Beiträge von Ayudha im Thema „Laienfrage Politik und Buddhismus“

    Sherab Yönten:

    Der Konflikt in Myanmar erinnert ein wenig an die lange kriegerische Auseinandersetzung in Sri Lanka zwischen den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Termilen.


    Ist vielleicht Wortklauberei, jedoch:


    Termilen gibt's nicht. :) Tamilen heißt diese Ethnie.


    Deine Gelehrsamkeit in Ehren, aber es geht ausnahmsweise mal nicht darum was du als Buddhismus/Lehre Buddhas anhand deiner Gelehrsamkeit identifizierst, sondern darum was innerhalb der Geschichtsschreibung der jeweiligen Kulturen als solches identifiziert wurde.

    Ich finde man muss bei diesem Thema ein paar Dinge bedenken:


    1. Unser westliches Verständnis dessen was Buddhismus ist unterscheidet sich sehr von den historisch gewachsenen Traditionen in Asien


    2. Buddhismus war ab Ashoka stets eine "Herrscherreligion". Herrschaftsberechtigungen und weltliche Macht wurden sehr früh mit ihm verbunden und ausgestaltet. Sie wurde entlang der Seidenstraße gehandelt - Könige/Herrscher nahmen buddhistische Gelehrte in den Hofstaat auf, um damit Prestige zu erlangen, oder ihre Herrschaft damit zu festigen.


    3. In diesem Zusammenhang ist Buddhismus nicht nur eine "Gelehrtenreligion" oder "Weisheitslehre", sondern eine ganz explizite Berechtigungslehre wer wie herrschen darf.
    Beispiel Thailand:
    Der König wird aktiv von den Mönchsorden im Amt bestätigt, weil es ihm obliegt das Dharma zu schützen und buddhistisches Leben überhaupt erst zu ermöglichen. Verweigern sich die Orden dem Herrscher verweigern sie die Annahme von Spenden und machen somit die Erlangung guten Karmas für die Laien-Bevölkerung schwierig bis unmöglich.
    Oder Japan Anfang des 12 Jhds - alle Macht war zwischen Kaiser, Samurai und Klöster aufgeteilt.
    Oder die Geschichte Tibets bezogen auf die mongolischen Invasoren - da war sehr viel Politik mit im Spiel und hat das Verhältnis der großen 4 Schulen nachhaltig geprägt.


    D.h. Buddhismus, so edel und weise die Lehre sein mag, hat im Laufe der Geschichte enge Verbindungen zu weltlicher Macht erfahren und wurde auch so politisch genutzt.


    Eben dies erfahren wir in Birma oder auch Sri Lanka immer wieder aktiv, dass Buddhismus eben nicht nur durch meditierende und friedfertige Menschen in Erscheinung tritt, sondern zuweilen durch Konflikte, Krieg und Zerstörung - eben alles was mit weltlicher Macht einhergeht.


    So ist es möglich, dass eine buddhistische Nation kriegerisch in Erscheinung tritt.


    Die buddhistische Lehre konnte über die Entwicklung zum Mahayana immer mehr weltliche Themen aufnehmen und von einem monastischen Anspruch und monastischen Lehrinhalten der Hinayanas abrücken.


    Das heißt für die Frage, wie denn die ansässige Sangha solches dulden, unterstützen kann, oder sich eben raushält sehr simpel:


    - Weil Buddhismus in Asien nicht das ist, wofür wir Europäer ihn halten. Der durchschnittliche Buddhist in China/Japan/Birma/Thailand etc. ist in etwa so streng buddhistisch wie ein unwissentlich getauftes Mitglied einer deutschen Landeskirche christlich ist. Man nimmt aus Gewohnheit/Tradition bestimmte Rituale auf und damit hat es sich dann. Tiefere Zusammenhänge zu kenne, oder gar bestimmte Traditionen derart zu hinterfragen ist selten Teil asiatischer Kulturen.
    Hinzu kommt sicher auch der Aspekt der Angst, dass man am Ende selbst Ziel bestimmter Gewaltakte wird.


    Ich finde es immer wieder verwunderlich, warum Menschen denken, dass der Buddhismus nicht gewalttätig in Erscheinung treten könne, oder dass das so neu wäre?


    Ashoka hat gemordet, vertrieben und geplündert
    Muay Boran wurde von theravadisch geprägten Mönchen explizit FÜR das Kriegshandwerk entworfen und zielt auf rasche Tötung des Gegners ab
    Die Shaolin sind oftmals als Eliteinheit zu Felde gezogen
    Japanische Kriegermönche der Sengoku Jidai, bzw. die Ikko Ikki, oder überhaupt Samurai als buddhistisch (aber auch shintoistisch) geprägte Kriegerkaste
    Die Liste ist endlos.