Seele = ewiger Kern im Menschen bedeutet ja, es gibt im Menschen etwas Unabhängiges, etwas sich nie Wandelndes. Das widerspricht aber dem abhängigen Bestehen aller Phänomene.
Deswegen schrieb ich "der nicht Teil der fein- und gobstofflichen Materie ist".
Die Vergänglichkeit kannst Du in der Welt beobachten, die Du beobachten kannst, d.h. die Dinge, die fein- und grobstofflich sind.
Du kannst erkennen, dass diese vergänglich sind.
Daraus aber abzuleiten, dass die Seele ebenso vergänglich ist, ist nichts weiter als eine Identifikation der Seele mit dem Geist, der feinstofflicher Natur ist.
Es wäre so, als würdest Du die Frage, ob Menschen zu geistigen Prozessen fähig sind, durch die Beobachtung Deiner Füße beantworten wollen und anschließend postulieren: "Die Beobachtung der Füße hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass der Mensch nicht denken kann." Das wäre eine Identifikation Deiner geistigen Situation mit Deinem Körper. Tatsächlich ist eine Aussage über Deinen Geist auf Grundlage Deiner Füße ebensowenig sinnvoll wie Aussagen über die Seele aufgrund der Beobachtung des eigenen Verstandes und der umherziehenden Gedanken.
So etwas Ewiges kann auch nicht Träger der karmischen Anlagen sein, da karmische Anlagen etwas abhängig Bestehendes sind. Etwas Unabhängiges kann nicht in Beziehung treten zu etwas Abhängigen.
Das ist vom Konzept des Karma abhängig. Dort, wo Karma einer Person auf eine andere übertragen wird, braucht es einen Träger. Karma entsteht abhängig durch unser Leben, da stimme ich Dir zu. Wo aber jemand behauptet, Karma würde nicht einfach nur verpuffen oder irgendwo landen, sondern in eine andere Person übergehen, braucht es einen Träger, da Karma sonst nicht gebunden würde. Wo das nicht behauptet wird, braucht es den Träger freilich nicht. Dann müsste aber erklärt werden, wie es denn nun nach dem Tod einer Person mit Karma weitergeht.
Kürzlich gab es eine Diskussion zu diesem Thema, die ich sehr interessant fand. Allerdings herrschte so eine Unklarheit in diesen Dingen, dass es nahezu evident war, dass aus der Beobachtung der Dinge kein Verständnis von Karma gewonnen werden kann.