Beiträge von kanshiketsu im Thema „Analogien für nicht-Existenz inhärenter Objekte im Palikanon“

    Zitat


    S.22.94. Die Lotusblume - 2. Puppha Sutta


    (Übers. v. Oldenberg S. 184; Neumann BA S. 188.)




    1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.




    2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:




    3. "Nicht streite ich mit der Welt, ihr Mönche, sondern die Welt streitet mit mir. Nicht streitet mit irgendeinem in der Welt ein Künder der Lehre.




    4. Wobei man, ihr Mönche, unter den Weisen in der Welt übereinstimmt: 'Das gibt es nicht', davon sage auch ich: 'Das gibt es nicht'. Wobei man, ihr Mönche, unter den Weisen in der Welt übereinstimmt: 'Das gibt es', davon sage auch ich: 'Das gibt es'.




    5. Wobei nun, ihr Mönche, stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und wovon sage auch ich: 'Das gibt es nicht'?




    6. Eine unvergängliche, beständige, ewige, unveränderliche Körperlichkeit, die gibt es nicht! Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: 'Das gibt es nicht!'




    7.-10. Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein, die unvergänglich sind, beständig, ewig, unveränderlich, die gibt es nicht! Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: 'Das gibt es nicht!'




    11. Dieses ist es, wobei man unter den Weisen in der Welt übereinstimmt, und wovon auch ich sage: 'Das gibt es nicht'.




    12. Wobei nun, ihr Mönche, stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und wovon sage auch ich: 'Das gibt es'?




    13. Eine vergängliche, unbeständige, nicht ewige, veränderliche Körperlichkeit, die gibt es. Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: 'Das gibt es'.




    14.-17. Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein, die vergänglich sind, unbeständig, nicht ewig, veränderlich, die gibt es. Darin stimmt man unter den Weisen in der Welt überein, und davon sage auch ich: 'Das gibt es'.




    18. Dieses ist es, wobei man unter den Weisen in der Welt übereinstimmt, und wovon auch ich sage: 'Das gibt es'.




    19. Es gibt, ihr Mönche, in der Welt ein Ding, das hat der Vollendete völlig erkannt und durchdrungen, und nachdem er es erkannt und völlig durchdrungen hat, legt er es dar, zeigt es auf, tut es kund, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht es.




    20. Welches ist dieses Ding in der Welt, das der Vollendete völlig erkannt und durchdrungen hat, und welches er, nachdem er es erkannt und durchdrungen, darlegt, aufzeigt, kundtut, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht?




    21. Die Körperlichkeit, ihr Mönche, ist das Ding in der Welt, welches der Vollendete völlig erkannt und durchdrungen hat und welches er, nachdem er es erkannt und durchdrungen, darlegt, aufzeigt, kundtut, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht. Nachdem dies, ihr Mönche, so vom Vollendeten dargelegt, aufgezeigt, kundgetan, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht wurde: wer es dann nicht versteht und erkennt, mit solchem törichten Weltmenschen, solch blindem, auglosem, verständnislosem, erkenntnislosem, was, ihr Mönche, kann ich mit ihm tun?




    22.-25. Das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein, ihr Mönche, sind Dinge in der Welt, welche der Vollendete erkannt und durchdrungen hat, und welche er, nachdem er sie erkannt und durchdrungen, darlegt, aufzeigt, kundtut, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht. Nachdem dies, o Mönche, so vom Vollendeten dargelegt, aufgezeigt, kundgetan, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht wurde: wer es dann nicht versteht und erkennt, mit solchem törichten Weltmenschen, solch blindem, auglosem, verständnislosem, erkenntnislosem, was, ihr Mönche, kann ich mit ihm tun?




    26. Wie, ihr Mönche, eine blaue, rote oder weiße Lotusblüte, im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen, über das Wasser sich erhebend dasteht, unbefleckt vom Wasser:




    27. Ebenso, ihr Mönche, ist der Vollendete in der Welt erwachsen; die Welt überwunden habend, weilt er unbefleckt von der Welt."



    S.22.95. Schaum - 3. Pheṇapiṇḍūpama Sutta


    (Übers. v. Oldenberg S. 175; Neumann BA S. 190; Buddhaweg und wir Buddhisten 1932/33, S. 101; Mitt. d. Buddh. Gemeinde Zürich 1946, Nr. 18; Dhammiko in Mitt. Haus der Stille, Nr. 7; Verse: Hekker in Mitteilungsblätter d. Buddh. Ges. Hbg. 1955, S. 39.)




    1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Ayojjhā, am Ufer des Ganges.




