Beiträge von Sudhana im Thema „Fragen zum (japanischen) Shin-Buddhismus“

    Ja, natürlich.

    Athos:

    wie sieht die Praxis denn im Shin-Buddhismus aus (im Vergleich zu Theravada und Vajrajana)?

    Es gibt im Amidismus (Shin ist selbst in Japan nur eine Richtung unter mehreren davon) - wie auch im Theravada oder Vajrayana (und Mahāyana) gibt es da nicht die meditative Praxis, sondern verschiedene. Gemeinsam ist ihnen, dass sie auf dem schon in den Sutren des frühen Buddhismus genannten buddhānusmṛti (bzw. Pali buddhānussati) beruhen.


    Ausführliche Informationen auf Deutsch speziell zum Shin-Buddhismus kannst Du hier finden.

    Waldler:

    Die meisten Theravada-Buddhisten sehen in ihm auch keinen Buddhismus

    Es gibt Theravada-Buddhisten, die sehen in allem, was kein Theravada ist, keinen Buddhismus. Z.B. speziell auch im Vajrayana nicht. Ob das "die meisten" sind halte ich allerdings eher für zweifelhaft - es sind wohl eher die "die lautesten".

    Athos:

    Wenn ich das richtig verstehe, könnte man also sagen, dass der Shin-Buddhismus eher eine eigene Religion ist (da er ja auf eine ganz andere Person als Buddha Gautama Bezug nimmt)?

    Nein. Die drei Haupttexte dieser Tradition, nämlich das (längere) Sukhāvatīvyūha Sūtra, das Amitābha Sūtra (oder kürzere Sukhāvatīvyūha Sūtra) und das Amitāyurdhyāna Sūtra sind alles Lehrreden, die der Überlieferung nach von Gautama Shakyamuni Buddha gehalten wurden. Er bezieht sich dort auf Amitābha (bzw. Amitāyus) als einen seiner Vorläufer. Solche 'Vorläufer' werden auch in den Sutten des Palikanon namentlich genannt; insbesondere seine sechs unmittelbaren Vorläufer. Das Buddhavamsa (Teil des Khuddaka Nikāya, also der fünften Sutten-Sammlung des Suttapitaka im Palikanon) nennt 27 Vorläufer.


    In den genannten Sutren jedenfalls bezieht sich Gautama Shakyamuni Buddha auf das von seinem 'Vorgänger' Amitabha geschaffene buddhakṣetra ('Reine Land', eigentlich 'Buddhafeld') Sukhāvatī (das 'Reine Land' oder richtiger 'Land der Glückseligkeit') und lehrt, wie man dort Eingang findet. Das Mahāyana und insbesondere das Vajrayana kennen übrigens noch eine ganze Anzahl weiterer dieser buddhakṣetra.

    Athos:

    der Shin-Buddhismus wurde doch erst 1173 begründet. Das verwirrt mich jetzt etwas...

    Shin ist eine japanische Schule dieser Richtung, die man als Amidismus oder Reines-Land-Buddhismus bezeichnet und die eine besondere Auslegung dieser Richtung lehrt. Der Amidismus ist eine der ältesten Richtungen des Mahāyana; sie entstand als eigenständige Richtung spätestens im 1. Jahrhundert n.d.Z. vermutlich in Kaschmir und/oder Zentralasien, d.h. in der Frühzeit des Kushan-Reiches. In der Region Gandhāra wurden Amitabha-Darstellungen aus dieser Zeit gefunden und philologische Untersuchungen belegen, dass die Sprache, aus denen die Sutren dieser Richtung in das Chinesische übersetzt wurden, Gandhāri war. Die frühesten Übersetzungen kann man exakt datieren, sie stammen aus dem Jahr 147 n.d.Z. und gehören damit zu den frühesten ins Chinesische übersetzten Sutren überhaupt. Waldlers Angabe

    Zitat

    Die Lehre vom Reinen Land entstand bereits im 5. Jahrhundert nach der Zeitenwende in China.

    ist inkorrekt.


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