void:Ich finde, dass das Englische Wort "ground" noch den Erdboden als Grundbedeutung hat, während ich beim detschen Wort "Grund" eher an den Grund eines Brunnen denke. Nicht den Boden zu unseren Füßen, sondern etwas tief unter uns.
Auch im Deutschen spricht man beispielsweise von 'Grund und Boden' - und im Englischen kann 'ground' ebenso für 'Ursache' stehen. Im Chinesischen steht 地 zunächst für 'Erdboden', für das Element 'Erde' oder auch für 'Feld'. Dazu gehört die Konnotation des Erzeugens, also der 'Grundlage' für Dinge, die entstehen und wachsen - nicht notwendig nur Pflanzen, sondern auch im übertragenen Sinn. Das wäre dann 'Grund' im Sinne von Ursache.
Übrigens steht 地 auch für bhūmi, also die 'Stufe' oder das 'Level' eines Bodhisattva; es ist gewissermaßen sein 'Boden' - das Substrat, aus dem heraus er wächst und existiert. Das sind "the states attained" in dem oben von void angeführten Zitat über das Geistesgrund-Sutra.
Die Metapher 心地 steht also für einen 'Grund und Boden'; ein Substrat, aus dem der Geist 'erwächst'. Das ist ein Bild für den ālayavijñāna, der als āśraya (Basis) durch buddhistische Praxis zur Spiegelweisheit ādarśajñāna (鏡智, jingzhi / kyōchi) 'gewendet' wird - das bereits erwähnte āśrayaparāvṛtti. In diesem Aspekt manifestiert sich der 'Geistgrund' ohne Irrtümer, ohne Torheit und ohne Verirrung, was nach Huineng die formlose dreifache Praxis von sīla, prajñā und samādhi ist - die wiederum sīla, prajñā und samādhi des "eigenen Wesens" sind, die Qualitäten dieses "eigenen Wesens". Dieses "eigene Wesen" oder "ursprüngliche Wesen" (本性, ben xing / honshō) ist nichts anderes als die Buddhanatur (佛性, fo xing / busshō) in ihrem dharmakāya-Aspekt.
Als Doktrin formuliert und ausführlich erläutert findet man diese Verschmelzung von Yogacara-Ideen und Tathagathagarbha-Theorie insbesondere im Dasheng qixin lun (大乘起信論, *Mahāyānaśraddhôtpāda-śāstra) und im Foxing Lun (佛性論, *Buddhadhātu-śāstra) - beide Werke werden nicht ganz zufällig zwei indischen Patriarchen des Chan / Zen (Aśvaghoṣa und Vasubandhu) zugeschrieben.
Dharma Buddy: es existieren keine "anderen Richtungen des Zen". Alle - ob Chan, Zen, Seon oder Thien - gehen auf den 6. Patriarchen Huineng zurück und alle sind subitistisch.
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