Beiträge von Doris im Thema „Drogensucht durch Meditation endgültig loswerden“

    Es geht nicht unbedingt um Buddhismus heavy heavy …


    Erst mal geht es darum zu lernen, aufkommende Emotionen auszuhalten.
    Ich will hier niemanden zum Buddhismus bekehren. Das zweite ist, dass ich keinen buddhistischen Lehrer kenne, der sich explizit mit Drogentherapie auskennt. Das Thema ist in meinen Augen auch zu brenzlig, um es nur mit "Religion" zu beantworten.
    Der Poster ist schon länger von den Drogen runter – es dreht sich also nicht um Entzug. Ich verstehe sein Anliegen so, dass er sich fürchtet, den in der Mediation aufkommenden Gelüsten wieder nachzugeben und es verwirrt ihn, dass das ausgerechnet in der Meditation wieder hochkommt.
    Jedenfalls habe ich es es so verstanden.

    Zitat

    Was das wahre Selbst angeht bin ich sowieso noch unschlüssig. Mal habe ich das Gefühl, dass das Selbst in Wirklichkeit eine Art kosmisches Einheitsbewusstsein ist, dann aber gibt es Tage wo ich eher das Gefühl habe, dass es vielleicht gar kein Selbst gibt, sondern das was wir Selbst nennen nur ein Produkt unserer Erfahrungen, Erziehung und anderen psychosozialen Faktoren ist. Das ist total verwirrend weil ich dann gar nicht mehr weiß ob das was ich jetzt gerade tue und denke von meinem Selbst kommt, oder irgendwie vom Ego gesteuert ist. Das Problem ist auch, dass diverse spirituelle Lehren sich was dieses Thema angeht, gegenseitig widersprechen. Die einen sagen es gibt kein Selbst und die anderen sagen es gibt ein Selbst aber dieses wird durch das Ego überschattet. Ich schwanke beim meditieren immer vom einen zum anderen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich irgendwie immer selbst sabotiere bei dem Versuch die Wahrheit herauszufinden und deswegen suche ich die Gedankenstille in der Hoffnung durch diese Stille diesen ganzen "Lärm" auszuschalten und die innere Stimme zu hören. Ich habe mal gelesen, man solle sich nicht mit seinen Gedanken identifizieren.


    Unschlüssig ist gut.
    Ich erlebe es so: Alles bin ich. Jedes Gefühl, jede Erscheinung, jede Vorstellung, jedes Loslassen usw. Das ist mein wahres Selbst. Da ist nichts wegzunehmen und nichts hinzuzufügen.
    Ich halte mich nicht so sehr an Lehren, sondern ich erforsche selbst. Die Lehren des Buddha habe ich dabei als hilfreich und bestätigend entdeckt, jedoch sind sie keine Blaupause dafür wie ich mich "hinzubiegen habe". Der Buddha hat sich erforscht und davon berichtet. Ich versuche mit ein paar Tipps abzuholen und schau mal, was bei der Erforschung bei mir so alles dabei herauskommt. Was der Buddha so alles erlebt hat, kann ich nicht wissen. Er kann mir nicht Frage und Antwort stehen. Es kommt auch nicht darauf an: Ich erforsche nicht den Buddha, sondern mich.


    Sich nicht mit seinen Gedanken identifizieren bedeutet für mich, dass ich mich nicht von ihnen beherrschen lassen möchte, nicht, dass ich sie als etwas Fremdes, Aliens, die in mir sitzen, betrachte. Sie sind von mir und sie sind authentisch. Nur sind sie nicht immer hilfreich und ich sitze ihnen oft genug auf. Um das abzubauen, muss ich lernen mich nicht mehr von ihnen vereinnahmen zu lassen. Habe ich das geschafft, dann ist es egal, was da so alles auftaucht. Dazu muss ich jedoch genau hinschauen, beobachten und immer wieder von vorne anfangen.


    Daher kann ich diese Ohrwürmer oder ähnliche Endlosschleifen auch einfach laufen lassen. Sie hören ohnehin wieder von alleine auf. Wenn ich mich aber an sie dranhänge, weil ich sie nicht haben will und meine sie kontrollieren zu können, dann werden sie um so hartnäckiger. Dasselbe geschieht mit unheilsamen Gedanken, z.B. mit Rachegelüsten. Ich kann sie registrieren und mich entspannen, dann vergehen sie spätestens wenn es an der Tür läutet oder eine der Katzen über die Tastatur läuft. Und ich kann diese Gedanken pflegen und hegen und immer weiter anwachsen lassen bis zur Monströsität, indem ich sie nicht einfach als Gedanken, die so durchlaufen betrachte, sondern als Entitäten. Das ist die übliche, aber auch die schlechteste Lösung. Wenn Du meditierest, dann merkst Du doch, was da alles so durchläuft. Nichts davon bleibt. Das zu erkennen ist eigentlich alles.
    Wenn Du Schafe hütest, dann lässt Du sie nicht in Reih und Glied anstehen oder schlachtest sie gar, sondern gibst ihnen eine große Weide, auf der sie ihrer Natur folgen können. Ein Schäfer schaut nur, dass sie genügend zu fressen bekommen, das richtige Fressen erhalten, dass sie vor Angriffen geschützt werden. Im übrigen steht er am Rande uns schaut ihnen einfach zu. Er beobachtet nicht den ganzen Tag ein einzelnes Schaf, sondern versucht den Überblick über die ganze Herde zu behalten. Er bleibt dabei ruhig, weil die Tiere dann auch ruhig bleiben. So erlebe ich das – in guten Momenten :D . Natürlich hinkt der Vergleich ein wenig …


    Hast Du es schon einmal mit MBSR versucht? Kurse zahlen auch die Krankenkasse. Du musst nur einen guten Therapeuten/Lehrer finden, der sich gut damit auskennt und auch mit der Drogenproblematik.

