amitāyurdhyāna Sūtra (Sutra der Amitāyus-Meditation) enthält denn auch als Kern seiner Lehren 16 Visualisationen. Das wäre hier das passende "Buch".


    Auch in den tibetischen Schulen gibt es eine Art buddhānussaṭi-Meditation (auf dem 'Sutra-Level'). Darüber hinaus jedoch eine Vielzahl von Formen auf dem 'Tantra-Level', in denen mit der Visualisierung von yi-dam / lhag-pa’i lha gearbeitet wird. Ich bezweifle sehr, dass es dazu ein "Buch" gibt - insbesondere hier gilt, dass das arbeiten mit solchen Techniken ohne intensives Studium des jeweils zugehörigen Tantra und die Begleitung durch einen erfahrenen Lehrer weder sinnvoll noch empfehlenswert ist. Das geht dann auch nicht wirklich ohne solide Grundlage - ist also nichts für Anfänger.


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