Arthur1788:
Gilt dein Postulat auch für dezidiert asketische Bewegungen im Hinduismus wie Advaita Vedanta?
Leider habe ich da nicht genügend Ahnung, um da eine gute Antwort zu geben. Aber ich hatte es so verstanden, dass das asketische nicht als Infragestellung des Weltlichen dient sondern beides in einer dialektischen Beziehung stehten.
Das Asketische und Yogische ist keine Kraftlosgkeit sondern ein Ansammeln von Lebenskraft. Indem man auf Sexualität verzichtet schottet man sich nicht von eine Kraftquelle ab, sondern verzichtet nur darauf das sich die Kraft durch Manifestation erschöpft. Weswegen z.B Shiva sowohl für Sexualität und Lebenskraft steht als eben auch der Gott der Yogis ist. Askese erlaubt einem näher an der Lebenskraft zu sein statt diese in Ehe, Familie, Erfolg oder Reichtum zu erschöpfen. So wie "die Bank" beim Monopoly ist man nicht Teil des Spiels aber gleichzeitig zentraler Teil des Spiels.
Besonders krass kommt die duialektische Beziehung in der Schlüsselszene der Bhagavad Gita zum tragen, in der der junge Fürst Arjuna zwischen seiner Pflicht genüber seinem eigenen Klan und seiner Zuneigung gegenüber seinen Verwandten auf der Gegenseite gebeutelt wird. Krishna als Verköperung von Vishnu und damit der kosmischen Ordnung zeigt ihm auf, dass die Welt Täuschung ist und zwischen Entsagung und Plichterfüllung eigentlich kein Unterschied beseteht. Indem man die Feinde tötet, besiegt man die eignen Verblendungen und indem man sein Königs-Dharma erfüllt, dient man der Weisheit. Weltensagung und Weltbejahung treffen sich in einem Punkt. "Brachman ist Atman und Atman ist Brachman"
Es gibt Punkt, wo im Mahayana das "Form ist Leere.Leere ist Form" in einer ähnlichen Form verstanden wurde, und dann Samurai gleichzeitig Töten und der Befreiung nahe sehen dürfen. Aber das sehe ich eher als eine Verirrung als eine legitime Lesart.