    Ich möchte Dir dazu gratulieren, dass Du aus dem Drogending ausgestiegen bist. Darauf kannst Du echt stolz sein, auch wie Du das gedanklich verarbeitest. Ich finde das bemerkenswert.


    Bis vor über 20 Jahren war ich Raucherin. Ich will Dir jetzt nicht meine ganze Geschichte dazu erzählen, nur eine Sache: Ich habe niemals mehr einen Rückfall gehabt und hatte weder Entzugssymptome noch eine Lust auf Zigaretten. Trotzdem träume ich immer wieder rückfällig geworden zu sein und nicht zu wissen wieso. Das erstaunt mich jedes Mal, weil da im Wachzustand gar keine Lust auf Rauchen ist.


    Ich denke, wenn man solche Gewohnheiten hatte, und damit sind ja stets emotionale Erfahrungen verknüpft, können solche Erinnerungen immer wieder auftauchen. Und das wiederum kann mit Ängsten verbunden sein. In meinen Träumen taucht dann Angst auf und ich versuche mich zu erinnern, wieso ich wieder geraucht habe, bis es mir gelingt den Traum zu steuern und wieder aus dieser Falle herauszufinden. Letztendlich bewerte ich diese Träume nicht mehr über die Maßen, ich sehe darin keine "versteckten" Gelüste, keine unbewussten Tendenzen. Ich traue mir über den Weg. Das sind eben Träume über vergangene Erfahrungen, nicht anders, als wenn ich über frühere Freunde und Erlebnisse träumen würde.


    So wie der Traum ein Ende hat, so ist es mit den Gelüsten: Sie kommen und sie gehen.
    Wenn man Angst davor hat, dann bekommen sie eine besondere Dramatik. Die Angst kommt wohl daher, weil man meint, die Kontrolle verlieren zu können. Dabei ist die Angst der eigentliche Kontrollverlust, denn man kann sie nicht kontrollieren, nur aushalten lernen. Was ich meine: Es ist das Beste, sich mit solchen "Flashbacks" zu arrangieren, sie aushalten lernen und ihnen keine weitere Bedeutung zuzumessen.


    Alles was Du beschreibst, betrachte ich als eine Bewusstwerdung, und damit als Fortschritt.
    Das Ego lässt sich nicht ausmerzen. Das kannst Du am aufkommenden Stolz erkennen, der Dir in die Parade fährt.
    Auf das Nichts kann man sich nicht konzentrieren. In der Birne herrscht ein ständiges Gedankenwirrwarr. So funktioniert das Gehirn, es tut seine Arbeit. Ich bin oft erstaunt darüber, was mein Gehirn so alles produziert, Gedanken, die mich echt erschrecken und erstaunen. Manchmal tauchen z.B. Schimpfwörter auf, die ich nie benutzen würde, und ich wiederhole sie ständig, ohne was dagegen tun zu können. Echt nervig. Oder die Ohrwürmer, die ich sogar als zweite Ebene unter den Träumen träume und die unter den Gedanken unaufhörlich weiterklingen. Es hilft nicht, gegen sie zu kämpfen. Ich muss sie laufen lassen und mich entspannen. Erst dann verschwinden sie und machen Platz für was Neues … manchmal nur für einen anderen Ohrwurm.

    Vielleicht ist es besser zu akzeptieren, dass zu Deinem "wahren Selbst" auch der Drang nach den tollen Gefühlen gehört, den die Drogen ermöglichen. Wir Menschen suchen alle nach Glück, sagt schon der Buddha. Du hast erkannt, dass Drogen kein dauerhaftes Glück bieten, sondern Leiden schaffen. Damit hast Du einen ganz wichtigen Punkt der Lehre Buddhas erfahren. Das ist ein Schatz, vor dem Du Dich nicht fürchten musst, vielmehr kannst Du ihn weiter untersuchen und sehr viel mehr erfahren.


    Vielleicht brauchst Du dabei eine kompetente Begleitung, wie es schon empfohlen wurde.
    Vielleicht musst Du für den Übergang etwas finden, das Dich ablenkt und das Du solange anwenden kannst, bist Du Dir selbst vertraust. Kilaya erwähnte Mantras. Die positive Wirkung kann ich nur bestätigen, allein schon, weil sie ablenken wirken sie. Manchmal findet man ein Mantra, das noch etwas mehr für einen tun kann, weil man eine besondere Beziehung dazu entwickeln kann, vielleicht, weil man das von jemanden erhalten hat, der eine besondere Bedeutung für einen hat. Ich finde das sehr nützlich.
    Jetzt habe ich einen neuen Ohrwurm: "Ein Lied kann eeeeeiiiine Brücke seeiin …" Der Abend ist gerettet. :grinsen: