Habt ihr ein Bodhisattva-Gelübde abgelegt?

  • Ja.

    Vor Kito.

    Andreas ist Zen-Praktizierender - ich reiche eine Begriffserklärung nach:

    Kito: Fürsprache-Ritual, um einer Person mit großen körperlichen oder seelischen Schwierigkeiten zu Hilfe zu kommen.

    Lieber Baika,


    Du fehlst.

    Wenn Du irgendwie magst, melde Dich bitte.


    Mein Kito ist ein Mensch, kein Ritual.


    Andreas

  • Andreas ist Zen-Praktizierender - ich reiche eine Begriffserklärung nach:

    Lieber Baika,


    Du fehlst.

    Wenn Du irgendwie magst, melde Dich bitte.


    Lieber Baika,


    den Worten von Andreas möchte ich mich gerne anschließen (habs gerade erst gelesen aber immer gedacht "Du fehlst"!)


    Herzliche Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Woher nehmt ihr den Mut ein derartiges Gelübde abzulegen? Zu schwören die unendliche Anzahl an Wesen alle zu erlösen ist schon happig.

  • es mag merkwürdig scheinen, wenn man es nicht richtig versteht, @Sungi

    Okumura hat in Living by vow das Bodhisattvagelübde sehr gut erklärt..

    Zusammenfassend habe ich folgendes geschrieben:

    [...]


    Okumura roshi has noticed, that it is for sure impossible to save all the sentient beings if they are numberless. Even desires, or sometimes translated as confusions are countless or inexhaustable. So okumura said its also logically impossible to put them to an end.

    he pointed out that these vows are originally were connected to the four noble truths:

    I vow to enable people to be released from the truth of suffering.

    "I vow to enable people to understand the truth of the origin of suffering.
    I vow to enable people to peacefully settle down in the truth of the path leading to the cessation of suffering.
    I vow to enable people to enter the cessation of suffering, that is, nirvana."

    Okumura said while this vow relates to already enlightened beings (The I in these vows is already free of suffering and settled down in practice [the four noble truths]), the version above relates to non-enlightened beings, because there are still inexhaustable confusions and delusions and something to learn. It has not yet attained the way.

    Okumura said “Its not a vow to help others to be released from inexhaustible desires […] we still suffer but we vow to save all beings.” Also okumura continues that we have inexhaustible desires but we vow to put them all down. There are boundless dharmas, so much to learn and practice, yet we make the effort to master them all. We realize the practice is endless, so we will practice endlessly…

    I think thats an important point especially when we keep dogens practice-enlightenment in mind. We cannot seperate practice from enlightenment. I have wrote about it in the previous post. So when we actualize awakening in practice its important as a bodhisattva to return into the world, on the market place. Also we should not seperate practice from daily life activities.

    Dogen wrote:

    "Theres no beginning to practice nor end to enlightenment. There is no beginning to enlightenment nor end to practice."

    And so is the bodhisattva vow: we vow to reach the impossible. We wont fulfill the vow!

    We will eternally practice, learn, try to put the desires down and to save the sentient beings. Okumura pointed out that we shouldnt compare our practice, our understandings or our achieve with those of other people. A competitive mind is based on the ego. It will lead to a selfish view, arrogance and attachment.

    When we realize that our goal and our practice is eternal, endless and absolute, said okumura, there is nothing to compare. Compared to the infinite, absolute, we are zero!

    All we do is to keep practice our vow in any aspect of our life. So we help all the beings in any aspect. With that attitude we go through every condition and circumstances.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Woher nehmt ihr den Mut ein derartiges Gelübde abzulegen? Zu schwören die unendliche Anzahl an Wesen alle zu erlösen ist schon happig.

    Einfach ausgedrückt: "Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird" :).


    Buddha Shakyamuni kannte ja die menschliche Natur und hätte daher niemals etwas verlangt was unmöglich zu erreichen wäre. Es geht beim Boddhisattva-Gelübde einfach darum immer weiter an sich zu arbeiten und Achtsamkeit zu entwickeln. Und falls man es mal "gebrochen" haben sollte :roll:, kann man es jederzeit erneuern, was man bei tibetisch-buddhistischer Sadhana-Praxis z.B. sowieso immer nach der Zufluchtnahme mit rezitiert und dadurch das Gelübde erneuert.


    Es geht letztendlich um eine innere Ausrichtung und Motivation und gleichzeitig ist es ein guter Spiegel für unsere kleinen Unzulänglichkeiten und Verhaltensmuster. Zudem bewahrt es dich davor irgendwann selbstgefällig zu werden in dem Sinne, dass man denkt jetzt hat man was erreicht und ist fertig mit seiner spirituellen Praxis 8).


    Ansonsten trifft es der Beitrag von Horin sehr sehr gut :like::zen:


    Viele Grüße

    _()_

    Myoho

  • Zitat


    Einfach ausgedrückt: "Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird" :).

    ich denke, es muss so heiß gegessen werden, wie es gekocht wird.

    es klingt unverständlich und unerfüllbar, jedoch nur wenn es mit "weltlicher logik" zu verstehen versucht wird.

    jemand, der beispielsweise an wiedergeburt über das augenblickliche leben hinaus glaubt, für den ist das wichtig, weil es ihn darauf hinaus ausrichtet, eine wiedergeburt zu erlangen, in der er weitermachen kann.

    man muss nicht so einen "naiven" wiedergeburtsglauben haben. ich habe schon weiter oben meine sicht der gelübde geschildert, darum lass ich das an dieser stelle sein.


    ich gebe dir aber recht. es ist wohl zu schaffen. jedes mal aufs neue.

    die gelübde kann man immer wieder neu nehmen, wenn man dagegen verstösst. das soll jedoch nicht dazu verführen leichtsinnig gegen sie zu handeln und auf die erneuerung der gelübde zu hoffen. so eine barocke sichtweise passt nicht, obschon das verständnis für die fehlbarkeit des menschen eingebaut ist.


    zu dem schönen text von kal oben möchte ich noch mit eigenen worten anfügen:

    die ansicht man sei jetzt quasi "fertig" und am ziel, ist ein riesiger und heimtückischr irrgarten, aus dem man wohl nur schwer wieder herausfindet, weil man sich dort so wohl fühlt. besinnt man sich aber auf die bodhisattva-gelübde, also dass man nie aufhört, dann ist dies der ariadne-faden aus dieser falle. es gibt dann kein "fertig", auf dem es sich ausruhen lässt und eine "erleuchtung" gefeiert werden kann. letzteres scheint mir die gemeinste aller fallen zu sein, die einen blind macht für die unzulänglichkeiten und für rat und hinweise selbst seitens der lehrer, schon gar seitens der "einfachen" mitmenschen, weil man meint schon alles zu wissen und erkennen zu können.

    das passiert immer wieder auf dem weg. es kann nach jedem erkennen die meinung auftreten, das es das schon wäre. aber die lebenserfahrung eines jeden von uns, belehrt uns eines besseren: wer denkt nicht rückblickend immer wieder, was er doch noch im letzten jahr für dummheiten gemacht hat und um wie viel wissender er heute ist. trotzdem fallen wir immer wieder auf unsere vermeintliche allwissenheit herein. ich zumindest. die gelübde richten den blick nach vorne: "weiter, weiter. das ist erst der anfang." vielleicht fällt das auch unter den begriff des "anfängergeistes" im zen?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Schön gesagt, Doris. Das ist wirklich sehr heilsam, wenn man sich da eine gewisse Bescheidenheit bewahren kann.


    Ich seh es auch so - die Gelübde, alle Wesen zu erlösen, sagen ja nicht dass man das morgen machen soll. Ein Schritt folgt dem nächsten, eine hilfreiche Tat nach der anderen. Wir werden Fehler machen und Gelegenheiten verpassen, aber daraus lernen und beim nächsten Mal ein wenig weiser sein. Das Ziel nicht aus den Augen verlieren, auf Kurs bleiben, darauf kommt's an.

  • Das buddhistische Gelübde alle Wesen zu erlösen hat ja einen Hintergrund.

    Schließlich kennt der Buddha unsere menschlichen Schwachpunkte und hat uns grandios geholfen indem er ein Gelübde auf ALLE WESEN verteilt hat.


