Beiträge von Raphy im Thema „Kammatthana Leichenbetrachtung“
-
-
Nach dieser Übersetzung und Formulierung ist es für mich eher ein Vergleich mit einer Leiche und der Schluß wird daraus gezogen: "Dieser mein Körper ist von der selben Natur, er kann diesem Schicksal nicht entgehen."
Dann sollte man das Zitat auch nicht kürzen und sondern ganz wiedergeben:
"..als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehen, einen Tag
nach dem Tode oder zwei oder drei Tage nach dem Tode, aufgedunsen, blauschwarz gefärbt,
in Fäulnis übergegangen, zieht er den Schluss auf sich selbst:
<Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehen.>
«So wacht er nach innen beim Körper über den Körper,
so wacht er nach außen beim Körper über den Körper,
nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper.
Er beobachtet wie der Körper entsteht,
beobachtet wie der Körper vergeht,
beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht."
Hallo lieber accinca.
Danke für den Hinweis.
Ein Zitat ist doch immer eine Verkürzung des gesamten Textes.
Zwischendrin habe ich nichts weggelassen. Ansonsten hätte ich es gekennzeichnet.
Außerdem zitierst du die erste Betrachtung, während ich die neunte zitierte.
Diese wiederkehrende Stelle die du außerdem zitierst ist natürlich wichtig und gut.
Danke dafür.
Schön finde ich auch die Übersetzung von Ajahn Mettiko Bhikkhu:
...
31. "Auf diese Weise verweilt er, indem er den Körper innerlich als einen Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er den Körper äußerlich als einen Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er den Körper sowohl innerlich als auch äußerlich als einen Körper betrachtet. Oder er verweilt, indem er die Ursprungsfaktoren im Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er die Auflösungsfaktoren im Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er die Ursprungs- und Auflösungsfaktoren im Körper betrachtet. Oder die Achtsamkeit, daß da ein Körper vorhanden ist, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auch auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er den Körper als einen Körper betrachtet."
...
Liebe Grüße
-
Hallo liebe Schneelöwin.
Ich würde mir da keinen Streß machen.
Die Leichenbetrachtung im Satipatthana Sutta ist auch eher eine Praxis für Mönche.
Wenn man in dieser Sutta liest, sieht man, dass davor andere Übungen aufgezählt sind. Zum Beispiel Atembetrachtung, Achtsamkeit auf die Körperstellung, Achtsamkeit auf das was man gerade tut und reflektieren der 32 Körperbestandteile.
Man kann sich auch ersteinmal dem widmen.
Wenn man die 9 Leichenbetrachtungen liest, sieht man, dass am Ende nichts mehr vom Körper übrig ist. Es soll also wohl vor allem die gefühlte Beständigkeit des Körpers erschüttern.
Interessant auch die wiederkehrende Formulierung:
...
30. "Wiederum, als ob er eine Leiche sähe, die auf ein Leichenfeld geworfen wurde - verrottete Knochen, zu Staub zerkrümelt - so vergleicht ein Bhikkhu diesen seinen Körper damit: 'Dieser mein Körper ist von der selben Natur, so wird er sein, er kann diesem Schicksal nicht entgehen.'"
...
Nach dieser Übersetzung und Formulierung ist es für mich eher ein Vergleich mit einer Leiche und der Schluß wird daraus gezogen: "Dieser mein Körper ist von der selben Natur, er kann diesem Schicksal nicht entgehen."
Ist also die Frage ob man seinen Körper unbedingt als Leiche vorstellen muß oder ob man sich auch eine Leiche vorstellen kann oder sie sieht und dann vergleicht: "Dieser mein Körper ist von der selben Natur, er kann diesem Schicksal nicht entgehen."
Wäre für mich ein Unterschied. Sehe ich also vermutlich ähnlich wie Ellviral.
Über die Unschönheit des Körpers zu meditieren soll ja ein Gegenmittel gegen Gier sein. Es soll meiner Meinung nach keine Ablehnung erzeugt werden. Denn Ablehnung ist ja ein Geistesgift, dass es zu überwinden gilt. Ich denke es soll eine Neutralität gegenüber dem Körper erreicht werden, damit man ihn sich genau anschaut und seine vergängliche, leidhafte, unbefriedigende Natur erkennt. Und ihn nicht als Ich und Mein ergreift. Dass man sieht, dass es in diesem Körper keinen Kern gibt und man diesen Körper deshalb nicht als Ich, Mein oder Selbst bezeichnen und ergreifen sollte.
Wenn aber jemand seinen Körper nicht mag oder ablehnt, müßte meiner Meinung nach eher liebende Güte entwickelt werden zu dem Körper. Aber auch hier soll es nicht zu Gier nach dem Körper führen, sondern auch wieder zu Neutralität, indem durch liebende Güte die Ablehnung verringert oder aufgehoben wird. Um dann den Körper neutral betrachten zu können und man seine vergängliche, leidhafte, unbefriedigende Natur erkennt. Und ihn nicht als Ich und Mein ergreift. Dass man sieht, dass es in diesem Körper keinen Kern gibt und man diesen Körper deshalb nicht als Ich, Mein oder Selbst bezeichnen und ergreifen sollte.
A.VI.107-116 Überwindung und Entfaltung -
1. Rāga Sutta
(107) Drei Dinge gibt es, ihr Mönche. Welche drei?
- Gier,
- Haß und
- Verblendung.
Diese drei Dinge gibt es.
Zur Überwindung dieser drei Dinge aber hat man drei andere zu entfalten. Welche drei?
- Zur Überwindung der Gier hat man die Vorstellung des Unreinen zu entfalten;
- zur Überwindung des Hasses hat man die Vorstellung der Allgüte zu entfalten;
- zur Überwindung der Verblendung hat man Weisheit zu entfalten.
...
18. "Rāhula, entwickle Meditation über Liebende Güte; denn wenn du Meditation über Liebende Güte entwickelst, wird jegliches Übelwollen überwunden."
19. "Rāhula, entwickle Meditation über Mitgefühl; denn wenn du Meditation über Mitgefühl entwickelst, wird jegliche Grausamkeit überwunden."
20. "Rāhula, entwickle Meditation über Mitfreude; denn wenn du Meditation über Mitfreude entwickelst, wird jegliche Mißgunst überwunden."
21. "Rāhula, entwickle Meditation über Gleichmut; denn wenn du Meditation über Gleichmut entwickelst, wird jegliches Widerstreben überwunden."
22. "Rāhula, entwickle Meditation über Nicht-Schönheit ; denn wenn du Meditation über Nicht-Schönheit entwickelst, wird jegliche Begierde überwunden."
23. "Rāhula, entwickle Meditation über die Wahrnehmung der Vergänglichkeit; denn wenn du Meditation über die Wahrnehmung der Vergänglichkeit entwickelst, wird jeglicher Ich-Dünkel überwunden."
...
Grundsätzlich ist die Betrachtung der Vergänglichkeit natürlich auch eine Praxis für Nicht-Mönche.
Wem die detailierte Leichenbetrachtung zu krass ist, der kann sich dem auch allgemeiner nähern:
A.V.57 Fünf Betrachtungen für jedermann - 7. Abhiṇhapaccavekkhitabbaṭhāna Sutta
Und alles nur (m)eine Meinung.
Liebe Grüße