Beiträge von Amdap im Thema „Mantras übersetzen?“

    Zitat

    Wow, das finde ich schade. Ich finde, auch wenn man gut Englisch kann, können einem schon manche Nuancen verloren gehen, was bei einer zusätzlichen Deutsch-Übersetzung nicht passiert. Schade eigentlich, dass dann nur noch in Englisch gelehrt wird.


    @svea:
    Ich bin vor fast 10 Jahren mal interessehalber zu zwei Veranstaltungen der Aro-Gemeinschaft gegangen. Als beim zweiten Mal überhaupt keine Übersetzung mehr auf Deutsch stattfand, brach ich meine Teilnahme vorzeitig ab und bin nie wieder dort hingegangen.
    Ich finde, sowas geht gar nicht.


    Letzten Sonnabend wohnte ich Vorträgen in meinem Kagyü-Zentrum bei, und alle Teilnehmer neben mir waren Englisch-Experten, aber es wurde trotzdem übersetzt. Ich war bestimmt die Schlechteste in Englisch. Nicht nur wegen mir, sondern allgemein: wir sind hier in Deutschland, also muss auch auf Deutsch übersetzt werden. Immerhin geht man ja nicht zu einem Englisch-Seminar, sondern zu buddhistischen Vorträgen.


    Amdap

    kilaya:

    Sind mit den Liedern auch die "Pujas" gemeint? Das sind ja eigentlich gesungene Meditationen und ich würde die übersetzte Form als eine nicht gesungene sehen und das Lied lassen. Aber wenn es möglich ist, den Charakter als Meditation im Lied zu erhalten und es stimmig zu übersetzen - große Leistung! Da bin ich sehr gespannt und würd es auch für mich begrüssen.


    Was sie "tibetische Verhunzung" angeht, so empfinde ich die tibetischen Versionen als weicher. Das Sanskrit ist mir zu "hart" in der Aussprache. Daher bleibe ich sehr durchgängig bei der tibetischen Version und suche mir diese auch gezielt heraus. Die Nutzung der abgewandelten Versionen ist auch schon so alt und so nah am Ursprung, dass ich denke dass sich da heute von der Schwingungsenergie kein Unterschied feststellen läßt. Also hat jeder die freie Wahl… :)


    Nein, es sind nicht die Pujas gemeint (mir fällt gerade auf, dass ich das noch differenzieren wollte, aber vergessen hatte zu schreiben), die Pujas bleiben in meiner Kagyü-Gemeinschaft traditionell. Es handelt sich wirklich nur um die Lieder.
    Allerdings auch um Gebete, zum Beispiel für unterwegs, in deutscher Übersetzung, worum sich Monika Lorenzen insbesondere kümmert.


    Du hast Recht, die tibetische Aussprache ist weicher. Wenn ich mir aus meiner späteren Zeit mal ein Mantra nach tibetischer Version angewöhnt habe, bleibe ich auch dabei und versuche nicht mehr, mich auf die Sanskrit-Version umzutrainieren. Das fühlt sich für mich fremd an. Interessant ist aber, dass sich beim 100-Silben-Mantra die tibetische Aussprache für mich fremd anfühlt. Das hängt mit meiner langjährigen Vor-Kagyü-Zeit zusammen.
    Was auch interessant ist: Zur Zeit meines Übergangs (von AMM zu Kagyü) stand ich mit dem Tara-Mantra so dazwischen. Mit der Zeit fühlte ich mich aber besser mit der tibetischen Aussprache, spreche also lieber "Soha" am Ende als "Svaha". Das ist umso merkwürdiger, als ich Anfang meiner Zwanziger eine gewisse Erfahrung in der Hare-Krishna-Gemeinschaft gemacht habe, und immer, wenn dort eine Feuerpuja stattfand, rief man jedes Mal, wenn man ein Opfer in das Feuer warf: "Svaha!". Also müsste mir doch das "Svaha" lieber sein als das "Soha", da mich das damals sehr geprägt hat, aber so ist es nicht.


