Beiträge von --- im Thema „Habt ihr ein Bodhisattva-Gelübde abgelegt?“

    --- ja gut, das kannst du ja bei deiner eigen Kreation "Ekayana" machen wie du willst, aber wenn du mit Leuten diskutierst die Linien und Traditionen folgen die nicht aus einer Laune heraus am Stammtisch ersonnen wurden, wäre es gut, auf deren Ebene zu bleiben. Dein ewiges Dagegengerede nervt mich zugegebenermaßen gerade tierisch


    Liebe(r) Dawa Tschöden,


    ich verstehe es nicht als Dagegenreden, wenn wir unsere Erfahrungen austauschen. In dieser allgemeinen Forumsabteilung zur Praxis sind natürlich die Sichtweisen aller Traditionen willkommen und auch alle Erfahrungsmeldungen, die mit den Sichtweisen der Traditionen übereinstimmen ebenso. Aber ich denke nicht, dass dies eine Zensur individueller Erfahrungen zur Folge haben muss, die nicht zu 100% mit einer der Traditionen übereinstimmen.


    Liebe Losang Lhamo,


    wie gesagt, wenn die Sichtweise eines Dharma-Weges ist, dass man Gelübde benötigt als Ersatz für einen Entschluss oder weil ein Entschluss alleine sonst nicht besonders wirksame wäre, dann ist das für mich in Ordnung. Das ist halt dann die Praxis eines Dharma-Weges, der nicht meiner ist, weil ein Gelübde, das de facto aussagt 'Ich gelobe keine Anhaftung zu haben' für mich keinen Sinn macht. Ein Gelübde, das aussagen würde 'Ich gelobe an der Auslöschung meiner Anhaftung zu arbeiten.' würde eher Sinn machen, aber das ist doch eigentlich nichts anderes als mein Entschluss, den ich sowieso getroffen habe.


    Nun ein kleines Elaborat über das Gelübde als solches aus meiner Perspektive:

    Wenn ich nun ein Gelübde der Art 'Ich gelobe keine Anhaftung zu haben' nehmen würde, dann hätte ich es in dem Moment, in dem ich es nehme, bereits gebrochen. Und so hätte ich dann nichts weiter zu tun als kontinuierlich mein Gelübde zu reparieren um es im nächsten Moment schon wieder zu brechen. Statt mich auf meinen Anhaftungen zu fokusieren, würde ich mich dann nur mehr auf das Gelübde fokusieren, weil ICH ja MEIN Gelübde gebrochen habe und es reparieren muss.

    So ein Gelübde stellte für mich also eine zusätzliche Ebene dar, die nicht nur überflüssig ist, sondern auch immer wieder in die Kerbe meiner angeborenen Ignoranz schlägt und dieser eine erworbene Ignoranz hinzufügt: denn es war ja meine Intentionalität, ICH war es, der die Entscheidung getroffen hat, so ein Gelübde abzulegen, weil einen natürlichen Impuls nach einem Gelübde kann ich in meinem Inneren nicht finden. Was ich aber in meinem Inneren finden kann, ist ein natürlicher Impuls meine Anhaftung loszuwerden.

    Soll heißen: Nur wenn sich das ICH einmischt, könnte ich erst auf den Gedanken kommen, ein Gelübde nehmen zu wollen. Während der Entschluss Anhaftung zu überwinden ein direkter Impuls von was-auch-immer ist, ist ein Wunsch nach einem Gelübde die Fabrikation meines ICH und seiner gekünstelten Gedankengänge.


    Bitte ... was ich hier schreibe ist meine individuelle Perspektive, gesprochen aus der Sphäre meiner individuellen unteilbaren Erfahrung, und damit ist keinerlei beabsichtigte Generalisierung verbunden! Ich unterstelle mit meiner individuellen Wahrnehmung niemandem, der ein solches Geblübde nimmt, dass er/sie aus Ignoranz handelt. Im Gegenteil, jemand der ohne viel darüber nachzudenken, aus innerem Antrieb heraus, freudvoll und ohne Zweifel so ein Gelübde nimmt, ist sicher mit Verdiensten gesegnet, von denen ich nicht mal träumen kann.


