Beiträge von Benkei im Thema „Fragen zum (japanischen) Shin-Buddhismus“

    Namaste!


    Hallo Jyotish,

    [...]

    Der Amitabha Buddhismus war genau das richtige. Die Praxis ist ja das Vertrauen zu Buddha Amitabha und das Mantra chanten. Das eigentliche Mantra ist:

    Om Ami Dewa Hiri

    [...]

    Im Shin-Buddhismus bezeichnet man die Anrufungsformel Amida-Buddhas, das Nenbutsu, zumeist nicht als Mantra und die Gelehrten wollen es auch keinesfalls so verstanden wissen.


    In Japan und folglich auch in den shinbuddhistischen Andachten weltweit wird das Nenbutsu entweder

    Namo-Amida-Butsu oder

    Namandabu

    transkribiert, wobei die Aussprache je nach Sprecher, Betonung und Anlass etwas differieren kann.


    Das "Om Ami Dewa Hrih" ist ein tibetisches Mantra des Buddha Amida (Amitabha/Amitayus).


    Im japanischen Buddhismus, insbesondere in der Shingon Shû und der Tendai Shû gibt es verschiedene Amida-Buddha-Mantra.

    Das gängigste ist wohl "On Amirita Teizei Kara Un", das einfachste ist Kakuban's "A-Mi-Ta".


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Hallo Waldler,


    Waldler:

    EVENTUELL könnte man als Lektüre das Buch "Die Lehre Buddhas" vom Bukkyo Dendo Kyokai empfehlen. Eine deutsche Übersetzung ist im Eko-Tempel in Düsseldorf zu bekommen und dort auch schriftlich zu bestellen. Kostet 10 Euro.


    "Die Lehre Buddhas" ist ja eigentlich nicht Shin-Buddhismus, ebenso wie Bukkyo Dendo Kyokai (BDK).
    Die Organisation gehört keiner bestimmten Tradition an, sondern sie hat das Ziel den Dharma, wie er allgemein in Japan verstanden wird, in Japan und weltweit zu verbreiten. Gleichwohl unterhält sie weltweit diverse Tempel (der Ekôji in Düsseldorf, das "Eko-Haus" ist auch ein solcher) und die sind dann natürlich jeweils einer bestimmten Tradition zugehörig (der Ekôji der Jôdo Shinshû Nishi-Honganji-ha, aber dort findet auch Rinzai-Zen statt). "Die Lehren Buddhas" wurden folglich von Gelehrten verschiedener Traditionen zusammengestellt, ein bisschen Jôdomon und vielleicht auch Shin sind enthalten, aber das allermeiste ist allgemein gültig. Und die Übersetzung ist immer noch etwas holprig... einige Begriffe werden in aktuelleren Schriften mittlerweile besser übersetzt...
    Aber das Büchlein soll ja quasi auch als Konkurrenzprodukt zur Bibel der "Gideons" verstanden werden ;)
    Wenn man gerade in Asien unterwegs ist, die Reiselektüre "auf hat", und in der Hotelschublade eine Ausgabe in Englisch und der Lokalsprache findet, dann kann man damit sicher ein paar Stündchen rumkriegen ;)


    Im Ekôji liegen aber auch die Andachtsbücher aus, die man dort auch kaufen kann. Darin steht natürlich auch einiges über Shin-Buddhismus (jenseits der Andachtstexte), und jeden zweiten Sonntag im Monat kann man dort natürlich auch an der Shin-Andacht teilnehmen. Nachher gibt es bei Tee zumeist eine kleine, ungezwungene Gesprächsrunde mit den deutschen und japanischen Priestern.


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-Amida-Butsu

    Namaste!


    Eine Ergänzung noch:

    Waldler:


    Falls Dich das Thema interessiert, empfehle ich Dir gern das Buch "Geburt aus dem Lotus - Jingtu-Der Weg des Lauteren Landes" von Roland Berthold aus dem Buddhistischen Studienverlag (kostet 18,90 Euro).


    Wenn es speziell um Shin-Buddhismus geht (und nicht allgemein um Reines Land-Buddhismus / Jôdomon), dann ist das empfohlene Buch eigentlich nicht repräsentativ:


    Die anfänglichen Basics in dem Buch (die sich aber auch auf den alten Pali-Kanon beziehen!) gelten natürlich auch in der Tradition der Jôdo Shinshû; aber wenn es dann darum geht, wie man den WEG beschreitet, da besteht dann schon ein sehr großer Unterschied.
    Und die später beschriebenen Übungen und teilweise auch die Texte sind dann eher repräsentativ für den chinesischen und vietnamesischen Reines Land-Buddhismus. Auch der Autor stammt aus der chinesischen Tradition. Er zitiert zwar häufig einen bekannten Shin-Gelehrten, aber keinesfalls in shin-spezifischen Dingen, sondern allgemein in Bezug auf den Buddhismus des Reinen Landes.


    Und bei den beschriebenen Übungen unternimmt man das Beschreiten des Weges des Reinen Landes um (teilweise) auch aus eigener Kraft dorthin geboren zu werden, und man übt sich in den, wie Hônen Shonin es nennt, "Vermischten Übungen".



    Das soll nun weder eine Abwertung des Buches noch der darin beschriebenen Übungen sein!
    Es soll nur klarstellen, dass das Buch eben nicht von und für Shin-Buddhisten geschrieben wurde, sondern es richtet sich eher allgemein an Buddhisten und speziell an Anhänger des Reinen Land-Buddhismus, wie er in Vietnam und China praktiziert wird.



