Beiträge von Moosgarten im Thema „Annäherung Theravada/Maha-/Vajrayana bei fortschreitender Praxis“

    In meinen Gelöbnissen kommt das Thema überhaupt nicht vor.
    Allerdings lese ich unter den "Die 18 Hauptgelübde des Bodhisattva":


    "die Belehrungen des Hinayana herabzusetzen, und sagen, dass seine Praxis nicht zum Nirvana führt"


    In der Wiki ist mal wieder keine Quelle angegeben.
    Ich habe aber nichts gegen diese Formulierung - denn es ist ja nicht ausgemacht, dass jemand später nicht erwacht, wenn er früher irrigen Vorstellungen gefolgt ist. Dürfte sich vielmehr um den Normalfall handeln.
    Das kann aber nicht dazu führen, irrige Auffassungen nicht als solche zu benennen, und das geschieht ja in den Mahayana-Sutras ständig (das hat nichts mit irgendwas exklusivem Zen zu tun).


    Zitat

    Wenn in unserem System zum Hinayana u.a. Studium, ethisches Verhalten gehören, ....


    Tja, "Studium, ethisches Verhalten, usw" hat bei uns eben überhaupt nix mit "Hinayana" zu tun.

    Doris Rasevic-Benz:
    kilaya:

    Dazu aber nochmal die Frage: meint das einen Weg, der als solcher irgendwo innerhalb des Buddhismus gelehrt wird, oder existiert es nur als "mythische" Antithese? Oder als Beschreibung einer Haltung, die zwar toleriert wird, aber nicht für sich gesehen ein Weg ist? Problematisch wird es ja nur, wenn man "Hinayana" mit irgendeiner Schule innerhalb des Buddhismus gleichsetzt und genau das wird ja leider sehr oft getan!


    Ich habe das nicht als besonderen Weg verstanden. Wie auch, wenn er die Basis bildet?
    Die Haltung wird auch nicht "toleriert", da sie ja die Basis bildet. Dann wird sie doch wohl eher gefordert, nicht wahr? Ich habe das als Appell verstanden, mich beiden Polen mit gleicher Aufmerksamkeit hinzugeben.


    Ich kann mich nur wiederholen, was du hier als "Grundlage" oder "Basis" bezeichnest, ist nicht das, was im Mahayana (in den Mahayana-Sutras) unter "Hinayana" verstanden wird. Und sie wird (so verstanden) dort nicht "toleriert", sondern ist Anlaß der Mahayana-Belehrung!

    kilaya:
    Zitat


    Sehe ich nicht so, damit würde man quasi einen erheblichen Anteil der Mahayana-Belehrungen negieren, die "Hinayana" als Antithese vorführen.
    Was not tut, wäre mehr Kenntnis von diesen Sutren.


    Wie denn jetzt? Ich dachte, das wäre alternativ ein Problem des TB oder des Vajrayana, nicht des Mahayana? Nun sagst Du dass "ein erheblicher Anteil der Mahayana-Belehrungen Hinayana als Antithese vorführen"?


    Genau, Hinayana ist die Antithese zum Mahayana, und deshalb ist diesem Thema auch erheblicher Platz in den Mahayana-Sutras eingeräumt.


    kilaya:

    Was ich meine ist im Austausch mit anderen Schulen, in den Lehrmeinungen selbst. Ich meine, es wäre gut, darauf zu verzichten, einen Hinayana als Antithese vorzuführen, der innerhalb des Buddhismus als eigener Weg (jenseits der Antithese) scheinbar nirgendwo gelehrt wird.


    Dass die Assoziation mit bestimmten Schulen völlig absurd und nicht den Mahayana-Sutras in Übereinstimmung gebracht werden kann, hatten wir ja schon.
    Ich sehe ansonsten nicht, wieso man darüberhinaus den Begriff nicht verwenden sollte, er umschreibt einfach kurz und knapp, was im Mahayana nicht nur nicht gelehrt wird, sondern falsche Lehrauffassung ist.