    Mögen alle Wesen Befreiung aus dem Daseinskreislauf erlangen :heart:

    Liebe Losang Lhamo,


    natürlich muss ich mich an meinen eigenen Maßstäben messen und die Gelübde als Bestandteil eines Dharma-Weges respektieren.


    Vielleicht ist es ja auch der Anschein einer soziale Kontrolle, die einen offiziell, vor Anderen ausgesprochenen Entschluss wirkungsvoller macht als wenn man den Entschluss nur für sich fasst. Ich bin am Wort 'Gelübde' hängengeblieben. Ein 'Entschluss vor Anderen' hätte sich für mich anders gelesen.


    Und wo du nun die Gelübde verlinkt hast, bleibe ich gleich wieder hängen und zwar an Nr. 2, weil man ja doch in einigen Schriften lesen kann, dass der Bodhisattva alles weggibt. Aber gut, vielleicht nehmen wir es einfach als idealisierende Übertreibung, um Demut hervorzurufen?


    Wenn wir 'weggeben' durch 'teilen' ersetzen, müsste ein Bodhisattva alles teilen, weil wenn er es nicht täte, würde er/sie ja anhaften und das ist nicht zulässig. Das finde ich schon eine verdammt schwere Prüfung, weil eine andere Ursache als Anhaftung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wenn man nicht alles teilt. Da bin ich also die Manifestation von Anhaftung, ich bin sozusagen Anhaftung aus Fleisch und Blut und ich weiß ganz genau, warum diese Gelübde nichts für mich wären.

    Liebe Lirum Larum,


    nun mag es ja verschiedene Versionen der Gelübde geben. Ich hab mal nur kurz einen Blick geworfen in eine sehr gute Zusammenstellung von Gelübden eines tibetischen Mönches (es handelt sich dabei aber nicht um monastische Gelübde) und da reicht mir bereits der Blick auf die ersten drei Bodhisattva-Hauptgelübde, um die Gelübde im Kontext Laientum und was nur diese drei Gelübde eigentlich zur Folge haben müssten einschätzen zu können.


    Nur um nicht missverstanden zu werden: ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass die von Buddha gelehrte ethische Lebensführung, dass der Vorsatz sich daran zu halten und die gewissenhafte Überprüfung das A und O des Pfades sind und dass der Erfolg des Pfades sich niederschlägt in ethischer Lebensführung und dem Auslöschen der Geistesgifte.

    Ich habe aber Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Gelübde für Laien und mich würde auch interessieren, wann und durch wen der Brauch, dass Laien diese Gelübde ablegen können, eingeführt wurde.

    Ich kenne die Lehren der Bodhisattva-Tugenden. Ich weiß nicht wie oft ich gelesen habe oder gehört habe, dass ein Bodhisattva seinen Körper gibt für andere, z.B. für Tiere, damit sie sich davon ernähren.


    Ich weiß nicht wie oft ich auf Menschen gestoßen bin, die Bodhisattva-Gelübde genommen haben und sich schändlich verhalten haben.


    Wenn ich hier lese, dass man ja alles reparieren könne, die Bodhisattva-Gelübde also sooo ernst nicht zu nehmen sind, dann bin ich erschüttert.


    Wenn ich hier lese wie irgendwelche Lamas schwadronieren über Bodhicitta und Ego, dann rechne ich ihre Überheblichkeit ihrer weltlichen Position in ihrer Tradition zu und möchte nicht in ihrer Haut stecken, wenn sie den letzten Atemzug nehmen.


    Ich sage euch, wer ein Bodhisattva Gelübde nimmt, fährt entweder sofort zur Hölle oder tritt sofort aus dem weltlichen Leben aus.


    Ich werf es aber niemandem vor, sich derart hinters Licht geführt haben zu lassen und sich Bodhisattva-Gelübde aufgeschwatzt haben zu lassen. Im Gegenteil, dem aufgesessen zu sein, spricht dafür, dass die edelsten Tugenden in einem schlummern. Insofern schwebt ihr nun zwischen 'zur Hölle fahren' und 'aus dem weltlichen Leben austreten'.

    Wenn ihr euch aber nicht entscheiden könnt, ist es wohl das Beste, ihr gebt eure Gelübde zurück.



    Mögen alle Wesen Befreiung aus dem Daseinskreiselauf erlangen. :heart: