Beiträge von Amdap im Thema „(Untere) Rückenschmerzen nach langer Meditation“

    @kimberly:

    freut mich sehr, wenn Dir mein Erfahrungsbericht etwas genützt hat!

    Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und ein entspanntes Sitzen!

    Doch ich habe auch noch eine Frage: wie schaffst Du es, mehrere Stunden am Tag zu sitzen? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man so viel Zeit haben kann. Erlaubt Dir Dein Studium so viel Zeit? Hast Du keinen Haushalt? Lebst Du noch bei den Eltern?

    - Entschuldige, dass ich so direkt bin.


    @mkha':

    Ganz herzlichen Dank für die Bilder!

    Ich hatte da etwas verwechselt mit dem burmesischen Sitz. Eigentlich kenne ich den burmesischen Sitz. Trotzdem habe ich da in meiner Beschreibung etwas durcheinandergebracht, weil ich dabei an etwas anderes dachte:

    eine buddhistische Freundin von mir besuchte mal vor 20 Jahren in Burma ein Retreat. Als das Retreat zu Ende war, wurde ein Gruppenfoto mit Lehrer gemacht, welches sie mir beim nächsten Exerzitien-Treffen freudig zeigte. Auf dem Foto standen einige Personen und einige andere saßen. Sie selbst saß in vorderster Reihe, im Lotossitz. Dazu bemerkte sie, dass sie hinterher erfahren hatte, dass es in Burma als äußerst unschicklich und peinlich gilt, wenn Frauen bei der Meditation im Lotossitz sitzen. Zu dem Zeitpunkt, als das Foto geschossen wurde, wusste sie das aber noch nicht. Sie ist da also, fröhlich lächelnd, im Lotossitz sitzend zu sehen.

    Die dortigen Lehrer sagten aber nichts dazu, weil sie wissen, dass die Auffassungen, Sitten und Gebräuche der Europäer anders sind. Auch der Lehrer auf dem Foto lächelte ganz entspannt.

    Ich fragte die Freundin, wie denn die Frauen in Burma bei der Meditation sitzen müssen, und sie erklärte, dass es ähnlich wie ein Hocksitz sei - als Ausgangslage, wobei man dann die Unterschenkel parallel nach links oder nach rechts legt. Also, verbindet man das mit einem Kissen, dann sitzt man etwa mit der rechten Pobacke auf dem Kissen und hat die Unterschenkel links neben sich und parallel (die Fußsohlen dabei annähernd nach oben), oder umgekehrt. Ich musste damals daran denken, dass früher Frauen in Europa auch nicht normal auf einem Pferd sitzen durften, sondern es gab extra Damensättel. Die hatten, asymmetrisch von der Mitte, oben einen Sporn als Halterung, um den man das Bein der untergeordneten Seite schlang, so dass man beim Sitzen auf dem Sattel beide Beine auf derselben Seite hatte. So, wie heute beide Geschlechter normal auf einem Pferdesattel sitzen, wäre es bei uns früher genauso unschicklich für eine Frau gewesen, wie heute noch in Burma der Lotossitz beim Meditieren.

    Und, mkha', als Du zuerst vom burmesischen Sitz sprachst, dachte ich spontan daran.

    Aber natürlich, ich weiß es doch eigentlich: die Beine liegen eingewinkelt wie beim Lotossitz, die Füße dabei beieinander, auf dem Boden.

    Wie konnte ich das vergessen! Deswegen danke für die Bilder.

    Dieser als "burmesisch" definierte Sitz wäre dann in Burma aber auch unschicklich für eine Frau.

    Wie kommt es, dass dieser Sitz als "burmesisch" bezeichnet wird? Viele Lamas sitzen während ihrer Belehrungen auch so.


    LG - Amdap

    Es geht jetzt nicht mehr, es ist zu spät.

    Außerdem, und das ist interessant:

    von Anfang an, also auch schon mit etwa fünfzehn Jahren, konnte ich für den Lotossitz das rechte Bein tiefer gegen den Boden herunterbiegen als das linke. Ich versuchte es stets auch umgekehrt, gab es aber schließlich auf, denn umgekehrt hing immer das linke Knie ein wenig über dem Boden, während ich das rechte Knie ohne Probleme auf Bodenberührung hinbekam (bei jedem Menschen ist der Körper unterschiedlich geschmeidig im Vergleich zwischen links und rechts) und konzentrierte mich fortan nur noch darauf, perfekt im halben Lotossitz sitzen zu können, eben wie beschrieben mit dem rechten Bein über dem linken.

    Mir war es wichtiger, zu einer akzeptablen Lösung für den Körper zu kommen, um länger, ohne mich viel bewegen zu müssen, meditieren zu können, als mich stattdessen mit jahrelanger Dehngymnastik zu beschäftigen.

    Die Meditation hatte damals den höchsten Stellenwert für mich, Dehnübungen wären erst an zweiter Stelle gekommen.


    Der burmesische Sitz, da winkelt man die Beine an (Fußsohlen nach oben), mit Unterschenkeln zur selben Seite gerichtet, nicht wahr? Das ist auch nicht so schlecht. Da kann man auch mal problemlos wechseln.