    Zitat

    Zum Inhalt:
    Du hattest gesagt:
    * Im Mahayana gibt es keinen Hinayana-Weg (klar)
    * Im Vajrayana gibt es dem gegenüber einen Hinayana-Weg


    Im O-Ton:

    Zitat

    Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Richtig, wird im Mahayana nicht gelehrt.


    Zitat

    Ich verstehe diese Aussage so, dass es innerhalb des Vajrayana einen als Weg gelehrten Hinayana gäbe.


    Es wird im tibetischen Buddhismus behauptet, die Lehre umfasse Hinayana, Mahayana, Vajrayana. Doris hat das gewisser bekräftigt, wonach dort die Auffassung besteht, dass "Hinayana" die "Grundlage von Mahayana" wäre.
    Das ist aber im Mahayana definitiv nicht so.
    Wie du das nun interpretierst, oder welche Folgerungen daraus ziehst, ist wirklich nicht meine Sache.


    Zitat

    Was einzelne Leute individuell machen, im Widerspruch zu dieser Schule, hat nichts mit der Schule zu tun aus der sie kommen und verändert nichts an der Schule an sich.


    Das sehe ich doch deutlich anders, es ginge sonst an jeder Religions-Realität vorbei. Wäre hier aber OT.


    Zitat

    1. Eine Schule lehrt, dass es einen Weg gäbe, den man Hinayana nennt, und der ausserhalb dieser Schule praktiziert würde und der minderwertig sei. Das passiert offenbar innerhalb bestimmter Lehrmeinungen sowohl im Mahayana, als auch im Vajrayana, der Teilmenge des Mahayana ist. Das ist sicherlich richtig, dass das passiert, und aus meiner Sicht bedauerlich und unnötig.


    Ja, wäre auch nicht mit den Mahayana-Sutras zu decken


    Zitat

    2. Eine Schule lehrt als einen eigenen möglichen Weg etwas, das man Hinayana nennt und das innerhalb dieser Schule praktiziert werden könne. Das sehe ich nirgendwo weder im Mahayana noch im Vajrayana und es würde dann auch keinen Sinn machen, es als minderwertig zu bezeichnen.


    Nun, jedenfalls im tibetischen Buddhismus behauptet, dass dieser eben auch die Hinayana-Lehren enthalte, letztens verstieg sich sogar jemand von Oles Truppe in FB, es enthielte die "Theravada-Lehre". Es ist sinnlos das abzustreiten.
    Allerdings hab ich mich schon immer gefragt, was das eigentlich bedeuten soll :)


    Zitat

    Deswegen sollte man m.E. auf diese Vokabel lieber ganz verzichten und nur Dinge benennen, die es so auch als ausdrücklich gelehrten Weg gibt.


    Sehe ich nicht so, damit würde man quasi einen erheblichen Anteil der Mahayana-Belehrungen negieren, die "Hinayana" als Antithese vorführen.
    Was not tut, wäre mehr Kenntnis von diesen Sutren.


    Ich sehe erst jetzt, dass ich mich im falschen Forum befinde, sorry für meine Anmerkungen, bin schon wieder weg.

    Doris Rasevic-Benz:

    Ich kenne es als Grundlage für Mahayana. Wird bei uns explizit so gelehrt.
    Ohne Hinayana, kein Mahayana. Und beides sind geistige Ausrichtungen.


    Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass das so bei Euch explizit gelehrt wird, aber ich kenne kein Mahayana-Sutra in dem das so gelehrt wird.
    Bei uns wird (entsprechend der Mahayana-Sutras) explizit grad das Gegenteil gelehrt.
    Natürlich ohne Hinweis auf Theravada, von denen dürfte bis vor 100 Jahren in Japan kaum jemand was gewusst haben, auch wird die "Gesetzes (Vinaya)-Schule" dort nicht als nicht "Hinayana" gesehen.

    kilaya:
    Moosgarten:

    Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Vajrayana ist Mahayana mit zusätzlichen Mitteln, anders ausgedrückt: Vajrayana IST Mahayana. Wo sollte "Hinayana" als Weg im Vajrayana gelehrt werden? Davon habe ich noch nie gehört. Dass es im Mahayana nicht gelehrt wird, ist klar, es ist ja eben gerade ein "Gegenentwurf". Die Frage ist: gibt es überhaupt irgendwo im Buddhismus heute einen "Hinayana" als Weg, abgesehen von der Verwendung des Begriffs irgendwo, was ja eine falsche Zuschreibung von Aussen sein kann?


