Beiträge von Fǎ Fá im Thema „Nibbana - Was ist das nun?“

    Mir ist heute früh noch etwas spontan zur Frage nach "Brahman = Nirvana" eingefallen.


    Brahman wird immer als das Absolute betrachtet. Dem Absoluten wird, besonders in den monotheistischen Traditionen Indiens, zugesprochen, Vollständig zu sein. Vollständig wäre das Absolute nur, wenn es auch Persönlichkeit als Kategorie enthält.


    Ein Nirvana ist in dieser Vorstellung niemals ein Absolutes, weil es nicht ist, also auch keine Notwendigkeit besteht, es als etwas Vollständiges zu denken. Während es schlüssig ist, Brahman auch Persönlichkeit zuzusprechen, wäre dies bei nirvana absurd.

    Man kann sich das "Nichts" nicht vorstellen. Es ist aber wie du schreibst, es muss in Abhängigkeit zu etwas stehen. In diesem Falle wäre dieses Etwas eine Person.


    Deswegen ist Begriff "Nichts" schwierig, weil er bedingt ist. Bei mir selbst erlebe ich es so, dass wenn ich von "Nichts" sprechen will, eine Vorstellung habe, mir diese Vorstellung aber in diesem Moment nicht präsent ist. Irgendwie hängt sie in meiner unbewussten Erinnerung fest und dann spreche ich darüber. Später fällt mir aber auf, wieviele Gedanken überhaupt bedingten, dass ich über dieses "Nichts" spreche.


    Zitat

    Aus Hinayana Sicht würde man durch das "Nichts" die völlige Auflösung des Leidhaften Daseins erreichen. Der "ausgelöschte Zustand". Keine Wiedergeburt mehr.


    Mir hat manchmal der Gedanke geholfen, dass "nirvana" immer anders ist als ich in diesem Moment annehme.

    Das "Nichts" widerspricht auch jeglichem Konzept.

    Wenn wir "Nichts" sagen, tun wir das meist als Reaktion auf Etwas. Ohne ein sich vorgestelltes Etwas benutzt niemand das Konzept "Nichts", weil es die Abwesenheit von Etwas beschreibt.


    Wie stellst Du Dir "Nichts" vor?

    Wenn man logisch über das Nibbana reden will, läuft man gegen eine Wand. Denn Nibbana scheint kein Ort zu sein, noch überhaupt irgendwelche Eigenschaften zu besitzen. Es hat weder Zeit noch Bewegung. Was ist dann das?

    Das ist der Punkt: wenn wir darüber reden wollen, laufen wir gegen eine Wand. Wenn wir über etwas reden wollen, brauchen wir eine Vorstellung davon, müssen es greifbar machen. Das können wir nur, wenn wir dieser Idee Eigenschaften zusprechen. Wir Menschen wollen immer alles sehr konkret machen. Je konkreter wir etwas machen, desto mehr Begriffe und Zuschreibungen benutzen wir. Wir bauen dann ein Konzept auf, das nicht mehr nirvana ist.


    Unser Grundproblem ist, dass Erfahrung immer in unserem Bewusstsein abläuft. Wenn Menschen glauben, eine Realität zu erleben, die außerhalb von ihnen existiert, findet diese Erfahrung trotzdem in uns statt. Wir ordnen, beschreiben und erklären den Erfahrungsgegenstand in unserem eigenen Geist. Aber kein Mensch kann prüfen, ob das, was er erlebt hat, außerhalb von ihm existiert. Deswegen hat er nur die Sicherheit, dass die Erfahrung und der Erfahrungsgegenstand in ihm selbst existieren.


    Mir selbst hat folgender Ansatz weitergeholfen: Begriffe und Gedanken kommen und gehen. Unsere Assoziationen und Konnotationen von Begriffen wandeln von Moment zu Moment. Wenn wir über nirvana nachdenken und es begreifen wollen, dann erschaffen wir ein Konzept. Morgen denken wir in einem anderen Aspekt von nirvana - schon hast du einen neuen Gedanken. Was aber jeden Tag gleich ist, ist "das" zwischen den Wörtern. Die Lücken und das Wortlose.