    LG - Amdap

    Hallo Kimberly,


    Raphy hat Dir schon sehr gute körpertechnische Tipps übermittelt.


    Daran anschließend, nach jahrelanger Praxis, möchte ich von meiner Erfahrung berichten.

    Du schriebst: "Schneidersitz". Wenn Du das wörtlich gemeint hast, sitzt Du wirklich im Schneidersitz und nicht im Lotos- oder halbem Lotossitz.

    Wenn Du auf einem Kissen sitzt, ist der Schneidersitz auf längere Zeit besser zu ertragen als direkt auf dem Fußboden. Das gilt natürlich für den Lotossitz genauso, aber im Schneidersitz auf dem Fußboden zu sitzen ist noch einen Grad anstrengender als im Lotossitz auf dem Fußboden.


    Ich selbst würde im Schneidersitz, auf dem Fußboden, schon bald Probleme im mittleren Rückenbereich bekommen.

    Außerdem schlafen mir im Schneidersitz schneller die Beine ein.

    In früheren Jahren habe ich den halben Lotossitz so lange trainiert, bis ich mindestens eine Stunde ohne Probleme, und ohne mich zu rühren, bequem sitzen konnte. Den vollen Lotossitz konnte ich auch (das ist lange her), konnte ihn aber nur 10 Minuten aushalten und dieses auch nicht steigern, daher kam diese Form zum Meditieren für mich nicht infrage.


    Solltest Du im halben oder vollen Lotossitz inzwischen lange sitzen können, so ist das optimal, denn das ist am besten für den Rücken, sofern Du keinen speziellen Schaden an Deinem Knochengerüst hast.

    Beim Lotossitz ist es weniger günstig, zu hoch zu sitzen, denn je höher man dabei sitzt, desto mehr entsteht ein Druck auf das Hüftgelenk und ein ungewohnter Zug auf die entsprechenden Bänder. Also lieber ein niedrigeres Kissen, und schon gar nicht zwei übereinander.

    Aber ein Kissen auf jeden Fall. Die richtige Höhe musst Du für Dich selbst ausprobieren.


    Und weiter: ich habe beobachtet, dass, je stabiler der Körper gebaut ist, der Lotossitz umso schwerer fällt. Leute mit Übergewicht, die ich bisher beobachtet habe, konnten ihn gar nicht und saßen immer im Schneidersitz, oder im Diamantsitz oder auf einem Stuhl. Das bestätigte sich bei mir, wenn ich mal vorübergehend 2-3 Kilo mehr drauf hatte. Nur diese wenigen Kilo machten es schon, dass ich den Lotossitz nicht so lange aushalten konnte.

    Ansonsten bin ich sehr schlank.


    Aktuell (bin 63 Jahre alt) habe ich festgestellt, dass alles nicht mehr so ganz geschmeidig geht.

    Da habe ich mit dem Lotossitz testweise mal eine längere Pause gemacht, und da trat etwas Neues ein, nämlich beim Gehen, dass ich mit dem rechten Hüftgelenk Probleme bekam, indem oft, wenn beim Schreiten das rechte Bein sich gerade hinten befand, ich einen unverhofften messerartigen Stich im rechten Schritt/Beinansatz verspürte (ich deutete das als Spätfolge meiner Meditation-Sitzpraxis). Meine Ärztin ist aber überzeugt, dass es kein Gelenksschaden ist, sondern mit den Bändern etwas nicht stimmt. Ich vermute, weil man, außer beim Zen, normalerweise das rechte Bein über das linke legt, und sich dadurch über die Jahre rechts ein zu starker Zug aufgebaut und darum Irritationen am Bänder-Ansatz verursacht hat.

    Diese Überspannung muss ja logischerweise rechts stärker sein als links, wenn das rechte Bein über dem linken liegt.


    Vorsichthalber versuche ich deswegen schon länger den Lotossitz nicht mehr, sondern setze mich im Diamantsitz hin. Das ist so eine Art Hocksitz. Man kann das mithilfe eines Meditationsbänkchens machen, oder zwei dicke Med.kissen übereinander legen (evtl. reicht dazu auch eines). Ich persönlich bevorzuge die Kissen.

    Es ist ein bisschen schade, dass ich den Lotossitz nicht mehr richtig hinkriege; spüre da auch eine gewisse Steifheit, die zugenommen hat, aber es ist mir zu riskant, das rechte Hüftgelenk zu sehr zu belasten. Es könnte ja etwas Schlimmeres daraus entstehen.


    Ich kann nur sagen: zwinge Dich nicht zu etwas, das Dir Qual bereitet, sonst wirst Du irgendwann in Deinem Leben alles aufgeben.

    Vielleicht dadurch auch noch einen dauerhaften körperlichen Schaden erleiden, ohne das wieder rückgängig machen zu können.

    Immer alles mit Maßen, die Tipps mit der Gehmeditation sind ebenfalls sehr gut.


    Viel Erfolg und alles Gute


    Amdap