    Übrigens, was die "Schwingungsenergie" der Mantras betrifft, da lautet doch eigentlich die buddhistische Auffassung, dass die Wirksamkeit vielmehr mit der inneren Verbindung mit dem Yidam/ und Konzentration auf die Chakras zusammenhängt. Die Auffassung von einer "Schwingungsenergie" eines Mantras kommt meiner Meinung nach doch aus der hinduistischen Ecke....


    Amdap

    Adrenaline:
    "Om Ah Hum Vajra Guru Padma Siddhi Hum", das ist die Sanskritversion, wobei man dann aber noch Zeichen über und unter bestimmte Buchstaben setzen müsste.
    Ich war früher Mitglied im Orden AMM, gegr. von Lama Anagarika Govinda (den Orden gibt es anscheinend nur noch auf dem Papier). Lama A. Govinda lebte das Vajrayana tibetischer Richtung, zog in Ritual und Meditation grundsätzlich aber Pali und Sanskrit vor, mit der Begründung, dass wir westliche Menschen und mit indoeuropäischen Sprachen aufgewachsen sind, daher steht uns das Sanskrit näher. Im tibetischen Ritual dagegen, dort, wo ursprüngliche Mantren benutzt werden, wird ein "verhunztes" Sanskrit verwendet. Der Grund ist, dass die Tibeter wegen ganz anderer Sprachen-Voraussetzung Schwierigkeiten haben, Sanskrit auszusprechen, z. B. dort, wo zwei Konsonanten beieinander stehen.
    Ich selbst bin nun schon ziemlich lange bei den Karma-Kagyüs, und es ist interessant, dass ich zum Beispiel an der langen Vajrasattva-Dharani ("100-Silben-Mantra") in ursprünglichem Sanskrit festhalte, da ich es schon 25 Jahre auswendig kann und so damit geübt habe. Mein Lama später, der stimmte zu, dass ich es so beibehalten sollte. Bin ich aber in einer Kagyü-Versammlung und es wird rezitiert, dann wird es natürlich in der tibetischen Umformung rezitiert und in ganz anderem Rhythmus, da muss ich jedes Mal verstummen und höre es mir dann nur mit an.
    Umgekehrt geht es mir zum Beispiel mit dem Medizinbuddha-Mantra: Das spielte beim AMM-Orden kaum eine Rolle, das bringe ich mit meiner jetzigen Gemeinschaft in Verbindung und nur in diesem Zusammenhang ist es für mich lebendig, darum ist es nur lebendig in der tibetischen ("Sanskrit-verhunzten") Version.
    Ich denke, jeder muss selbst sehen, zu welcher Mantra-Version er eine Herzensverbindung hat. Da hat jeder einen anderen Hintergrund.


    Übrigens, in meinem Kagyü-Zentrum beschäftigt man sich seit einiger Zeit sehr ernsthaft mit deutschen Übersetzungen von spirituellen Liedern. Das finde ich sehr gut. Warum soll man auf Tibetisch singen, wenn es auf Deutsch viel mehr aus dem Herzen kommt?
    Bei den Liedern handelt es sich um solche, die von großen tibetischen Lehrern verfasst wurden, historische und moderne (etwa von Milarepa, auch von Pönlop Rinpoche).
    Dieses wird unterstützt von Kristina Bischoff, die als Sängerin, Gesangslehrerin und Musikjournalistin arbeitet und den Dharma-Chor "Siddha Singers" leitet (sie ist Schülerin von Pönlop Rinpoche). Und von Monika Lorenzen, die sich u. a. als Übersetzerin betätigt, wenn Lehrer-Besuch ins Zentrum kommt.
    Googelt das mal, falls Ihr darüber Näheres wissen wollt.


    Liebe Grüße von Amdap