    Damit wir lernen keine Einzelperson-/en zu bevorzugen und keine Einzelperson-/en abzulehnen...…._()_

  • Bedeutet es also nicht, dass man wie die mythischen, transzendenten Bodhisattvas freiwillig das Nirwana nicht erreicht um immer weiter helfen zu können?

  • du hast irgendwelche Vorstellungen von Nirvana als ein Ziel einer Reise.. dabei ist Nirvana jeden Schritt der ziellosen Reise erfahrbar.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • du hast irgendwelche Vorstellungen von Nirvana als ein Ziel einer Reise.. dabei ist Nirvana jeden Schritt der ziellosen Reise erfahrbar.

    Dazu wird man in diesem Forum wohl hunderte verschiedene Vorstellungen erfahren, aber ich weiß schon, man kann immer wieder kleine Nirwana-Erfahrungen oder zumindest kleine Vorgeschmäcker sammeln, zumindest ging es mir so.

  • @Sungi

    Es ist nicht so, dass wir irgendeinen Geisteszustand als Nirvana ernstnehmen können, natürlich gibt es Einblicke in unsere wahre Natur, aber jeder Zustand ist vergänglich.

    Nirvana ist meiner Meinung nach eine Seite der Medaille, Samsara die andere.

    Ebenso ist Nirvana nicht getrennt von unserer wahren Natur sondern ebendies..daher gibt es dies nicht zu durch einen Prozess zu erreichen. Es ist bereits. Nur sind wir durch Ignoranz und Verblendung getäuscht und produzieren unser wigenes Samsara...

    Ich möchte wieder einen Artikel von mir zitieren, welcher dies aufgreift:

    [...]

    i remember when the first experiences of bliss, no-thought and the feeling of interconnectivity came up. i really thought that these must be some kind of enlightenment and i tried to hold them tight. sure, they ceased and i suffered because i chased this states of mind. every time i experienced them again it was full of joy and i was sure, that i finally reached the goal. no, these state again came and went. i felt like an addict and was very confused.

    [...] helped me a lot to drop all this ideas i had and i learned to sit with another attitude. i dropped the idea of development and process in meditation also the attachment to specific states of mind. now i think its less important to have times that feel good but to accept all states of mind as they are. while sitting, we experience all kind of states, sensations, feelings, thoughts, all conditions arise and fade, its the nature of everything that exists that its impermanent. also everything is just an empty appearance, if we dont grasp anything it will pass by like a cloud in the sky. but if we pay attention to it, grasp it or even try to push it away, we left meditation. the core of shikantaza, just sitting is, not to focus anything but allow everything to come and go. we dont touch anything nor reject it. not to have a focus does not mean that we try to avoid things like thoughts to come up. sometimes a thought is popping up, sometimes there is a sound we hear. another moment there may be a sensation. we dont do anything but just sit within an open, spacious, choiceless awareness through all conditions whether they feel good or bad. we dont control nor force anything.

    master dogen emphasized not to discriminate. so its perfectly okay, if we are tired, full of thoughts, experiencing bliss and joy, satori, whatever. theres no good nor bad, its not the point to cultivate some state nor expect any merit out of meditation but to be with whatever arises. we doesnt matter at all. the only thing that matters is to sit immovable like a mountain. let the clouds pass.

    i think that what dogen meant with “practice-enlightenment”. theres is no difference. when we sit we already arrived, this is already the actualization of enlightenment. there is nothing more to reach. what could be reached at all? even the idea of enlightenment or nirvana is just another cloud. if we discriminate we lose ourselves in samsara, we are getting lost in our thoughts, opinions, judgements, decisions

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Nirvana ist meiner Meinung nach eine Seite der Medaille, Samsara die andere.

    Das ist schön formuliert, so meinte ich das auch. Was Samsara ist kennt jeder, Nirwana ist, wenn dieser Zustand "überwunden" ist. Was ich jedoch noch nicht begreife ist, warum man den nicht samsarischen Zustand als den natürlichen bezeichnet, wo die Natur doch einzig durch dieses Drängen und nicht befriedigt sein funktioniert. Es ist ja eher eine Überwindung der tierischen, begierigen, unbefriedigten Natur.

