Beiträge von mukti im Thema „Kammatthana Leichenbetrachtung“

    nyalaana:

    Ich habe den Sinn dieser Übung nie verstanden. Für mich klingt es sehr nach einem: Weil ich den weiblichen Körper nicht attraktiv finden soll, soll ich mich in Ekel/Leichenbetrachtung üben, damit ich mir selbst aufkonditioniere eben nicht mehr angezogen zu sein von den weiblichen Reizen.


    Soweit ich das sehe ist der Sinn dahinter das Beenden von dem Leid, was aus solcher Anziehung erwächst. Weiters zu Erkennen wie die Dinge wirklich sind und nicht was ich daraus mache - vergänglich, leidvoll und ohne Selbst. Ich aber will das Angenehme und das Unangemehne meide ich. Leider funktioniert das nicht, man kriegt nur beides zusammen. Wie eine Münze die zwei Seiten hat, man muss auch die unschöne Seite in Kauf nehmen wenn man die Schöne haben will. Da werde ich den Eindruck nicht los, dass keine mögliche Freude das mögliche Leid aufwiegen oder übertreffen kann.

    Frieden-und-Freude:
    mukti:


    Es gibt ja den Daseinstrieb und den Vernichtungstrieb, vermutlich ist eine solche Verliebtheit die Folge eines bis ins Krankhafte ausgeprägten Vernichtungstriebes. Da wären die Leichenbetrachtungen eher unangebracht denke ich.


    Erich Fromm nannte das "Nekrophilie" (im weiten Sinn des Verliebtseins in Totes, Krankes, Ekliges).
    Das kann für manche Menschen eine Gefahr bei Leichenbetrachtungen und ähnlichen Übungen sein.


    Ja, die Leichenbetrachtungen sind wohl nicht für alle gleichermaßen geeignet. Im Visuddhi Magga werden sie für den begehrlichen Menschentypus empfohlen, nach den drei grundlegenden Geistestrübungen. Wenn Hass oder Verblendung überwiegt, werden andere Übungen empfohlen.

    Doris Rasevic-Benz:
    mukti:


    Es geht imho nicht darum sich davor zu ekeln, sondern darum darüber bewusst zu werden dass es nichtbegehrenswert ist.


    Aber "Nicht-begehrenswert" ist eine dualistisch Unterscheidung.
    Meiner Meinung nach geht es eher darum zu erkennen, dass der Körper zusammengesetzt ist und wieder zerfällt. Und dass die "Schönheit im Auge des Betrachters" liegt. Denn eine Fliege wird angesichts eines zerfallenden Körpers in Entzücken ausbrechen.


    Nicht begehrenswert bedeutet für mich dass da in Wirklichkeit nichts ist was des Begehrens, des Anhaftens und des damit verbundenen Leids wert ist. Es ist eben nur eine durch Sinneswahrnehmung und Gefühl hervorgerufene Bewertung.

    Frieden-und-Freude:

    Es scheint allerdings auch Menschen zu geben, die sich allzusehr in die für andere ekelhafte Körperlichkeit verlieben. In der Literatur bemerkenswert dargestellt von Thomas Mann in der Figur des Hans Castorp aus dem "Zauberberg".
    Der schwärmt geradezu lustvoll von allerlei Unappetitlichkeiten und ist verliebt in das körperlich Kranke, Leidende und Todgeweihte.


    Insofern: Diese Leichenbetrachtungen sollte man doch eher mit Vorsicht "genießen". Für manche Menschen kann darin eine Gefahr liegen.


    Ich persönlich bin der Meinung, dass es ausreicht, sich darin zu üben, den Körper als etwas "nicht-attraktives" zu sehen, sozusagen neutral.


    Es gibt ja den Daseinstrieb und den Vernichtungstrieb, vermutlich ist eine solche Verliebtheit die Folge eines bis ins Krankhafte ausgeprägten Vernichtungstriebes. Da wären die Leichenbetrachtungen eher unangebracht denke ich.

    Doris Rasevic-Benz:

    Sich davor zu ekeln ist Aversion.
    Gehört das nicht in den Bereich des Dualismus, der Verblendung?


    Es geht imho nicht darum sich davor zu ekeln, sondern darum darüber bewusst zu werden dass es nicht begehrenswert ist.

    Gewöhnlich nimmt man ja nur das Äußere des Körpers wahr und ist fasziniert von seiner Schönheit, Kraft und Fähigkeit. Man denkt 'das bin ich', obwohl es nur ein zusammengesetzter Organismus ist. Wenn die Innereien zutage treten, etwa bei einem Unfall, verursacht das Entsetzen und Abscheu, obwohl sie die ganze Zeit da waren, nur nicht sichtbar.
    Wer würde z.B. mit einem andern Körper lustvoll in sexuellen Verkehr treten wollen, wenn immer bewusst wäre was sich unter seiner Haut abspielt? Blut, Schleim, Knochen, Muskelgewebe, Lymphflüssigkeit, Gedärme....möchte man sie liebevoll umarmen? Oh diese schönen Augen - Glaskörper mit einer dicklichen Flüssigkeit gefüllt, Talgdrüsen, Adern, Nerven, Linse, Netzhaut.
    In den Organen, Gefäßen, Geweben und Flüssigkeiten ist bei näherer Betrachtung kein Ich und Selbst zu finden, das ist eine Täuschung voller dukkha.