Adrenaline:
"Om Ah Hum Vajra Guru Padma Siddhi Hum", das ist die Sanskritversion, wobei man dann aber noch Zeichen über und unter bestimmte Buchstaben setzen müsste.
Ich war früher Mitglied im Orden AMM, gegr. von Lama Anagarika Govinda (den Orden gibt es anscheinend nur noch auf dem Papier). Lama A. Govinda lebte das Vajrayana tibetischer Richtung, zog in Ritual und Meditation grundsätzlich aber Pali und Sanskrit vor, mit der Begründung, dass wir westliche Menschen und mit indoeuropäischen Sprachen aufgewachsen sind, daher steht uns das Sanskrit näher. Im tibetischen Ritual dagegen, dort, wo ursprüngliche Mantren benutzt werden, wird ein "verhunztes" Sanskrit verwendet. Der Grund ist, dass die Tibeter wegen ganz anderer Sprachen-Voraussetzung Schwierigkeiten haben, Sanskrit auszusprechen, z. B. dort, wo zwei Konsonanten beieinander stehen.
Ich selbst bin nun schon ziemlich lange bei den Karma-Kagyüs, und es ist interessant, dass ich zum Beispiel an der langen Vajrasattva-Dharani ("100-Silben-Mantra") in ursprünglichem Sanskrit festhalte, da ich es schon 25 Jahre auswendig kann und so damit geübt habe. Mein Lama später, der stimmte zu, dass ich es so beibehalten sollte. Bin ich aber in einer Kagyü-Versammlung und es wird rezitiert, dann wird es natürlich in der tibetischen Umformung rezitiert und in ganz anderem Rhythmus, da muss ich jedes Mal verstummen und höre es mir dann nur mit an.
Umgekehrt geht es mir zum Beispiel mit dem Medizinbuddha-Mantra: Das spielte beim AMM-Orden kaum eine Rolle, das bringe ich mit meiner jetzigen Gemeinschaft in Verbindung und nur in diesem Zusammenhang ist es für mich lebendig, darum ist es nur lebendig in der tibetischen ("Sanskrit-verhunzten") Version.
Ich denke, jeder muss selbst sehen, zu welcher Mantra-Version er eine Herzensverbindung hat. Da hat jeder einen anderen Hintergrund.
Übrigens, in meinem Kagyü-Zentrum beschäftigt man sich seit einiger Zeit sehr ernsthaft mit deutschen Übersetzungen von spirituellen Liedern. Das finde ich sehr gut. Warum soll man auf Tibetisch singen, wenn es auf Deutsch viel mehr aus dem Herzen kommt?
Bei den Liedern handelt es sich um solche, die von großen tibetischen Lehrern verfasst wurden, historische und moderne (etwa von Milarepa, auch von Pönlop Rinpoche).
Dieses wird unterstützt von Kristina Bischoff, die als Sängerin, Gesangslehrerin und Musikjournalistin arbeitet und den Dharma-Chor "Siddha Singers" leitet (sie ist Schülerin von Pönlop Rinpoche). Und von Monika Lorenzen, die sich u. a. als Übersetzerin betätigt, wenn Lehrer-Besuch ins Zentrum kommt.
Googelt das mal, falls Ihr darüber Näheres wissen wollt.
Liebe Grüße von Amdap