Beiträge von Monikadie4. im Thema „Mitgefühl versus Nirvana?“

    kal:


    Was ich eingangs meinte, ist die Konzeptualisierung der Erfahrung der Nichtdualität, Nirwana. Ja, letztlich ist alles irgendwie illusionär, aber Mitgefühl entspringt aus der unmittelbaren Erfahrung und nicht durch gedankliche Reflexion oder durch die Konzeptualisierung von Erfahrung. In der Unmittelbarkeit spürst Du das Leiden der Menschen um Dich und ohne gedankliches Rechtfertigen oder Nachgrübeln kann Mitgefühl entstehen und demnach auch authentisches Handeln, ohne den Einfluss von Egoismus oder selbstwertdienlichem Verhalten, stattfinden.


    Beste Grüße,
    Ben


    Ja, gut erklärt, Ben.
    _()_

    Hallo Whanni und herzlich Willkommen,
    mir geht es ähnlich wie Dir. Ich selbst empfinde mich sogar meistens als kalt. Aber ich halte es nicht für falsch. Ich bin nur nicht auf sentimentale Weise mitfühlend, es sei denn, es handelt sich um ein Kind, dem ich den Schmerz wegpusten will.


    Was aber ist Mitgefühl wirklich? Für mich ist da Stille - und Hinwendung, wenn nötig. Handelt es sich um Jammern auf höchsten Niveau, kann ich sogar sehr barsch werden. Es wird viel zu viel gejammert. Uns geht es gut, selbst wenn wir nicht all das haben, was andere haben, selbst wenn wir verlassen werden, krank und alt. Das alles sind Prozesse, die eben nicht nur passieren, sondern teilweise unvermeidlich sind. Im übrigen behaupte ich, dass ich nur mit-fühlen kann, was ich selbst durchgemacht habe. Alles Andere sind Vorstellungen.


    Ich habe mich ein Leben lang um wahres Mitgefühl bemüht. Echtes Mitgefühl war dann ein Ergebnis von Einsichten, sozusagen ein Nebenprodukt. Wie Ellviral schreibt, unbedingtes Lieben - ohne Schnörkel. Dennoch würde so mancher mich als kalt empfinden, weil ich nicht unbedingt in Tränen ausbreche. Aber das ist für mich eher Selbst-Mitleid.


    Nirvana hat m.E. damit überhaupt nichts zu tun. Nirvana hat der Buddha erreicht, für uns - behaupte ich - ist es mondweit entfernt. Die Leerheit allerdings verstehe ich so, dass die Dinge - alle Dinge - im Grunde leer sind. Das heißt, sie werden mit unseren Begriffen, Bewertungen, Vorstellungen, Illusionen gefüllt. Und da hat jeder Mensch so seinen eigenen Füllstoff. Ich fülle das Wort Liebe sicher anders als andere. Das hat ja auch mit meinen Erfahrungen zu tun. Ein Mensch zum Beispiel, der noch nie romantische Liebe erlebt hat, wie will er das Wort füllen? Eine Frau, die noch nie ein Kind ausgetragen hat, wie will sie das Wort füllen, geschweige denn ein Mann?


    Alle Dinge sind im Grunde leer, denn sie existieren nicht unabhängig. Alles ist bedingt.
    Menschen, die von der Leerheit der Person sprechen, sprechen häufig davon, weil sie eine Befreiung von Bewertung wünschen, weil sie möglicherweise keine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen wollen, denn es gibt ja offenbar keinen Handelnden.
    Aber das ist falsch - nicht dies, nicht das, sowohl als auch. Wir haben einen Handlungsspielraum, sonst könnten wir uns ja nicht für die Lehre Buddhas entscheiden. Aber inwieweit wir entscheidungsfähig sind, hängt wiederum von unserer Reife ab - Karma?
    _()_ Monika