    Ich bitte Dich, dass hört man alle Nase lang von den Vajrayana, auch hier im Forum, gewissermassen als Bekräftigung dessen, dass in der tibetische Buddismus "Buddhismus in seiner Ganzheit" ist.
    Ich hab jetzt keine Zeit, dafür extensiv Belege rauszusuchen, aber mal die erste Quelle von Tante Google:
    https://info-buddhismus.de/Tibetischer_Buddhismus.html


    Zitat

    Eine übliche Darstellung im Tibetischen Buddhismus, die auf indische Gelehrte zurück geht³¹, ist die Präsentation der Lehren in drei Gruppen von Unterweisungen: Shravakayana (Hinayana), Bodhisattvayana (Mahayana) und Vajrayana.³² ...
    Das Shravakayana wird oft als ›Hinayana‹ (›kleines Fahrzeug‹) bezeichnet, ein Begriff, der für viele einen herabsetzenden Beigeschmack hat. Einige buddhistische Lehrer vermeiden deshalb diesen Begriff.³⁵ Das Shravakayana beinhaltet die grundsätzlichen Unterweisungen des Buddha, wie die Vier Edlen Wahrheiten, den Achtfachen Edlen Pfad und die Vinaya (Ethik der ordinierten Nonnen und Mönche) mit ihrem Herzstück der Pratimoksha (Lehre zur individuellen Befreiung), die auch die Ethik für Nicht-Ordinierte (Laien-Gelübde) darlegt. Dies sind Lehren, wie man sie auch im Theravada-Buddhismus vorfindet. Sie beinhalten die klassische buddhistische Weltsicht, die sich auf die Lehren über Samsara, Karma und die individuelle Befreiung konzentrieren.


    Diese Zuschreibung ist natürlich nicht die, die im Mahayana verwendet wird, wenn es um die Unterschiede von Mahayana und Hinayana (bzw Shravakayana) geht.
    Also entweder ist die Begriffsinhalt im tib. Buddhismus völlig anders, oder aber es wird was anderes als im übrigen Mahayana gelehrt.


    Um auf deine letzte Frage wiederholt zu antworten: Mit Hinayana (und Pratyekaya) sind im Mahayana die Lehrauffassungen gemeint, die nicht dem Bohisattva-Weg entsprechen. Das dürfte eine doch ziemlich große Zahl indiviueller Praxis-Wege völlig unabhängig von der Schul-Zugehörigkeit entsprechen.

    Sherab Yönten:
    kilaya:

    Allein der Begriff "Hinayana" ist ja grob irreführend. Das ist so ein Phantasiegebilde des Mahayana, das eigentlich niemand praktiziert. Insofern ist es müßig, andere Wege damit zu vergleichen.


    Ist das so? Wurde der Begriff Hinayana von Mahayana Praktizierenden geprägt?
    Woher kommen beide Begriffe? Aus dem Sanskrit?


    Der Begriff ist nicht "grob irreführend" - seine Verwendung kann aber grob falsch sein - z.B. wenn er auf eine Schule oder Richtung angewendet wird.
    Und ja, er wurde vom Mahayana geprägt. Ich weiss jetzt nicht, was die früheste Quelle ist, aber ein frühe ist das "Dasabhumika" (10 Stufen), uns als Kap.22 des Avatamsaka-Sutra erhalten. Der Begriff wird dort in Abgrenzung zum Bodhisattva-Weg verwendet, als ein Weg, der im Mahayana (anders als im Vajrayana) nicht gelehrt wird.


    Ergänzung: Traue nie Tante Wiki, besonders nicht bei der Begriffserklärung "Hinayana", das "Dasabhumika" betreffend steht jedoch dort, dass dieses Sutta auch bei den Theravada "anerkannt" wird, keine Ahnung was das bedeutet und wahrscheinlich ist auch dass das Kap.22 des Avatamsaka identisch ist, aber wohl wesentlich inhaltsgleich.