    Repräsentativ für den Shin-Buddhismus gibt es auf Deutsch leider immer noch kaum was.
    Abgesehen von Shigaraki's "Sogar der Gute wird erlöst, um wie viel mehr der Böse", kann man hier und da auch noch (alte) Ausgaben von "Tannishô"-Übersetzungen bekommen - das hilft zumindest ansatzweise weiter.
    Ach ja - und einen kurzen Überblick bietet auch Rev. Nottelmann's "Shin-Buddhismus im Überblick", von Books on Demand.


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-Amida-Butsu

    Namaste!


    Sei mir gegrüßt, Athos!


    Obwohl Sudhana ja schon vieles klargestellt hat, möchte ich noch ein bisschen was ergänzen.



    Das vorbezeichnete gilt für alle buddhistischen Schulen, wobei allerdings jeweils die Schwerpunkte anders gesetzt werden und die genannten Punkte teilweise auch als "vorläufig" angesehen werden können, wenn die jeweilige Schule ihre eigenen Praktiken/Dokrin darüberstellt.


    Athos:

    Gelten diese Dinge auch für den Shin-Buddhismus? Und wenn ja, wie sieht die Praxis denn im Shin-Buddhismus aus (im Vergleich zu Theravada und Vajrajana)?


    Zunächst einmal ist es wichtig festzustellen, dass der Shin-Buddhismus nur eine Strömung im japanischen Buddhismus ist, nämlich die Jôdo Shinshû, die ihrerseits auch aus mehreren Unterschulen besteht [die beiden größten sind die Jôdo Shinshû Nishi-Honganji-ha und die Jôdo Shinshû Higashi-Honganji-ha].


    Alle Zweige der Jôdo Shinshû werden zum Jôdomon ["Weg/Tor des Reinen Landes", chin. "Jingtu"] gezählt. In Indien bzw. Zentralasien, wo er entstanden ist, und noch heute in China und Tibet (sic!) ist der "Weg des Reinen" Landes eher ein Übungsweg, also keine buddhistische Richtung / Schule im engeren Sinne. Es geht um die Vergegenwärtigung des Buddhas Amitabha/Amitayus/Amita/Amida um in sein Reines Land hingeboren zu werden. Die einfachste, universellste Form dieser Vergegenwärtigung ist die Namensanrufung (jap. "Nenbutsu", chin. "Nienfo").


    Auch in Japan war diese Praxis zunächst einmal ein Übungsweg unter anderen Übungswegen, der vor allem Laien ansprach. Das Nenbutsu war also auch den alten Schulen, Kegon Shû, Tendai Shû, Shingon Shû usf. nicht unbekannt, und noch heute wird es auch von Priestern dieser Schulen ausgeübt.


    Insbesondere Hônen Shonin (*1133 bis +1212) predigte im zwölften Jahrhundert das "exklusive Nenbutsu" und kührte es für seine Anhänger zur Hauptpraxis. Daraus entstand dann die Jôdo Shû ["Schule des Reinen Landes"]. Nach Hônen's Tod spaltete sich die Jôdo Shû aufgrund differierender Ansichten über die Art der Übung und die Gnade des Buddha Amida in mehrere Traditionen, von denen die folgenden noch heute bestehen:
    Jôdo Shû Chinzei-ha, von Shoko Benchô Shonin (*1162 bis +1238) gegründet,
    Jôdo Shû Seizan-ha, von Zenne-bo Shoku Shonin (*1177 bis +1247) gegründet
    Jôdo Shinshû, von Shinran Shonin (*1173 bis +1263) gegründet [das ist der Shin-Buddhismus!]
    Ji Shû, von Ippen Shonin (*1234 bis +1289) gegründet.


    Als eigenständige Jôdomon-Schulen werden in Japan zusätzlich noch die
    Yûzû Nenbutsu Shû, von Ryônin Shonin (*1072 bis +1132) und die
    Tendai Shû Shinzei-ha, von Shinzei Shonin (*1443 bis +1495) gegründet,
    genannt.


    [Das Wort "Shonin" ist übrigens ein Ehren-Titel für einen bedeutenden Geistlichen des japanischen Buddhismus und kein Nachname!]


    Außerhalb Japans sind, soweit mir bekannt ist, nur die Jôdo Shinshû und die Jôdo Shû Chinzei-ha vertreten, wobei die Shinshû weltweit und auch in Deutschland präsent ist, während die Chinzei-ha außerhalb Japans nur in den USA, Kanada und Brasilien Tempel unterhält.


    In der Tradition der Jôdo Shinshû, dem Shinbuddhismus, kennt man auch alle der von Dir genannten Grundelemente des Buddhismus.
    [Shinbuddhismus ist folglich nur diese spezielle Form des auf Amida bezogenen Buddhismus, der Oberbegriff, der auch die anderen Schulen und Übungswege umfasst ist "Reines Land-Buddhismus" oder vielleicht auch "Amida-Buddhismus"]
    Der Schwerpunkt liegt im Shinbuddhismus aber auf der Zufluchtnahme zum Buddha Amida, dem Vertrauen darauf, dass man durch ihn - also durch die Andere Kraft (und nicht durch eigene Anstrengungen!) - durch seine Gnade die Befreiung erlangt.
    Die eigentliche Praxis, die auf ein solches Vertrauen beruht, ist dann Dankbarkeit.
    Dankbarkeit gegenüber dem Buddha Amida für seine Gnade und Rettungskraft, gegenüber Buddha Shakyamuni und die Sangha, die uns diese Gnade offenbarten.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu