Beiträge von Doris im Thema „Verliebtheit und Meditation“

    Ich würde gerne ein bisschen differenzieren.


    "Selbstliebe" klingt so als ob man immer himmelhochjauchzend über sich denkt und empfindet. Also, im Grunde genommen kann das als Selbstverliebtheit verstanden werden.
    Aber ich verstehe unter "Liebe", dazu gehört auch die Liebe zu sich selbst, "miteinander durch Dick und Dünn zu gehen". Also auch zu sich stehen, wenn man mal nicht zu sich stehen kann, wenn man gerade dabei ist sich selbst zu zerfleischen, sich zu hassen, sich vor sich selbst zu ekeln. Das hat was mit Aushalten zu tun, Geduld und Abwarten. Ich kann mich also auch selbst lieben, wenn ich das mal anders empfinde, einfach indem ich mir gegenüber nicht die Hoffnung und die Geduld verliere. Damit legt man dann weniger Gewicht auf momentane Gefühle, sondern nimmt eine grundlegende Haltung ein. Normalerweise lieben uns unsere Eltern auch, wenn wie ihnen Mühe machen oder in einer schwierigen Lebensphase sind. Diese Elternhaltung können wir uns selbst gegenüber einnehmen. Wir können dies auch lernen, wenn wir das von den realen Eltern nicht in ausreichendem Maße bekommen haben. Ist halt schwer, aber nicht unmöglich.


    Der Dharma lehrt, dass alles vergänglich ist. Somit sind auch diese Tiefen vergänglich. Wenn ich also gerade in Selbstzweifeln versinke, dann kann das Wissen um die Vergänglichkeit dieses Zustandes hilfreich sein.


    Im übrigen sehe ich im Selbstzweifel Nutzen: Er hilft bei unserer Entwicklung weiter. Nur wenn er alles beherrschend wird, den Blick auf anderes verstellt, zu einem statischen, lähmenden Zustand führt, ist er schädlich. Sich wegen Selbstzweifel abzulehnen ist daher kontraproduktiv. Besser ist es, dies als grundlegende Tugend zu betrachten und sie in einer günstigen Weise kultivieren zu lernen. Anfangen kann man mit dieser Sichtweise, indem man sich z.B. überlegt, dass man andere, denen es genauso geht, besonders gut verstehen kann. Wie erleichternd ist es doch, Leute zu finden, die einen verstehen! Das kennen wir alle. So hat dieser Selbstzweifel, den wir aufgrund des Missempfindens, das er auslöst, ablehnen und als persönlichen Makel werten, schon den ersten positiven Aspekt und bildet zugleich eine Brücke zu den Mitmenschen. Gleichzeitig kann man sich schon allein damit in einem besseren Licht sehen.

    MFS:


    Dem würde ich nicht widersprechen, aber du kennst ja bestimmt den Spruch, "Man muss sich selbst lieben können, bevor man von jemand anderen geliebt werden kann.". Und mit der Fähigkeit, mich selbst zu lieben, ist es bei mir nicht weit her. Vielleicht muss ich mich an diesem Punkt erst "verbessern", bevor eine Liebesbeziehung auch ohne übertriebene Abhängigkeit funktionieren kann. Das wäre zumindest meine Theorie dazu. :?


    Ja, den kenne ich. Ich kenne auch seine Tücken.


    Ich denke, dass die meisten Menschen sich bisweilen nicht lieben, also voller Selbstzweifel sind, sich hassen, sich als ungenügend empfinden usw. Beim einen ist das mehr und beim anderen weniger stark ausgeprägt. Würde man also dem Spruch folgen und bei jeder Krise, bei jedem Selbstzweifel die Beziehung kappen "um sich erst selbst lieben zu lernen", dann würde gäbe es wohl fast keine stabile Beziehungen mehr.


