Beiträge von Doris im Thema „Woher kommt die Welt?“

    kilaya:
    Doris Rasevic-Benz:

    Der Herr Gautama hat am Ende seines Lebens ausdrücklich gesagt, dass man Worten nicht einfach glauben solle, nur weil sie von einem Meister seien. Man solle selbst überprüfen, ob etwas heilsam sei.


    Ich frage mich immer, wie die Leute, die Buddhas Worte als "unumstößlich" empfinden, als wörtlich zu verstehendes Gesetz, sich damit arrangieren, dass sie seine Aufforderung, alles selbst zu untersuchen, eigene Erfahrungen zu machen, NICHT als wörtlich zu verstehendes Gesetz sehen, weil es nicht dazu passt, alles als Gesetz zu nehmen. Das ist ein nicht auflösbarer philosophischer und logischer Widerspruch. Ein Grund vielleicht, warum die Menschen, die das tun, oft nach Aussen hin so aggressiv ihre Sichtweise abgrenzen müssen. Ich glaube nicht, dass Buddha im Palikanon dazu auffordert, jede seiner Aussagen als Gesetz zu nehmen und nicht selbst zu denken.


    Zitat

    Aber in meinen Augen betrifft das nicht die Naturwissenschaften. Die sind ja auch nicht religiöse Praxis.


    Für viele leider schon. Die aktuell gültigen Prämissen werden da oft mit fundamentalistischem Eifer verteidigt… Obwohl in der Lebenszeit eines jeden Wissenschaftlers etliche scheinbar unumstössliche Prämissen durch komplett neue Erkenntnisse ersetzt werden.


    Das geht mit einigen Winkelzügen schon.
    Das Kalamer-Sutra könnte man ja so interpretieren, dass man den Sprecher, also den Buddha Gautama, von den "Meistern" ausnimmt, auf die er sich bezieht. Dass er also nur von den verschiedenen Gelehrten und Meistern spricht, wegen denen ihn die Kalamer um Rat fragen.


    Aber da kommt für mich das "Heilsam" ins Spiel. Ich merke ja, was es mit den Menschen macht, wenn sie Buddha Gautama überhöhen und wie sich das auf das Verhältnis zu den Mitmenschen auswirkt.


    Ich habe zudem einen anderen Schwerpunkt: Für mich ist die Verteidigung einer Religion nicht wichtig, das ist nicht der Punkt, weshalb mich der Dharma interessiert. Mir geht es um mich, und um mich und die Anderen. Da ist es logisch, dass die Nabelschau das wichtigste ist. Demgemäß gehe ich die Sache an.
    Ich befürchte auch keinen Untergang des Buddhismus. Wenn er wirklich einer universellen Erfahrung der Menschenwesen entspringt, dann wird diese Quelle stets und immer wieder zugänglich sein. Ab und an kommt dann jemand und formuliert das neu aus. Dann gibt es ein paar Bücher, und schon ist die neue Religion wieder da und steht wieder vielen zur Verfügung.

    Zitat

    aber wenn ein Buddha das sagt, dann gibt es auch keinen.


    Nicht nach meinem Verständnis.
    Der Herr Gautama hat am Ende seines Lebens ausdrücklich gesagt, dass man Worten nicht einfach glauben solle, nur weil sie von einem Meister seien. Man solle selbst überprüfen, ob etwas heilsam sei.


    Ich sehe keine Heilsamkeit in der Verabsolutierung einer Ansicht. Daraus resultieren nur Streit, Hochmut und Hass.

    Also, ich habe gelernt, dass ein Anfang nicht zu erkennen sei.
    Das bedeutet nicht, dass es keinen gäbe, es bedeutet er sei nicht erkennbar.
    Ich kenne auch das, dass der Buddha gesagt hätte, dass das nicht Teil seiner Lehre sei. Seine Lehre beträfe das Beenden des Leides.
    Und dann kenne ich, dass man den Spekulationen über die Entstehung der Welt entsagen soll. Ich verstehe das so, dass es im Sinne der religiösen Praxis nicht zielführend zur Auflösung des Leides beiträgt. Und wenn man schaut, wieviel Streit dadurch entstehen kann, ist dieser Rat des Herrn Gautama durchaus in Erwägung zu ziehen.


    Aber in meinen Augen betrifft das nicht die Naturwissenschaften. Die sind ja auch nicht religiöse Praxis.