Beiträge von void im Thema „Achtsamkeitskritik Hartmut Rosa“

    ich habe mich in einem Beitrag, den ich hier schrieb, an Hartmut Rosa erinnert. Der gute Mann ist Soziologe und hat mich mit seiner Beschleunigungsthese sehr beeindruckt. Auf diese Weise erkläre ich mir viele Phänomene der Gegenwart. Ich habe gegooglet und bin auf diese Achtsamkeitskritik gestoßen: „Achtsamkeit löst die Probleme nicht" - Netzwerk Ethik Heute

    Ich finde den Ansatz interessant, wobei ich glaube, dass Herr Rosa sich zu wenig mit dem Buddhismus beschäftigt hat.


    Sein "Resonanzbegriff" ist etwas was Hartmut Rosa sehr am Herzen liegt. Resonanz bedeutet für ihn, statt als isoliertes (entfremdetes) Indivduum zu existieren, in die Welt eingebettet zu sein und mit ihr in einem ständigen Beziehung zu stehen. "Resonanz" ist für ihn die Antwort auf die zunehmende Entfremdung.


    Wegen dieser Resonanztheorie ist Hartmut Rosa ganz stark der Kritik seiner Kollegen ausgesetzt. Sie sehen in ihm jemand, der gar keine richtige Soziologie mehr betreibt sondern einen religiösen Fimmel bekommen hat und sich zu den Eso und Buddhisten gesellt hat.

    Und wer heute gute Gründe und vernunftgeleiteten Willen durch die Figur des "postautonomen Subjekts" und dessen Fähigkeit zur Anpassung und zum muddling through ersetzt, der schärft seine Mangeldiagnose doch am vernünftigen Subjekt, dem die Moderne stets so etwas wie einen Heldenstatus zugeschrieben hatte. Vielleicht ist eines der beredtesten Symptome solcher Begriffsumstellungen, dass das, was einmal kritische Theorie sein wollte, heute eher im Jammern über den Verlust von "Weltresonanz" kulminiert, wie Hartmut Rosa in kritischer Absicht, aber mit dem kleinbürgerlichen Wunsch nach einer Welt formuliert, in der die Differenzen zwischen Ich und Welt nicht gar so wehtun.


    Es ist also Rosa selbst, dem vorgeworfen wird sich von gesellschaftlchen Themen auf das Subjekt selbst zurückgezogen zu haben, sich in kleinbürgerlichen Befindlichkeiten zu ergehen.


    Erst aus diesen Vorwürfen heraus wird das Interview verständlich. Rosa gibt die gegen in erhobenen Vorwürfe an die Achtsamkeits-Leute weiter , denen der Ursprung der Agression mit der Rosa seine "akedemische Haut" verteigt, nicht bewusst ist. Um seinen Resonanzbegriff aufzuwerten, wertet er den Achtsamkeitsbegriff ab und geht sogar so weit den Achtsamkeitsbegriff falsch zu verwenden um eine Distanz zu seinem Resonanzbegriff zu schaffen, die so nicht gegeben ist. So als wäre Achtsamkeit keine Öffnung hin auf die Welt enthalten, sondern es wäre ein Rückzug ins Subjekt, wo man satt in Beziehung zu stehen sich aus Beziehung zurückzieht.


    Wenn man sich genügend von Esos und Buddhisten abgrenzt, dann lassen einen villeicht die Soziologen wieder in ihrem Sandkasten mitspielen statt einem die empirische Schaufel (muddling through) überzuziehen und einem absprechen kritische Theorie zu sein. Weil man ja gegenüber den Buddhisten sowas von kritisch und sowas von theoretisch war.