Beiträge von mukti im Thema „Demut“

    Was sagt eigentlich der Duden zur Etymologie?


    Zitat

    mittelhochdeutsch dēmu(o)t, althochdeutsch diemuotī, zu: diomuoti = demütig, dionōn (dienen) und muoti (Mut), also eigentlich = Gesinnung eines Dienenden
    mittelhochdeutsch, althochdeutsch muot = Gemüt(szustand); Leidenschaft; Entschlossenheit, Mut


    Wenn nun Dienen das Gegenteil von Herrschen ist, dann ist Demut in gewisser Hinsicht heilsam, Herrschen unheilsam. Dem Wirken des Buddha lag nicht die Absicht zugrunde andere zu beherrschen, sondern die Lehre dient der Beseitigung von Unwissenheit und der Leidbefreiung. Es gibt eine starke Tendenz im Menschen sich über andere zu stellen, besser zu sein, zu dominieren und zu beherrschen. Eine Neigung die stets sehr viel Unheil anrichtet in der Welt und großes Leid verursacht. Also Demut als Gegenteil von Hochmut. Herrschen ist heilsam als Selbstbeherrschung, wenn es auf die Beherrschung der eigenen Triebe gerichtet ist.


    Nun hat der Begriff "Demut" in der abendländischen Tradition den Beigeschmack von Unterwerfung:

    Zitat

    Der Ausdruck Demut kommt von althochdeutsch diomuoti (‚dienstwillig‘, also eigentlich ‚Gesinnung eines Dienenden‘) und wurde von Martin Luther zur Übersetzung des biblischen Ausdrucks ταπεινοφροσύνη tapeinophrosýnē (altgriechisch) bzw. dessen lateinischer Übersetzung humilitas benutzt. Im christlichen Kontext bezeichnet Demut die Haltung des Geschöpfes zum Schöpfer analog dem Verhältnis vom Knecht zum Herrn.... (Wikipedia)


    Die Überbetonung der eigenen Minderwertigkeit, die bei bestimmter religiöser Gesinnung nicht nur einem Schöpfer, sondern auch dessen Vertreter und allen amtierenden Autoritäten, in radikalen Formen allen Lebewesen entgegengebracht wird, ist im Buddhismus nicht gefordert. Förderlich ist das Vertrauen:


    Zitat

    Was aber, ihr Mönche, ist die Kraft des Vertrauens? Da besitzt der edle Jünger Vertrauen; er glaubt an die Erleuchtung des Vollendeten, so nämlich: 'Dieser Erhabene, wahrlich, ist ein Heiliger, vollkommen Erleuchteter, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unübertreffliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.' Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft des Vertrauens. (A.V.14)


    In der Überlieferung gibt es keine Stelle aus der hervorginge, dass der Buddha die Lehre jemandem aufgezwungen hätte. Aufgrund der Einsicht den Weg aus der Unwissenheit nicht zu kennen, mag man sich der Führung durch jemanden anvertrauen, der ihn gemeistert hat. Bei mangelnder Einsicht in die eigene Unwissenheit und der Notwendigkeit sie zu beseitigen gibt es keine Diskriminierung. Nachdem der Buddha erklärt hat wie sich die Dinge verhalten, sagt er: "Tue was du für richtig hältst", offenbar mit völligem Gleichmut.
    Es gibt weder eine Gesinnung der Minderwertigkeit noch der Überlegenheit zu entwickeln. Wenn aber nun keine Gleichheit mit anderen besteht? Dazu sagt die Lehre: "Nicht darunter, nicht darüber, nicht gleich". Es ist letztlich gar nicht nötig sich überhaupt mit anderen zu vergleichen.


    Das Vertrauen in die Erhabenheit des Buddha und die Wirksamkeit der Lehre impliziert keine übertriebene Unterwürfigkeit, kein Herr/Knecht Verhältnis. Es ist eher ein Aufzeigen als ein Anordnen. Nützliche Regeln wurden im Anlassfall aufgestellt und nicht aus Willkür. Schließlich ist Sinn und Ziel des Weges die Befreiung und nicht eine Beziehung zu einem Gott, auch nicht zu einem Buddha. Insofern hat der Begriff "Demut", so man ihn überhaupt verwenden will, im Buddhismus eine andere Bedeutung als im Christentum.

    Immerhin bin ich demütig genug, zuzugeben, dass ich nicht demütig genug bin. Z.B. vieles Töten, sicher nicht alles, ließe sich mit etwas Aufwand vermeiden. Ein Tier hat keine Wahl und ich denke dass die Entwicklung von größtmöglicher Gewaltlosigkeit zum Menschsein dazugehört.

    accinca:
    mukti:

    Jedenfalls im Christentum sind nicht alle bereit dafür zu morden, es gibt äußerst friedliche und wirklich demütige Anhänger unter ihnen, die sogar lieber selber sterben bevor sie andere töten müssten.


    Es glauben ja auch nicht alle für Mord, Folter und Scheiterhaufen
    auch noch belohnt zu werden. Es gibt ja auch noch Leute die sich
    hinsichtlich eines solchen Gottes noch einige Bedenken bewahrt haben.


    Im Christentum bestimmt. So wie Buddhisten glauben dass sie dafür nicht belohnt, sondern in der Hölle gequält werden hinsichtlich eines Kamma-Vipaka Gesetzes.

    Jedenfalls im Christentum sind nicht alle bereit dafür zu morden, es gibt äußerst friedliche und wirklich demütige Anhänger unter ihnen, die sogar lieber selber sterben bevor sie andere töten müssten.

    Laut Duden besteht Demut

    Zitat

    in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten, begründete Ergebenheit.


    Eine andere Definition, mal irgendwo aufgeschnappt: "Demut ist die Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit".


    Der Begriff hat ja den christlich-traditionellen Beigeschmack von Unterordnung, besonders unter einen Gott - das Aufgeben des Eigenwillens und der Selbstbestimmung durch Ergebenheit in den Willen Gottes. Etwa bei Franz von Assisi: "Wir sind allen untertan, sebst den wilden Tieren wenn sie uns zerreißen, so es ihnen von Gott gestattet ist."


    Diese vollkommene Fügsamkeit klingt bei Buddha im Gleichnis der Säge an (M.21).
    Was immer einem auch angetan wird...

    Zitat

    'Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen': also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben.


    Die Freiheit von selbstbezogener Absicht muss also keine Abhängigkeit von einem Gott bedingen, das ist wohl ein Unterschied zwischen der christlichen und der buddhistischen Auffassung von Demut.