    In Beziehungen zu anderen Menschen spiegeln wir uns. Beziehungen können auch dabei helfen, das angeknackste Selbstbild zu heilen. Wenn das Selbstbild angeknackst ist, kann man dazu neigen diejenigen Menschen, die einen mögen, für doof zu betrachten, ihnen also nicht zu glauben, dass sie einen positiven Blick auf einen haben.
    Mir hat mal vor vielen Jahren jemand gesagt, dass er alle Leute verachte, die ihn mögen, weil sie ja doof sein müssten, ihn gern zu haben, weil wenn sie wüssten, was er für ein Arschloch sei … Was dazu führte, dass er sich zu Menschen, die ihn wirklich liebten, wie ein ebensolches verhalten hat.
    Aber manchmal muss man den Menschen vertrauen, und von der Prämisse ausgehen, dass man liebenswert ist. Das geht nur, wenn man lernt die Phasen des Selbstzweifels und des Gefühls der Verlorenheit auszuhalten, ihnen keine übermäßige Bedeutung mehr zuschreibt und sie nicht weiter nährt.
    Meiner Meinung nach ist beides notwendig, zu lernen sich auszuhalten und zu lernen von anderen gehalten zu werden.
    Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass Selbstzweifel jemals aufhören. Diese Idee habe ich aufgegeben. Was ich aber erlebe ist, dass diese Selbstzweifel seltener sind, weniger intensiv und sehr schnell vorübergehen. Und sie sind nicht alles, was ich erlebe, sondern machen nur einen Teil meines Lebens aus. Das zu erkennen, war sehr wichtig für mich.


    Eine extrem wichtige Erkenntnis für mich: Man kann nicht jeden lieben. Das klingt so selbstverständlich, aber für einen Menschen mit Selbstzweifel ist das mehr als nur eine Phrase, wenn sie ernst genommen wird. Das bedeutet nämlich, wenn man abgewiesen wird, dann ist das nicht, weil man nicht liebenswert ist, sondern weil der Spruch auch andersherum gilt: Ich kann nicht jeden lieben, also muss ich es akzeptieren, dass auch ich nicht von jedem geliebt werden kann. Es ist nicht meine Schuld, wenn der Andere mich nicht lieben kann, selbst wenn er versucht mir das einzureden (ich gehe von "normal" netten Menschen aus, nicht von Serienmördern :D ).


    Das sind jedoch Erkenntnisse, zu denen ich auch durch Beziehungen zu anderen gelangt bin. Denn während ich mich innerlich zerfleischte, liebten sie mich einfach. Ihre Realität deckte sich also nicht mit meiner inneren Realität. So ein Widerspruch kann ganz schön erhellend sein.
    Im Grunde geht es wohl immer darum, das negative Gedankenkarussell zu unterbrechen und wieder zum Alltag zurückzukehren. No drama!


    Was ich letztendlich sagen will, dieses Postulat, man müsse sich erst selbst lieben lernen, bevor man andere lieben kann, kann auch dazu verwendet werden, das Gefühl des eigenen Ungenügens weiter zu befeuern. Denn der nächste Selbstzweifel wartet immer vor der Tür … Ich finde es nicht einfach, da einen vernünftigen Mittelweg zu finden, aber offenbar ist das über die Jahre erlernbar.

    Zitat

    Mein Therapeut sagt, ich müsse nur die richtige Frau finden. Ich sage, dass ich auch von der "richtigen" Frau nicht weniger abhängig wäre als von einer beliebigen Frau.


    Kann sein. Muss aber nicht.
    Du weißt es schließlich nicht, weil Du ja noch keine Beziehung hattest. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, waren es bisher nur Fantasien, und die waren so gestaltet, dass die Fantasien immer befeuert wurden, aber nie die Gefahr bestanden hat, sich wirklich einzulassen. Damit können Fantasien auch nicht auf ihren Realitätsgehalt überprüft werden. Sie sind aufregend, aber auch gefahrlos.
    Die Abhängigkeit besteht wohl in der Hauptsache aus der Angst der Andere würde einen doch einmal im Stich lassen, man könne sowieso nicht genügen … und da sucht man sich halt den sicheren Weg: freie Fantasien und Abbruch. Das lässt einem die Kontrolle über eine so angstbesetzte und gefährliche Sache wie Beziehung.
    So kommt es zu den widersprüchlichen Signalen, die nur Verwirrung stiften.


    Manchmal trifft man auch auf Menschen, die sich davon nicht irritieren lassen. Damit wird die Sinuskurve des emotionalen Auf- und Nieder flacher, und vielleicht meint man dann, den anderen nicht genug lieben zu können, aber solche ruhigeren Beziehungen können einem eher das Gefühl von Sicherheit geben. In einem sicheren Umfeld kann man mit den eigenen Emotionen und Ängsten, dem Gefühl nicht zu genügen aber besser umgehen, man kann sich auch streiten und miteinander wachsen.
    Und ja, Freunde sind Gold.


    So sind jedenfalls meine Erfahrungen. Kannst Du was damit anfangen? Habe ich Dich überhaupt richtig verstanden?

