jianwang:Mein Meister sagte immer, wir müssten ein "warmes Gefühl für euch" beim Sitzen entwickeln.
Ich denke, das deckt sich mit Euren Vorstellungen.
Ja, so sehe ich das auch.
Durch diese Wärme, entspannt man sich. Das öffnet der Innenschau die Tür. Und tut dann auch weniger weh. Sowohl körperlich als auch psychisch.
Wenn ich mir gegenüber Wohlwollen entwickle, dann fällt es mir leichter, mich meinen Unzulänglichkeiten gegenüber zu öffnen. Denn nun darf ich mir meine Fehler eingestehen, ohne dass ich Angst haben muss, ungeliebt zu sein.
Ich stelle mir – oh weh, eine Ferndiagnose! – jemanden wie Trump vor, den ich im Innersten für zutiefst ungeliebt vermute. So jemand kann nicht um Entschuldigung bitten, kann keine Fehler korrigieren, kann sich nicht um die Bedürfnisse Anderer sorgen … kann auf nichts verzichten, dass sein Ego gefährden kann. Denn dann bräche das Ungeliebte aus ihm heraus und er würde in sich zusammenfallen. Aber jemand, der sich liebt, und damit alle, der kann das. Denn er weiß um seine Fehlbarkeit und Schwäche, die sich nicht von der Fehlbarkeit und Schwäche der Anderen unterscheidet. Sich selbst liebend, liebt er die Anderen und die Anderen liebend, liebt er sich selbst.
Für mich ist das jetzt keine schöne Sonntagspredigt, sondern ein Resultat meiner eigenen Erfahrung. Im Grunde kennen die Meisten das auch: Wie schön empfinden wir die Welt, wie liebevoll betrachten wir die Menschen, wenn wir glücklich verliebt sind, uns also uneingeschränkt angenommen fühlen. Wie gruselig empfinden wir die Welt, wenn wir verlassen worden sind. Ein mit sich selbst unglücklicher Mensch befindet sich im Dauer-Liebeskummer. (Es ist an dieser Stelle nicht nötig darauf hinzuweisen, dass Verliebtheit eine Art Drogenrausch ist. Ich denke, Ihr wisst schon, wie das gemeint ist. )