Beiträge von K-Dorje im Thema „Diamantweg was haltet Ihr davon“

    Emotional habe ich das auch so erlebt, wie du. Nachdem ich ein wenig länger dabei geblieben bin, habe ich zwei Punkte begriffen:
    1. Ole Nydahl bedient eine bestimmte Zielgruppe. Ich habe Menschen kennengelernt, für die ist seine Herangehensweise genau passend und nicht selten sogar der einzige Zugang für sie zum Buddhismus. Manche wollen/können sich eben gar nicht mit dem PK auseinandersetzen, sondern sind vollauf glücklich mit Guruyoga, Vajrasattva und einigen Beschützern. Ich bin Ole heute dankbar dafür, dass er sich dieser Klientel annimmt. Die Leute, mit denen man tiefer diskutieren kann gibt es auch, aber es sind nicht so viele und die trifft man eher in Indien im KIBI. Man darf nicht aus den Macken der Leute in den Zentren verallgemeinern, wie gut oder fragwürdig die ganze Linie ist. Am Ende kommt es vor allem darauf an, wie leistungsfähig ich selber bin.


    2. Bei Diamond Way ist mir klar geworden, dass neben dem Weg des Anhäufens und Diskutierens von Wissen eben auch andere Wege gangbar sind, um zu Buddhas Ziel, dem Ende des Leidens, zu kommen. Schaut man sich die Lebensgeschichten vieler Mahasiddhas an, dann hat ein beachtlicher Teil von ihnen wohl niemals über den PK diskutiert. Sie haben es statt dessen über bestimmte Meditationspraktiken zu Mahamudra Siddhi gebracht. Reicht. Diese Leute sind über die buddhistische Ziellinie gekommen. Im Gegensatz zu manchem Intellektuellen, der nur verbal zerpflückt, was andere vor ihm gesagt haben, dabei dem Ende des Leidens aber nur unwesentlich näher gekommen ist. Diamond Way hat sich für mich als eine sehr praktisch arbeitende Linie dargestellt, von der ich denke, dass sie für eine bestimmte Klientel ihre Berechtigung hat. Ich habe sehr viel Meditation dort gelernt und bin dankbar dafür. Für meine Exo-Tibetischen Bedürfnisse bin ich dann eben woanders hingegangen. Und heute gehe ich gar nicht mehr dort hin.

    Ich bin von 1992- 2005 zu Diamond way gegangen. Meine Gefühle in den Zentren waren immer eine Mischung zwischen großartig und befremdlich.
    Großartig war die Atmosphäre, die frische unbefangene Art von Ole und seine Erklärungen. Dieser Mann hatte in seinen Vorträgen immer etwas zu sagen für Anfänger, für Leute mitten auf dem Weg und für Fortgeschrittene.
    Befremdlich fand ich schon 1992 sein Islambild, aber das hat mich nie davon abgehalten, die Dinge anders zu sehen, weil ich sie anders erlebt hatte.
    Befremdlich fand ich auch die Betonung der Hingabe, aber das war eher mein Problem. Ich war damals zu verkopft, zu intellektuell und habe alles theoretisiert. Karmapas Weg hat mir die Augen (den Mind) dafür geöffnet, dass es hinter allen Theorien auch noch Raum gibt, indem man vorkommen und agieren kann. Was zu Anfang für mich eher abstoßend war, stellte sich im Nachinein als das Beste heraus, was mir passieren konnte.
    Diamond Way hatte damals auch deshalb viel zu bieten, weil Shamarpa, Hannah Nydahl, Khenpo Tschödrak u.a. viel Dharma-Substanz hinter die attraktive Fassade gebracht haben. Inwiefern die heutigen Reiselehrer dieses Niveau erreichen, weiß ich nicht.
    Glücklicherweise fand ich in den Gruppen auch immer Leute, die ganz unbefangen und souverän getrennt haben zwischen Dharma und Kult (Marotten von Lehrer und Schülern). Diese Leute waren zwar eher die Ausnahme, aber wichtig für meine eigene Entwicklung.


    Insgesamt kann ich Shamarpa zustimmen, der sinngemäß gesagt hat: Den makellosen Lehrer werdet ihr nicht finden, in der Sangha wird es immer auch problematische Typen geben. Willkommen in Samsara. Na und? Gebraucht euren Verstand, lernt zu unterscheiden, geht den Weg des Dharma. Und eines Tages werdet ihr sehen, dass genau diese Unvollkommenheiten wichtige Dinge waren, an denen ihr gelernt habt und über die ihr hinausgewachsen seid.