    2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:




    3. "Es ist, ihr Mönche, wie mit einer großen Schaummasse, die dieser Ganges mit sich führt. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, eben als hohl würde sie da erscheinen, eben als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Schaummasse ein Kern sein!




    4. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Körperlichkeit gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer wird sie da erscheinen, als hohl wird sie da erscheinen, eben als kernlos wird sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Körperlichkeit ein Kern sein!




    5. Es ist, ihr Mönche, wie wenn zur Herbstzeit, wenn Regen in schweren Tropfen fällt, im Wasser Blasen entstehen und wieder verschwinden. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würden sie da erscheinen, als hohl würden sie da erscheinen, als kernlos würden sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Wasserblase ein Kern sein!




    6. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Gefühl gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - das erblickt da ein Mönch, sinnt darüber nach, untersucht es gründlich. Ihm, der es erblickt, über es nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer wird es da erscheinen, als hohl wird es da erscheinen, als kernlos wird es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Gefühl ein Kern sein!




    7. Es ist, ihr Mönche, wie wenn im letzten Monat des Sommers zur Mittagszeit eine Luftspiegelung erscheint. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, als hohl würde sie da erscheinen, als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Luftspiegelung ein Kern sein!




    8. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Wahrnehmung gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, als hohl würde sie da erscheinen, als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Wahrnehmung ein Kern sein!




    9. Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Mann, der Kernholz wünscht, nach Kernholz ausgeht, auf der Suche nach Kernholz mit einer scharfen Axt versehen einen Wald betritt. Dort sähe er einen großen Bananenstamm, gerade, jung, hochgewachsen. Den würde er an der Wurzel fällen, dann die Spitze abschneiden und die Blattscheiden beseitigen. So die Blattscheiden beseitigend würde er nicht einmal auf Grünholz kommen, geschweige denn auf Kernholz.




    10. Dies würde ein scharfsichtiger Mann erblicken, würde darüber nachsinnen, es gründlich untersuchen. Ihm, der dies erblickt, der darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer würde es da erscheinen, als hohl würde es da erscheinen, als kernlos würde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einem Bananenstamm ein Kern sein!




    11. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Gestaltungen gibt, seien sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würden sie da erscheinen, als hohl würden sie da erscheinen, als kernlos würden sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in den Gestaltungen ein Kern sein!




    12. Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Gaukler oder Gehilfe eines Gauklers am Treffpunkt vierer Straßen sein Gaukelwerk zeigt. Und ein scharfsichtiger Mann würde es erblicken, darüber nachsinnen, es gründlich untersuchen. Ihm, der es erblickt, darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer würde es da erscheinen, als hohl wurde es da erscheinen, als kernlos wurde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Gaukelwerk ein Kern sein!




    13. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - das erblickt ein Mönch, sinnt darüber nach, untersucht es gründlich. Ihm, der es erblickt, darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer wurde es da erscheinen, als hohl würde es da erscheinen, als kernlos wurde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Bewußtsein ein Kern sein!




    14. So erkennend, ihr Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, wendet sich ab vom Gefühl, wendet sich ab von der Wahrnehmung, wendet sich ab von den Gestaltungen, wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres mehr nach diesem hier' so erkennt er."




    15. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:




    "Dem Schaumball gleicht der Körper,

    der Wasserblase das Gefühl,

    ein Luftphantom ist Wahrnehmung der Sinne,

    Gestaltungen sind ohne Kern wie der Bananenstamm,

    und Gaukelkünsten ähnelt das Bewußtsein.

    So hat der Sonnenheld es aufgezeigt.

    Wenn man so nachsinnt, gründlich untersucht,

    als hohl und leer erkennt man es dann weise.




    Nun dieser Leib - wie ihn der Weisheitsreiche hat gezeigt -

    seht fortgeworfen ihn, wenn dreierlei ihm fehlt:

    wenn Lebenskraft, Bewußtsein, Wärme aus ihm schwinden,

    als ausgesetzter Leichnam, Fraß für andre, liegt er leblos da.

    Von solcher Art ist dieses Seinsgebilde,

    ein Gaukelwerk, von dem nur Toren schwätzen!

    Als Mörder wird es offenbar, doch Wesenskern, der fndet sich da nicht!



    So möge tags und nachts die Daseinsgruppen er betrachten,

    der krafterfüllte Mönch, der achtsam ist und klarbewußt.

    Das Fesselwerk zerreiße er, die Zuflucht wirk' er selber sich!

    Er lebe wie von Feuersglut bedroht, er strebe nach dem todlosen Bereich!"