    Spock:

    Doris: Mir ging es grade weniger um Buddhismus, wobei ich als Thera da auch eine ganz andere Position habe als ein Vajri, zB. was den "Zuständigkeitsbereich" und Rangehensweise betrifft. (Das ist nicht wertend gemeint)


    Aber mein Eindruck ist, dass es zu viel Projektion ist und zu wenig "mit" dem Fragenden.


    Was ist denn nicht Projektion?


    Da kommen wir auf etwas ganz Grundsätzliches.
    Ich schreibe hier, weil die Projektionen der Anderen, mir oft auf die Sprünge helfen. Sehr oft kommt mir der Gedanke "Oh, mir geht es genauso! Das kommt mir bekannt vor." Wenn ich eine Frage habe und jemand antwortet mit dem Werkzeugkasten der Erfahrungen, die ihm zur Verfügung stehen, (jeder Werkzeugkasten ist anders zusammengesetzt und gleichermaßen wertvoll), und diese Antwort trifft es meinem Gefühl nach nicht, so antworte ich darauf: "Nein, das ist nicht so bei mir." oder "Darüber muss ich erst nachdenken." Diese Kompetenz sollte man schon vorweisen können, wenn man sich mit anderen Menschen über Dinge unterhält. Das sollte man seinem Gegenüber auch zutrauen.


    Wir alle hier stellen nur unsere Erfahrungen aus unserem Kasten zur Verfügung. Was anderes ist nicht möglich. Das ist auch kein therapeutisches Setting, in dem die Regeln für Therapeuten gelten. Dabei ist alles wertvoll, auch wenn es nicht immer verstanden wird oder man sich nicht gemeint fühlt. In einer Gruppensitzung ist es genauso. Einer sagt was, und dann sagt der nächste was ihm dazu einfällt. Und natürlich sind das Projektionen. Damit wird gearbeitet. Zusammen. So kommen viele verschiedene Aspekte zusammen. Jeder reagiert auf die Weise, die ihm entspricht. Auch das kann untersucht werden. Aber eben nur dann, wenn er reagiert.


    Als Vajri ist für mich bei der Herangehensweise meiner Lebensfragen eine Geschichte sehr wichtig:
    Milarepa ging zu Marpa, um von ihm den Weg zur Erleuchtung zu lernen. Aber Marpa hat ihm diese Belehrungen verweigert. Erst hat er ihn jahrelang Türme bauen lassen, die dieser wieder einreissen musste. Das war Knochenarbeit … Nach meiner Auffassung, war Milarepa erst dann bereit für die Lehren, nachdem er diese "Schaufelarbeit" tapfer hinter sich gebracht hat. Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt.
    Das vergessen manche und wollen gleich mit dem Meditieren anfangen, in der Hoffnung, damit alle Probleme lösen zu können. So mancher wird dann sogar ein angesehener Meister … bis ein Skandal aufdeckt, wie wenig er seinen Dreck weggeschaufelt hat.

    Zitat

    Versucht ihr Verliebtheit eher zu vermeiden? Welche Ratschläge könnt ihr mir geben, um mich davon nicht so vereinnehmen zu lassen


    Aus diesen Sätzen geht doch hervor, dass es nicht nur um Meditation geht.


    Da für mich Meditation nicht alles ist, Meditation andererseits ruhiger verläuft, wenn ich meine Fragen geklärt habe, gehen diese Dinge Hand in Hand.


    Sich seiner Muster bewusst zu werden, sich seiner Kommunikation bewusst zu werden, gehört für mich zur allgemeinen Bewusstwerdung dazu, zu der Meditation ein Übungsteil ist.
    Warum fällt vielen Meditation in Abgeschiedenheit leichter? Weil sie keine "Alltagsprobleme" haben, die sie ablenken. Der Mensch im normalen Leben, beenden den Einfluss der Ablenkung, indem er sich der "Alltagsprobleme" annimmt und sie bewältigt. Wenn mich beim Meditieren die Kissenfüllung drückt, dann versuche ich es auch erst mal mit einem anderen Kissen, statt mich unnötig zu quälen – auch wenn das manche Zennies als ehrenvoll betrachten. In den meisten Fällen sind es Vorstellungen, die uns das Leben schwer machen. Und in diesem Thread zeigen sich die Vorstellungen ganz offen. Warum soll das nichts mit Buddhismus zu tun haben?

