Beiträge von ARYA DHARMA im Thema „Nibbana - Was ist das nun?“

    Eine Überlieferung von Meister Bankei:


    Zitat

    Ein konfuzianistischer Gelehrter: „Stirbt der Körper, so mag man zu ihm sprechen, was man will, er antwortet nicht mehr; er kann eine Farbe nicht mehr von der anderen unterscheiden und weiß nichts mehr von Gerüchen. Dann könnt ihr wohl nicht mehr von ungeboren oder unsterblich sprechen.“

    Bankei: „Nun ist dieser Einwand, mag er uns auch ganz vernünftig erscheinen, in seiner ganzen Stoßrichtung falsch. Wir können ihn jedoch benutzen, um das Prinzip „ungeboren, unsterblich“ deutlicher zu machen. Unser Körper ist etwas, das geboren und aus den Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft auf Zeit gefügt wurde, und da alles Geborene sterben muss, wird auch dieser Körper einmal vergehen. Der Buddha-Geist aber ist ungeboren. Der Körper mag verbrannt werden oder in der Erde zerfallen, dem Buddha-Geist kann dies nicht geschehen. Der ungeborene Buddha-Geist macht einfach den geborenen Körper zu seiner zeitlichen Wohnstatt. Solange er dort wohnt, kann er hören, sehen, riechen und so weiter. Wenn aber der Körper vergeht und der Buddha-Geist seine Wohnstatt verliert, so kann er all dies nicht mehr. So einfach ist das. Der Körper, da er erschaffen ist, hat eine Geburt und einen Tod, aber der Geist, der immer schon der ungeborene Buddha-Geist ist, hat beides nicht. Das leuchtet doch ein, nicht wahr? Es ist wie Shakyamunis Tod oder Nirvana (jap.: nehan); ne ist das Ungeborene, und han ist der unsterbliche Geist. Beide weisen auf das Ungeborene.

    Nur mal so ein Gedanke nebenbei, der mich grad ereilt hat: Was wenn es überhaupt kein Nirwana gibt? Und es ein religiöses Hirngespinst aus vergangenen Jahrtausenden ist?


    Diese Gedanken kann man sich sicherlich mal machen.


    Für mich ist es ganz klar kein religiöses Hirngespinst, da es ganz einfach unattraktiv ist (für den Gläubigen, der noch nicht Buddhist ist). Nirvana oder Befreiung hat für die meisten Menschen keinerlei Anziehungskraft - das ist karmisch bedingt. Doch Nirvana ist ja, zumindest als eine "Vorahnung" erfahrbar, in unserer Praxis, in der Meditation. Dort kann man, zumindest einmal temporär, verlöschen. Es ist also schon eine Ebene, in der Nirvana "greifbar" wird.


    Religiöse Hirngespinste sind jedoch überhaupt nicht greifbar, denn keine Methode (wie etwa Meditation) kann sie erfahrbar machen. Ich kann keinen "Olymp" erfahren oder den Planeten, wo Krsna angeblich wohnt, besuchen. Auch ist Nirvana als logische Schlussfolgerung akzeptierbar, wenn die Gifte, Täuschungen usw. versiegen. Denn Nirvana ist ja tatsächlich auch schon IN der Welt erfahrbar. Das sind deutliche Indizien.

    Zusatz:


    Ich denke, es ist wichtig, in diesem Zustand zu leben und auszuharren, der Zustand des "Nichtwissens", was Nirvana letztendlich ist. Alle positiven Erklärungen und Schaubilder müssen letztendlich scheitern, wenn wir über Nirvana sprechen. Ich denke auch, dass es volle Absicht war, dies so zu lehren, d.h. in einer negativen Theologie. Denn Buddha hätte ja auch das vedische Brahman lehren können ("Du bist das absolute Bewusstsein"). Hat er aber nicht getan. Über die Gründe, warum er das nicht getan hat, darüber kann man sich besser austauschen als über Nirvana an sich.

    Ich denke, Nirvana ist eher eine Methode, als eine Lehre, in dem Sinne, dass zwar ein Ziel angesprochen wird, dieses jedoch nicht (positiv) ausformuliert wird (wie etwa "Himmel" oder "Paradies").


    Dies ist halt das Paradox, dass denke ich mal jeder Buddhist fühlt und wahrnimmt, dass man sich auf etwas zu bewegt, aber nicht genau weiß was das ist. Übrigens ist gerade dieses Thema auch ein großer Kritikpunkt am Buddhismus (von anderen Konfessionen). Denn der Christ hat seinen Himmel, der Muslim sein Paradies. Der Buddhist hat "Nichts".


    Doch gerade dieses "Nichts" ist von Wert, da es falsche Vorstellungen vermeidet und somit Verwirrungen und falsche Aneignungen ("Mir stehen jetzt 72 Jungfrauen zu") vermeidet. Denn wenn wir uns das "Rad des Lebens" betrachten, dann wären solche Reiche (Himmel, Paradies) etwa mit dem "DevaBereich" gleich. Dort gibt es zwar fast kein Leid, aber eben immer noch Leid, da man dort nicht ewig bleiben darf/kann.


    Nirvana hingegen meint Ewigkeit, Ruhe, das Ende der Hetze und der Angst.