Beiträge von Doris im Thema „"Achtsamkeit ... ist ... nicht ausreichend"“

    Zitat

    Was soll Achtsamkeit in dem Zusammenhang denn überhaupt bedeuten? Ohne Erläuterung des Autors macht es wenig Sinn, auch nur darüber nachzudenken.


    Ich gehe davon aus, dass sich kilaya von dem Satz angesprochen fühlte und darauf habe ich geantwortet. Mir ging es auch weniger um eine Interpretation des Zitates, sondern um eine Assoziation dazu.

    Ich weiß nicht so recht was mit dem Begriff "Spiritualität" anzufangen.
    Aber ich kann mir vorstellen, dass es eigentlich um Ethos geht.
    Achtsamkeit alleine ist ja etwas selbstzentriertes. Offenbar kann Achtsamkeit auch dazu verwendet werden recht viel Unheil anzurichten. Wenn jedoch die erweiterte Sicht hinzukommt, also das Wohl der Anderen im Auge zu haben, dann wird ein Schuh draus.
    Das was womöglich manchmal als Achtsamkeit propagiert wird, dient eher dazu die Menschen zu kastrieren, sie zu gut funktionierenden Maschinen umzupolen. Mit Sicherheit macht es die Menschen so nicht zufriedener.


    Den anderen Aspekt im eingangs erwähnten Zitat sehe ich darin, sich nicht von seiner Emotionalität zu entfernen, also Achtsamkeit nicht dazu verwenden eine Art Zombie zu werden, sondern sich seiner Emotionen bewusst zu werden und sie sich entfalten zu lassen, sie zuzulassen (Das ist in meinen Augen ein Riesenunterschied zum hemmungslosen Ausleben.) Lassen wir sie zu, dann kommen wir unseren inneren Motiven eher auf den Grund, als wenn wir sie unterdrücken würden. Außerdem haben wir diese "wilde" Seite, diese ungezähmten und ursprünglichen Anteile, die einen Sinn machen und auf die wir nicht verzichten, sondern vielmehr nutzbar machen sollten. Auch Fehlermachen gehört dazu, unbedingt. Das ist jedenfalls meine Meinung dazu.
    Und um den Bezug zum Vajrayana herzustellen, habe ich den Eindruck, dass es dabei genau darum geht.


    Das Leben zum großen Teil in der digitalen Welt stattfinden zu lassen, entfernt von diesem Ursprünglichen und Wilden. Es ist ein Leben in reiner Vorstellung, simuliert, ohne wirkliches Feedback. Nicht einmal die hemmungslos ausgelebten Aggressionen erachte ich als echt, da ihnen die reale Begegnung mit dem Anderen fehlt, also eben die Rückkoppelung. Es ist nichts weiter als eine Ersatzwelt, die von den eigentlichen Bedürfnissen wegführt.
    Oft wird "Matrix" zitiert um eine angeblich simulierten Welt nachzuweisen. Aber das ist viel zu weit gegriffen und die naheliegende inhärente Gesellschaftskritik des Film wird übersehen. Die Simulation findet statt in dem Moment, in dem das Leben mehr und mehr in der Datenwelt gelebt wird (und überhaupt in einer Welt, in der Maschinen zu den Taktgebern geworden sind). Wir sind also schon teilweise in der Matrix drin. Freiwillig. Wir fangen allmählich an dies für das "wahre" Leben zu halten. (Ich finde es schade, den Film als Verschwörungstheorien zu betrachten statt als Kritik an Gesellschaftsentwicklungen. Das macht Sci-Fi ja eigentlich immer. Sie beschreibt die Gegenwart auf überzogene Weise.)
    Gerade wird an Sex-Robotern gearbeitet. Auch so ein Stück Wildheit, das wir freiwillig aufgeben werden. Sex ohne Liebe ist nichts neues. Ohne Körperlichkeit ist Porno bereits – im Netz inflationär. Aber die Körperlichkeit künstlich herzustellen, zu maschinisieren, das ist greifbare Virtualität. Ein Widerspruch in sich selbst, und deshalb umso entfremdender. Das führt dann zur Hemmungslosigkeit bei gleichzeitigem Unterdrücken der Emotionen und emotionalen Bedürfnisse. Schal wird es auch recht bald. Seelenlos im wahrsten Sinne des Wortes.