    Zitat

    Und was suche ich mir als Partnerinnen? Mangelwesen, die meine Energie brauchen. Bis ich selbst auf dem Zahnfleisch ging. Ich habe dann irgendwann beschlossen, mich auf das Muster nicht mehr einzulassen. Aber diese alten Familienmuster sind sehr hartnäckig, sind bis heute nicht ganz gelöst. D.h. es ist dann weniger eine Frage der Frauen, denen ich begegne, ob es die passende Frau gibt, sondern ob ich in der Lage bin sie zu erkennen und mich für sie zu öffnen, solange meine eigene innere Geschichte nicht gelöst ist.


    Das gibt es ja auch in der Damenwelt. Nennt sich "Die Schöne und das Biest". :grinsen:


    Als Vajrayani sehe ich das eher so, dass diese Rolle der Versorgerin, Ernährerin usw. eine grundlegende Fähigkeit ist, die ich nur nützlich anwenden lernen muss: für mich selbst und für meine Mitwesen. Das bedeutet u.a., dass ich diese Fähigkeit nicht an einer bestimmten Person anwenden muss (also Partner), sondern es genügend andere Möglichkeiten gibt, das auszuleben. Die Welt ist voller Mangel, so dass mein Überfluss in dieser Hinsicht, immer eine passende Stelle findet, an der er zur Anwendung kommen kann. Und da diese verzweifelten Versuche an einer Person bestimmte Verhalten zur Anwendung zu bringen, wegfallen, was sehr viel Energie bindet, ist dann Platz freigeworden für meine anderen Seiten, die nun auch zum Zug kommen können. Die Verkrampfung hat sich gelöst. Ich bin auch weniger empfänglich für die alten Muster geworden, weil ich mich nicht mehr schlecht fühle, wenn ich bestimmten Bedürfnissen nicht genüge. Das hat sicher auch was damit zu tun, dass ich mich für mich selbst verantwortlich fühle: Je mehr Verantwortung ich für mich übernommen habe, desto mehr Fehler und Versagen gestatte ich mir nun.

    Das "Arschlochgerücht" gibt es auch umgekehrt. Also, dass Männer nette Frauen stehenlassen, wenn ihnen eine Femme fatal begegnet.
    Ich vermute, dass da was anderes dahinter steckt.


    Derjenige/diejenige, die schwer erreichbar sind, die Hüh-Hott-Spiele machen, triggern auf der einen Seite einen "Jagdinstinkt" (was schwer erreichbar ist, ist auch begehrenswert, und eine Eroberung wertet einen selbst auf) und sie lassen die alte Wunde des Verlassen- und Abgewiesenwerdens aufbrechen, mit der Verheißung auf Heilung.

    kilaya:

    Ich habe das auch nie verstanden - v.a. wenn ich eine dieser "Beziheungen" hatte, wo eigentlich alles perfekt passte - und sie sich dann dem nächsten Arschloch um den Hals geworfen hat, um sich wieder so richtig ... verletzen zu lassen.


    Paradox ist, dass die einfühlsamen Männer sich mir gegenüber wie Arschlöcher verhalten haben. Die waren nicht einfach doof und gemein, das waren sie nur zu mir. Insofern müssen das Mechanismen gewesen sein, die nicht so sehr was mit "nett" und "einfühlsam" zu tun haben.

    Spock:

    [
    Vllt ist das keine Feigheit, sondern ein Zwiespalt, wegen uneindeutiger Signale.


    Das finde ich, ist ein ganz, ganz wichtiger Hinweis.


    Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Diese Verwirrung ist eine grundsätzliche. Die kommt auch nicht von irgendwoher. Da ist schon früh am Vertrauen auf die Lesekompetenz gesägt worden.

    kilaya:

    Ich glaube ein interessantes Thema könnte Deine eigene Wahrnehmung Deiner eigenen Männlichkeit sein. Das jedenfalls wäre mir von mir aus der Zeit nur zu bekannt. Das ist aber auch ein allgemeines Problem in einer Zeit, in der Männer immer einfühlsamer werden sollen, aber zugleich dadurch an sexuellem Reiz für viele Frauen verlieren. Weder Frauen noch Männer können heute wirklich die Rollen erfüllen, die von ihnen verlangt werden. Kein Wunder, dass man unsicher wird.


    Das habe ich nie verstanden. Ich wollte immer einen einfühlsamen Mann. Nur so einen fand und finde ich anziehend und sexy.


    Zitat

    es so eine Art "Wissen" gibt, das einem Sicherheit gibt, wenn es passt.


