Beiträge von Doris im Thema „Alzheimer und die Vergänglichkeit Nibbanas.“

    Sicher gibt es die Fälle, die für die Aussenstehenden relativ unkompliziert zu sein scheinen. Es gibt sicher Erkrankte, die nicht die ganze Bandbreite der Symptome bekommen. Darunter kann auch jemand sein, der sich mit dem Dharma beschäftigt hat (was überhaupt nichts darüber aussagt, wieviel er verstanden hat). Aber wir können nicht einfach sagen, dass es so ist und über Dinge spekulieren, die wir nicht wissen.
    Es ist eine Erkrankung des Gehirns. Ich trau mich wetten, dass wenn einem als verwirklicht geltenden Menschen mit einer Sonde ein bestimmtes Hirnareal gereizt wird, dass er so reagiert wie jeder andere auch. Auch ein Verwirklichter mit Schlaganfall wird dieselbe halbseitige Lähmung erfahren, wie ein Normalo.
    Der Witz bei der ganzen Meditationsgeschichte ist ja, dass wir die Plastizität unseres Gehirnes nutzen. Wir trainieren bestimmte Hirnregionen. Aber wenn die kaputt gehen, und es biologisch nicht möglich ist, dass andere Regionen deren Aufgabe übernehmen können, dann ist das einfach weg. So wie einem der abgetrennte Arm nicht mehr anwächst, Erleuchtung hin oder her.
    Ob Übung in Meditation was gegen die Ängste bewirken kann? Wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass wir diese Areale künstlich stimulieren oder ruhigstellen können. Und das ist sicher nicht kontrollierbar, wenn da so eine Sonde drinsteckt.


    Was ich mir vorstellen kann, gerade wegen der Plastizität, dass bestimmte Gewohnheiten, die sehr sehr tief verankert wurden, und in Regionen liegen, die noch einigermaßen intakt sind, noch eine ganze zeitlang einigermaßen gut funktionieren können. So wie Demenzerkrankte noch gut Fähigkeiten abrufen können wie Lieder aus der Kindheit oder Tanzen. Aber irgendwann ist auch das weg oder zumindest gibt es keine Reaktionen mehr darauf. Wer weiß schon, was in so einem Kopf dann vorgeht?

    Nuovo:


    Liebe Doris, wo liest du heraus das jemand sagt dies wären alles thatagatas? Ich dachte die Frage war eher inwieweit der Geist auf der Entwicklungsstufe bleibt die er vorher bereits erreicht hat wenn man trotz allem das traurige Karma hat diese Krankheit zu bekommen. Das was du beschreibst sind ja in der Regel Menschen, die in ihrem Leben nie praktiziert haben. Also sind sie natürlich in ihren störgefühlen verhaftet. Und das ein mitfühlender Geist in dieser Arbeit enorm wichtig ist, gerade um diese Menschen in ihren Panikattacken zu beruhigen kannst du sicher auch bestätigen. Dazu muss man nicht hoch verwirklicht sein.


    Genau diese Frage kann niemand beantworten. Daher ist das alles müßige Spekulation. Brainfuck.
    Woher willst Du wissen, ob diese Leute nie praktiziert haben? Woher willst Du wissen, dass Erfahrung mit Meditation irgendwas ändern könnte?
    Wir wissen das schlicht nicht. Erst wenn wir selber dement werden. Und dann ist es uns vielleicht egal.


    Wenn ein Mensch mit Demenz sich die Kacke aus den Windeln holt und damit Wand und Boden beschmiert, so hat das sicher nichts mit Störgefühlen zu tun. Wenn jemand den Orientierungssinn verloren hat und deshalb umherirrt, dann sind die Ursache keine Störgefühle.


    Um zu helfen, muss man kein bisschen verwirklicht sein, weil es bereits Verwirklichung ist.


    Ich sehe Demenz nicht als trauriges Karma an, sondern als Erkrankung des Gehirns. Das hat nach meinem Verständnis nichts mit Karma zu tun.

    jianwang:

    Doris
    Das, was Du beschreibst, habe ich beim Schwiegervater (glücklicherweise) nicht erlebt. Ich kann und habe nur darüber geschrieben, was mir auffällig war und was ich in 6 Jahren täglich erlebte.


    _()_


    Ich habe Dich auch nicht gemeint.
    Du hast einfach nur Deine Beobachtung beschrieben, ohne Spekulation.


    Was ich beschrieb, ist der Alltag in Heimen und wahrscheinlich auch daheim, und trifft auf die meisten Erkrankten zu.
    Natürlich gibt es auch die glücklichen Gesichter. Nils beschreibt das so schön. Manchmal berichtet mir das auch mein Mann, der in der Altenpflege mit Dementen in den letzten Stadien der Erkrankung arbeitet.

    Ich bin wirklich baff erstaunt, wie viele Foristen des Butterlandes in Altenheimen mit Demenzkranken arbeiten. Vor allem müsst Ihr das schon über Jahrzehnte machen und einen wirklich guten Einblick in die Welt der Erkrankten haben, also in ihre Köpfe eindringen können. So was schafft man wohl bloß, wenn man schon kurz vor der Buddhaschaft ist, alle 10 Jhanastufen durchlaufen hat und überhaupt …
    Chapeau!


    Unsereiner muss sich halt weiter mit Windeln, Schreien, Schlagen, Kratzen, Füttern, Weglauftendenzen, Ängsten, überall verschmierter Kacke, Absaugen, Bettüberziehen, Dekubitusbehandlung, Duschen, Nachtstühlen … herumschlagen. Wahrscheinlich sehen wir das in unserer unerleuchteten Weise alles falsch, und das sind alles Handlungen von Menschen im Sosein, also Thatagatas.