  • weil wir uns zu gerne in den Formen verlieren, uns mit ihnen identifizieren. Dabei heisst es nicht dass das Relative schlechter ist als das Absolute, wir können das Absolute in der Welt der Formen erkennen:

    In my last post i wrote that we respond to our perception. I want to go a little further into that matter today. If we say all we perceive is a reflection of our mind/conciousness, there is nothing to find thats not our mind. No matter where we go, how far we travel, we wont find anything thats not our mind. If we perceive a thought, it appears in our mind. Same. With sensations, feelings, sounds, smells…whatever! We perceive the result of some process. There is no possibility to find out how the world outside of us really is.[...]

    Everything is mind because all we perceive is a reflection in our conciousness, impermanent and without an inherent self, including the states of mind we experience.

    But also there is nothing like mind because itself is just another concept, an idea arising. Discriminating thoughts are also just appearing in mind. Huike asked bodhidharma to help him silence his mind, so bodhidharma invited him to bring him his mind. Of course huike couldnt find it. He recognized its just empty. All is just a reflection.



    Letzlich ist das darüber philosophieren ebenso sich in dem Formen zu verlieren:-)

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Nirvana ist meiner Meinung nach eine Seite der Medaille, Samsara die andere.

    Das ist schön formuliert, so meinte ich das auch. Was Samsara ist kennt jeder, Nirwana ist, wenn dieser Zustand "überwunden" ist. Was ich jedoch noch nicht begreife ist, warum man den nicht samsarischen Zustand als den natürlichen bezeichnet, wo die Natur doch einzig durch dieses Drängen und nicht befriedigt sein funktioniert. Es ist ja eher eine Überwindung der tierischen, begierigen, unbefriedigten Natur.

    Eine menschliche weltliche Erklärung für einen überweltlichen Bereich zu finden funktioniert nicht. Den Zustand außerhalb von Samsara als

    natürlich zu bezeichnen verlangt keine Befriedigung mehr. :heart:

  • Nirvana ist meiner Meinung nach eine Seite der Medaille, Samsara die andere.


    Für einige Buddhisten mag dies Weisheit sein, für andere Buddhisten ist es die größte anzunehmende Verwirrung.

    Zumindest wenn man an Glaubenssätzen und Dogmen hängt..

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Fragt sich, was hier dann die Medaille ist. Leid (Abwesenheit von dem was man begehrt) und Glück (Anwesenheit dieser Sache), das sind jedenfalls die zwei Seiten Samsaras.


    Wenn man dogmatisch vertritt, dass der Satz mit den 2 Seiten eine Weisheit an sich ist, und eine andere Auffassung dieses Satzes begründungslos abweist, dann hängt man an so einem Dogma.


    Wenn man sagt, dass für andere so ein Satz die grösste Verwirrung mit sich bringt, spricht man evtl aus einer Erfahrung.


    Ich tendiere zu zweiter Auffassung. Es kann ja sogar der einfache Satz missverstanden werden: "Da ist ein Apfel". Manchmal könnte man denken, das wäre als Aufforderung gemeint.





    :earth:

  • An wen habt ihr euch denn gewendet um das Bodhisattva-Gelübde ganz "offiziell" zu nehmen? Es so zu tun ist bestimmt eine Bestärkung.

  • An wen habt ihr euch denn gewendet um das Bodhisattva-Gelübde ganz "offiziell" zu nehmen? Es so zu tun ist bestimmt eine Bestärkung.

    Bei uns läuft das etwas anders. Bei der Zufluchtnahme nimmst du die Bodhisattvagelübdte, die im übrigen bei jedem Sitzen von jedem rezitiert werden, und die ersten fünf Śilas. Bei der Ordination gibt es noch mal die nächsten fünf Śilas.

    Dafür habe ich mich immer an meinen Lehrer gewandt.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Wenn man irgendwo draußen auf dem Land wohnt ist es schwieriger, vor allem dann wenn es keine Tradition gibt der man gerade zugehörig sein möchte. Aber vielleicht stoße ich ja irgendwann mal auf irgendwas. Danke für die Antworten.