    Das finde ich auch. Dabei geht es gar nicht so sehr um Gemeinsamkeiten, sondern das gemeinsame Ziel eine Partnerschaft miteinander einzugehen und sich wirklich aufeinander einzulassen. Das hat eher was mit der eigenen Haltung zu tun. Liebe ist eine Haltung, kein Gefühl. Für mich jedenfalls.

    MFS:

    Doris


    Nein, ich war noch nie in einer richtigen Partnerschaft und bin Mitte 20.
    Ich war öfters der "sensible Kuschel- und Schmusepartner" für Frauen, meistens hatten die zeitgleich noch einen richtigen Freund. Ich habe genommen was ich bekommen konnte, so war ich eben eine Art Ergänzung.
    Oder es waren mehrjährige Freundschaften. Ich war in die Frau verliebt, sie nicht in mich. Oder nur platonisch, oder "nicht genug". Ich fühlte mich mehr und mehr abhängig, und zwar stärker als von jeder Droge von der ich je abhängig war. Deswegen war in zwei Fällen auch ein Abbruch, ein klarer Schnitt, notwendig.
    Oder es ist so wie jetzt: Ich verliebe mich in einen Menschen den ich kaum kenne und das macht mir panische Angst, und mich ekeln diese Rauschgefühle und die Gier an.



    Das dachte ich mir schon.


    Von mir wirst Du diesbezüglich keine "buddhistische" Antwort bekommen.
    Natürlich stört das Deine Meditation. Denn Meditation befriedigt nicht unsere Bedürfnisse.


    Die Damen lassen Dich am ausgestreckten Arm verhungern. So machen es die Dealer: Verknappung. Und der Abhängige lässt das mit sich machen, weil er die Droge braucht. Aber hinter der Gier nach der Droge steckt das Bedürfnis nach Liebe, Nähe, Heimkommen, Vertrautheit, Sexualität, Zärtlichkeit usw.


    Es gibt Frauen, ebenso auch Männer, die brauchen zur Selbstbestätigung noch jemanden, der sie umschwärmt, den sie sich aber vom Leib halten können, den sie kontrollieren können, bei dem sie sich holen können, was der Partner nicht geben kann, ohne etwas zurückgeben zu müssen. Und dann gibt es Männer und Frauen, die sich so sehr nach Liebe sehnen, dass sie sich darauf einlassen. Je weniger Aussichten auf eine Liebesbeziehung dann besteht, umso mehr werden Hoffnungen geweckt, umso mehr Schwankungen gibt es, was eine Abhängigkeit entstehen lässt und befeuert. Die Signale die ausgesendet werden sind doppeldeutig, auf beiden Seiten. Der Angeschwärmte vermittelt Nähe, Wertschätzung usw. und gleichzeitig Distanz, der Schwärmer vermittelt Freundschaft und Akzeptanz des Status Quo, ohne seine wahren Gefühle offen zu zeigen, weil das Ablehnung und gar eine Trennung zur Folge haben könnte, so dass selbst das Quäntchen Nähe und Hoffnung zerstört werden würde.


    Verstehe mich bitte richtig: Mangelndes Selbstwertgefühl ist keine Schande, kein Fehler, keine Bringschuld … Das betone ich, weil ich weiß wie verletzend solche Aussagen sein können: "Selber schuld, wenn Du so wenig Selbstbewusstsein hast!" oder "Du musst halt selbstbewusster werden!" usw. Das ist so dämlich wie "Sei doch mal spontan!"
    Wichtig ist, das als Tatsache anzuerkennen. Damit kann man sich auf die Ursachensuche machen und ist Sich-seiner-selbst-bewusst. Und seiner Bedürfnisse. Dann kann man vorsichtig mit sich umgehen. Das ist etwas anderes als "selbstbewusst werden" im üblichen Sinne.
    Manche Menschen sind nun mal verletzlicher, unsicherer, haben andere Erfahrungen mit Nähe und Distanz gemacht. Man muss kein Anderer werden, nur besser mit den eigenen Voraussetzungen und Bedürfnissen umgehen. Wenn Du dann solche für Dich unfruchtbaren Beziehungen abbrichst, könnte das ein richtiger Schritt sein.

    Bist Du eigentlich schon mal mit jemandem zusammen gewesen, in den Du so verliebt warst? Ich meine, in einer Beziehung? Oder ist das, was Du schilderst, immer auf der platonischen Ebene hängengeblieben? Wie alt bist Du denn in etwa? Hattest Du schon längere Beziehungen? Wie war es denn in der Beziehung für Dich, die am längsten gedauert hat?


