Wie sieht eigentlich Euer Alltag aus? Ich denke, hier schreibt keiner aus einem Kloster in Tibet, daher würde es mich interessieren, ob Du oder ihr quasi öffentlich mit der Mala rumlauft (sinngemäß), regelmäßig zu Retreats oder in Tempel geht oder ob der Glaube privat bleibt.
Ich bin verheiratet, habe zwei erwachsene Kinder und einen Enkel. Von Beruf bin ich Krankenpfleger. Hin und wieder trage ich meine Robe. Ich gehe regelmäßig zu Retreats (Sesshin) und auch in einen Tempel. Ich spreche auch mit anderen über Buddhismus.
Und vor allem: Was hat sich in Eurem "normalen" Leben geändert, seit ihr zum Buddhismus gefunden habt?
Ich bin ruhiger geworden. Ob das nun am "Buddhist sein" liegt oder an was sonst, wer weiß das schon.
Ja, und was mir auch noch auf den Nägeln brennt: Kann man eigentlich erleuchtet sein, ohne ein Buddhist zu sein. Ich meine, ist eine vollendete Bewusstseinsstufe auch ohne Religion möglich?
Was Erleuchtung für dich bedeutet, hat Axel ja schon gefragt.
Aber ich sag jetzt mal etwas vorlaut, "Ja, natürlich kann man das".
Ich frage deshalb, weil für mich diese Erleuchtung auch Weisheit sein könnte (oder irre ich mich da?) und es doch den ein oder anderen weisen Menschen unter uns gibt.
Evtl. ist es ja einfach nur eine andere Sichtweise auf die Dinge.
Und letzte Frage: Wenn Du Zeuge wirst, dass ein Kind oder Tier misshandelt wird, siehst Du dann Mitfühlen und "nicht eingreifen" als den richtigen Weg? Ich weiß nicht mehr, welcher Mönch oder Guru das gesagt hat, aber sinngemäß ging das so: "Du willst die Welt verändern? Du könntest es nicht. Du würdest alles nur zerstören." Leider nicht ganz falsch ...
Es gibt keinen richtigen Weg. Richtig und Falsch liegen im Auge des Betrachters. Ich würde eingreifen. Und auch wenn meine Hemmschwelle Gewalt auszuüben recht hoch ist, kann ich sie doch jederzeit überspringen.