Doris Rasevic-Benz:
Allerdings ist ein Handwerker in der Regel auch darauf angewiesen, einen guten Ruf zu haben. Jedenfalls betrifft das kleine Betriebe. Wer einen guten Handwerker gefunden hat, der wird ihn sicher weiterempfehlen. Wie gut einer ist, das zeigt sich u.a. darin, dass er den kleinen Kunden nicht vernachlässigt, sondern ihm mit derselben Sorgfalt zu Diensten ist.
In Bereichen, wo man auf eine persönliche Bezihung baut und auch an langfristigen Vertrauensverhältnissen interessiert ist, ist es natürlich wichtig, kein Vertrauen zu verspielen. Weil man, wie du sagst einen Ruf zu wahren hat - das was früher mit der Handwerkehre verbunden wurde.
Aber gerade bei größeren, komerzeillen Auftraggebern ist es ja so, dass es da hauptsächlich um den Preis geht. Der Bauunternehmer hat einen bestimmten unglaublich knappen Preis ausgehandelt ( oder mit Dumping eine Ausschreibung gewonnen) zu dem er nur Pfusch liefern kann und Pfusch liefern muss. Und deswegen die Zulieferer und Handwerker darum konkurrieren lässt, wer am blligsten liefert, auch wenn das bedeutet, Verordnungen zu missachten, Schwarzarbeiter zu beschäftigen oder Leute auszubeuten. Je mehr Handwerker Teil von solchen "Wildweststrukturen" sind, in denen Kurzfristigkeit und knappes Budget regieren, desto weniger Integrität ist da drin. Was dann eben auch den eigentlich fairen und wohlmeinenden Privatkunden trifft.
Neulich ist mir das Wort "Bönhase" begegnet, das einen unzünftigen,ehrlosen Handwerker bezeichnet.
Dialektal verschiedenlautlich standen die Wörter Bön, Böhn, Bon, Been, Beun, Bün, Bühn, Bühne für den (Dach)boden der Behausungen, in denen zu den Zünften nicht zugelassene, seltener ausgestoßene Handwerker zu Zeiten der Zünfte entgegen den Zunftstatuten oder städtischen Vorschriften, also meist illegal, ihren erlernten Tätigkeiten nachgingen. Standen die Häuser traufseitig zur Straße, so waren die Böden oft miteinander verbunden und die Bönhasen konnte über mehrere Dachböden hinweg vor Kontrollen, Visitationen und Verfolgungen flüchten. Das Wort „Hase“ steht bildlich für die Flinkheit ihrer Flucht. Mit Bönhasen-Jagen bezeichnete man das Aufspüren und Verfolgen dieser „ungesetzlichen“ Handwerker durch die städtische Obrigkeit und die Zünfte: sie wurden dann wie Hasen über die Bön, den Dachboden ihrer Behausungen, gejagt.
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