Beiträge von Doris im Thema „Habt ihr ein Bodhisattva-Gelübde abgelegt?“

    Zitat


    Einfach ausgedrückt: "Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird" :).

    ich denke, es muss so heiß gegessen werden, wie es gekocht wird.

    es klingt unverständlich und unerfüllbar, jedoch nur wenn es mit "weltlicher logik" zu verstehen versucht wird.

    jemand, der beispielsweise an wiedergeburt über das augenblickliche leben hinaus glaubt, für den ist das wichtig, weil es ihn darauf hinaus ausrichtet, eine wiedergeburt zu erlangen, in der er weitermachen kann.

    man muss nicht so einen "naiven" wiedergeburtsglauben haben. ich habe schon weiter oben meine sicht der gelübde geschildert, darum lass ich das an dieser stelle sein.


    ich gebe dir aber recht. es ist wohl zu schaffen. jedes mal aufs neue.

    die gelübde kann man immer wieder neu nehmen, wenn man dagegen verstösst. das soll jedoch nicht dazu verführen leichtsinnig gegen sie zu handeln und auf die erneuerung der gelübde zu hoffen. so eine barocke sichtweise passt nicht, obschon das verständnis für die fehlbarkeit des menschen eingebaut ist.


    zu dem schönen text von kal oben möchte ich noch mit eigenen worten anfügen:

    die ansicht man sei jetzt quasi "fertig" und am ziel, ist ein riesiger und heimtückischr irrgarten, aus dem man wohl nur schwer wieder herausfindet, weil man sich dort so wohl fühlt. besinnt man sich aber auf die bodhisattva-gelübde, also dass man nie aufhört, dann ist dies der ariadne-faden aus dieser falle. es gibt dann kein "fertig", auf dem es sich ausruhen lässt und eine "erleuchtung" gefeiert werden kann. letzteres scheint mir die gemeinste aller fallen zu sein, die einen blind macht für die unzulänglichkeiten und für rat und hinweise selbst seitens der lehrer, schon gar seitens der "einfachen" mitmenschen, weil man meint schon alles zu wissen und erkennen zu können.

    das passiert immer wieder auf dem weg. es kann nach jedem erkennen die meinung auftreten, das es das schon wäre. aber die lebenserfahrung eines jeden von uns, belehrt uns eines besseren: wer denkt nicht rückblickend immer wieder, was er doch noch im letzten jahr für dummheiten gemacht hat und um wie viel wissender er heute ist. trotzdem fallen wir immer wieder auf unsere vermeintliche allwissenheit herein. ich zumindest. die gelübde richten den blick nach vorne: "weiter, weiter. das ist erst der anfang." vielleicht fällt das auch unter den begriff des "anfängergeistes" im zen?

    Ich nehme das ziemlich wörtlich.

    "Alle Wesen" sind erst mal alle Wesen in mir. Das bedeutet, es gibt keinen Moment eine Doris, die von dem Streben nach Befreiung ausgenommen wird. Da ich ständig neu entstehe, muss ich auch ständig neu befreit werden.

    Nicht vergessen werden darf: Es geht um bodhi und citta. Also nicht nur darum ständig wie Superwoman herumzufliegen und Leute retten zu wollen. Und Gelegenheiten Weisheit zu erfahren sind unendlich, ich habe also auch geschworen möglichst keine davon auszulassen.


    Ich habe das ganz rituell gemacht, vor einem Würdenträger. Weil er sehr inspirierend für mich ist und es für mich folgerichtig ist. Weil das Ritual eine Funktion erfüllt, siehe meinen Beitrag oben. Weil das Ritual ein Fixpunkt ist, ein Umkehrpunkt, ein Startpunkt. Weil ich Gelübde ernst nehme, obwohl ich sie in meiner Schwäche dauernd breche. Aber gerade wenn es mal sehr schwierig sind, bilden sie einen Handlauf, an dem sich mein schwankend und torkelndes Ich festhalten kann.

    Das Ritual selbst erfolgte am Ende einer mehrtägigen Belehrung über die Gelübde. Da wird einem schon eine Menge klar, wenn man sich dann dafür entscheidet.

    Weil ich darüber nachdenke es abzulegen. Wobei es ja keine Kleinigkeit ist, wenn man sich das Gelübde (oder die) einmal anschaut - anderseits, bräuchte man es wohl gar nicht ablegen, weil es sich logisch aus den Lehren Buddhas ergibt, schließlich so zu handeln.

    Nun, wenn man ernsthaft praktizieren möchte, und darunter ist Mediation nur ein Teil, dann ist das keine Kleinigkeit.


    Die Gelübde sind ein Markstein, ein "LOS!". Sie sind auch Erinnerungshilfe, ein Knoten im Taschentuch. Man sollte sich immer wieder daran erinnern und wieder von vorne beginnen, täglich, stündlich, jeden Moment. Dazu sind solche "äußere" Rituale gut. So wie ein Polizist eine Uniform erhält und beim Tragen die Werte nicht nur nach außen trägt, sondern die Haltung eines Polizisten einnimmt, sobald er die Uniform anzieht. Im Idealfall natürlich. Mithilfe von Gelübden überlistet man den eigenen inneren Schweinehund, weil man eine Rolle annimmt und im Laufe der Zeit in diese hineinwächst.