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Wurzelgelübde des Bodhisattvas — Study Buddhism
Das ist nochmal der Link von oben, aber der Unterpunkt "Aufrechterhalten der Gelübde" und danach noch, welche Faktoren dazu zu gehören, dass die Gelübde schwer gebrochen sind.
Lies mal erstmal nicht die Gelübde, weil Du sie eh noch nicht recht verstehst, sondern schau mal, was alles dazugehört, sie zu brechen.
Und das Brechen vermeidet man nicht aus Angst vor der Hölle - man kommt eher in die Hölle, wenn man Hass entwickelt - sondern um die Gelübde nicht zu schwächen. Wozu braucht man starke Gelübde? Nicht als Gängelband, sondern weil sie einen schützen und den Weg für eine gute Praxis ebnen helfen. Gelübde sind Schutzschilde. Wenn sie schwach sind, ist das sehr schade drum, aber es ist keine "Sünde" im christlichen Sinne, die mit Schuld und Vergeltung zu tun hat.
Man muss sich mit Buddhismus lange befassen, bis man erkennt, wie weit das wirklich von unserer christlichen Prägung manchmal entfernt ist.
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Liebe Losang Lhamo,
wie gesagt, wenn die Sichtweise eines Dharma-Weges ist, dass man Gelübde benötigt als Ersatz für einen Entschluss oder weil ein Entschluss alleine sonst nicht besonders wirksame wäre, dann ist das für mich in Ordnung. Das ist halt dann die Praxis eines Dharma-Weges, der nicht meiner ist, weil ein Gelübde, das de facto aussagt 'Ich gelobe keine Anhaftung zu haben' für mich keinen Sinn macht. Ein Gelübde, das aussagen würde 'Ich gelobe an der Auslöschung meiner Anhaftung zu arbeiten.' würde eher Sinn machen, aber das ist doch eigentlich nichts anderes als mein Entschluss, den ich sowieso getroffen habe.
Nun ein kleines Elaborat über das Gelübde als solches aus meiner Perspektive:
Wenn ich nun ein Gelübde der Art 'Ich gelobe keine Anhaftung zu haben' nehmen würde, dann hätte ich es in dem Moment, in dem ich es nehme, bereits gebrochen. Und so hätte ich dann nichts weiter zu tun als kontinuierlich mein Gelübde zu reparieren um es im nächsten Moment schon wieder zu brechen. Statt mich auf meinen Anhaftungen zu fokusieren, würde ich mich dann nur mehr auf das Gelübde fokusieren, weil ICH ja MEIN Gelübde gebrochen habe und es reparieren muss.
So ein Gelübde stellte für mich also eine zusätzliche Ebene dar, die nicht nur überflüssig ist, sondern auch immer wieder in die Kerbe meiner angeborenen Ignoranz schlägt und dieser eine erworbene Ignoranz hinzufügt: denn es war ja meine Intentionalität, ICH war es, der die Entscheidung getroffen hat, so ein Gelübde abzulegen, weil einen natürlichen Impuls nach einem Gelübde kann ich in meinem Inneren nicht finden. Was ich aber in meinem Inneren finden kann, ist ein natürlicher Impuls meine Anhaftung loszuwerden.
Soll heißen: Nur wenn sich das ICH einmischt, könnte ich erst auf den Gedanken kommen, ein Gelübde nehmen zu wollen. Während der Entschluss Anhaftung zu überwinden ein direkter Impuls von was-auch-immer ist, ist ein Wunsch nach einem Gelübde die Fabrikation meines ICH und seiner gekünstelten Gedankengänge.
Bitte ... was ich hier schreibe ist meine individuelle Perspektive, gesprochen aus der Sphäre meiner individuellen unteilbaren Erfahrung, und damit ist keinerlei beabsichtigte Generalisierung verbunden! Ich unterstelle mit meiner individuellen Wahrnehmung niemandem, der ein solches Geblübde nimmt, dass er/sie aus Ignoranz handelt. Im Gegenteil, jemand der ohne viel darüber nachzudenken, aus innerem Antrieb heraus, freudvoll und ohne Zweifel so ein Gelübde nimmt, ist sicher mit Verdiensten gesegnet, von denen ich nicht mal träumen kann.
Mögen alle Wesen Befreiung aus dem Daseinskreislauf erlangen