    Ich kann gut nachempfinden, wie es Dir geht.
    Meiner persönlichen Erfahrung nach ist es egal, ob man eine Beziehung mit jemandem eingeht, in den man furchtbar verliebt ist oder mit jemanden, mit dem man sich so einigermaßen versteht. Weder das eine noch das andere scheint mir eine Garantie für ein Gelingen einer Beziehung zu sein. Das sind nur Gefühle, Rauschzustände oder auch das Fehlen dieser. In keinem Fall ersetzt das die "Beziehungsarbeit", also das, was im Laufe der Beziehung mit- und füreinander geleistet werden muss.


    Zitat

    Nur neige ich dazu, mich von den betroffenen Personen sehr abhängig zu machen, und das passiert meistens auch noch sehr schnell. In der Vergangenheit musste ich die Kontakte dann abbrechen, anders konnte ich mir nicht mehr helfen.


    Daraus geht nicht hervor, ob es überhaupt zu einer Beziehung gekommen ist oder ob Du vorher abgebrochen hast.
    Ich persönlich meine nicht, dass ein Abbruch nützlich ist, sondern bin der Ansicht, dass man durch manche Phasen einfach durch muss. Die Fallhöhe ist bei großer Verliebtheit sehr groß, und das kann zu besonders großen Verletzungen führen und sogar unfähig machen, sich jemals wieder einzulassen, vor allem, wenn der Andere sehr unsensibel mit einem umgegangen ist. Aber das ist das Risiko, das immer im Raum steht, und das Menschen, die sich heftig verlieben können in besonderem Maße tragen. Nicht jeder steckt das gleich gut weg.
    Manchmal verschwindet dieses Bedürfnis nach Verliebtsein in dem Moment, in dem man das Gefühl hat, bei einem Menschen angekommen zu sein, wenn die Unsicherheit über eine Beziehung weggefallen ist, wenn man sich sicher fühlt, in der Beziehung und mit sich selbst.


    Vielleicht steckt auch ein Muster dahinter. Das würde ich mir anschauen.


    Heftiges Verliebsein ist in der Tat wie unter Drogen stehen. Ich kann das nachvollziehen, wenn das Gefühl derart intensiv ist, dass Angst auftaucht und man sich eher zurückzieht.


    Ich war mit 16 unheimlich in einen Jungen in der Schule verliebt. Das ging über ein Jahr so. Es war ein feiner Kerl, wirklich. Irgendwann hielt ich dieses Gefühl nicht mehr aus, und so schrieb ich einen Brief und gestand ihm meine Zuneigung. Daraufhin fing er mich ab und lud mich zum Eisessen ein. Statt freudig zu reagieren, machte mir das so sehr Angst, dass ich ablehnte. Hätte er mich damals sofort in die Arme genommen, wäre das weniger angstbesetzt gewesen, ich hätte es "hinter mich gebracht", die Schwelle zur Nähe wäre überschritten gewesen, aber die Aussicht, dass es ein paar Tage dauern würde, und was dann? – das war unerträglich für mich. Außerdem war ich zwar auf der einen Seite frühreif, aber auf der anderen Seite nicht in der Lage eine Beziehung zu haben. Es war zu früh für mich. Ich war zu unsicher was mich anbelangte, ich hatte schon den Schmerz vom "Schlussmachen" ein Jahr zuvor erlebt, meine Eltern hätten eine Beziehung nie erlaubt (ich bin in dieser Hinsicht sehr konservativ erzogen worden), ich war ohnehin in einer richtig heftigen Depression drin, meine Mitschüler mobbten mich u.a. Was wäre gewesen, wenn er mir beim Eisessen nur eine besonders freundliche Abfuhr erteilen wollte? …
    Die Gefahr für mich ins Bodenlose zu fallen, war damals ungeheuer groß. Aber so konnte das Ganze auslaufen ohne mir zu schaden. Unsere Weg trennten sich auf natürliche und schmerzlose Weise. So verbleibt dieser Junge von damals für immer in freundlicher Erinnerung.


    Wenn zwischen Dir und dem/der Anderen nichts passiert, so liegt das sicher nicht nur daran, dass Du nichts unternimmst. Der Drang sich zu paaren ist derart groß, dass immer ein Weg gefunden wird – sofern es beide wollen. Vielleicht verliebst Du Dich immer in Menschen, die nicht in Dich verliebst sind. Was zugegeben, einen Booster für Verliebtheit darstellt. Da bleibt nämlich viel Raum für Fantasien.