Beiträge von Lirum Larum im Thema „Hingabe - Vertrauen - Glaube“

    Sherab Yönten:

    Krass fand ich auch die Geschichte vom "Immer Weinenden" (Sadaprarudita):


    "Er war ein armer Mann, der sich sehnlichst wünschte die Prajnaparamita-Lehren der Befreienden Weisheit zu erhalten. Unter ständigem, sehnsuchtsvollen Weinen fand er den Weg zu seinem Lehrer. Sein Wunsch, diesem eine Gabe darzubringen, war so stark, das er bereits das Messer ansetzte, um sich ein Bein abzuschneiden, denn dies war das einzige was er verkaufen konnte, um ein Geschenk zu erwerben. Glücklicherweise ergab sich eine andere Lösung, denn eine Kaufmannstochter half ihm. Nach Jahren hingebungsvollen Wartens erhielt er schließlich die Unterweisungen, fand völlige Befreiung und gilt seither als Beispiel tiefer, völlig authentischer Hingabe."


    (Gampopa S. 47)


    Na, ein gutes Beispiel für jemanden, der vom Samsara völlig die Nase voll hat.

    Sherab Yönten:

    Hingabe - Vertrauen - Glaube ...


    So gesehen ist die Reihenfolge auch verkehrt im Threadtitel. Die Begriffe können zusammenhängend betrachtet werden und dann ergibt sich die Reihenfolge:


    1. Glauben - das benötigt man mMn zunächst mal, solange man die Annahme nicht verifizieren kann.
    Man glaubt, dass Herr Dr. B. ein gelernter Arzt ist und sucht ihn auf. Man glaubt ihm, dass er die Lage richtig einschätzen kann und nimmt, was er einem verschreibt.


    2. Begründetes Vertrauen: Man hat die Erfahrung gemacht, dass die Diagnose richtig gestellt war, dass die Medizin gewirkt hat und dass man nun gesünder ist als vor dem Arztbesuch.


    3. Hingabe: aufgrund dieser positiven Erfahrungen lässt man alle Vorbehalte fallen. Man strebt wohlmöglich an, auch Arzt zu werden, weil man von der Tätigkeit und dem Wissen beeindruckt ist.



    Jedenfalls will ich sagen, dass es schräg wäre, hätte man (wie im Threadtitel vorgeschlagen) erstmal Hingabe, dann aus unerfindlichen Gründen Vertrauen und am Ende würde man auch noch fest dran Glauben. Das wäre ja durch nichts gerechtfertigt als durch Hörensagen... Also, wenn man denkt: 'Es steht geschrieben, man soll das haben und deshalb bemühe ich mich darum, es zu entwickeln, ohne weiter nachzudenken' - so kann macht es ja keinen Sinn.


    Ich hab dieReihenfolgen nur als Beispiel hervorgehoben, um zu erklären, was ich meine. Ich weiß, Sherab, Du hast Dir bei der Reihenfolge hier nichts bewusst gedacht.

    kilaya:
    Zitat

    Hingabe (zu was auch immer) ist eher emotional: Wenn man verliebt ist, "gibt man sich hin"


    Emotion ist ja etwas, das man eher transformiert oder auflöst; Verliebtheit ist ein Rausch. Ich finde den Vergleich sehr unpassend. Hingabe im Sinne des Buddhismus ist nicht in dem Sinne emotional, sondern eine Haltung die man entwickelt aufgrund einer Entscheidung. Für Emotionen oder Verliebheit entscheidet man sich nicht, das passiert meist jenseits der eigenen Kontrolle.


    Ja. Ich denke, dass der Begriff "Hingabe" von üblichem Ballast befreit werden sollte, um ihn im buddhistischen Kontext zu verstehen.


    In unserer Kultur ist "Hingabe" ja ein belasteter Begriff, so wie "Liebe", der sich um Leidenschaft und Hierarchie dreht. Ich denke nicht, dass es im Buddhismus um sowas in der Art geht.


    Ich sehe "Hingabe" mehr im Zusammenhang mit dem Aufgeben von Samsara. Man ist so ent-täuscht von dem ganzen verdammten Mist, dass man die Welt aufgibt, entsagt, und sich stattdessen dem Dharma hingibt, weil das mehr Sinn macht. Meiner Meinung nach ist buddhistisch gesehen Hingabe also eher eine Sache, die mit Befreiung und Entschlossenheit zu tun hat. Man wendet sich vom Samsara ab, wie ein Alkoholiker, der trocken wird. Da braucht man viel Hingabe an die neuen Wege, die man dann geht.