Beiträge von Festus im Thema „Meditation und 1000 Probleme“

    Wie sieht eigentlich Euer Alltag aus? Ich denke, hier schreibt keiner aus einem Kloster in Tibet, daher würde es mich interessieren, ob Du oder ihr quasi öffentlich mit der Mala rumlauft (sinngemäß), regelmäßig zu Retreats oder in Tempel geht oder ob der Glaube privat bleibt.

    Ich bin verheiratet, habe zwei erwachsene Kinder und einen Enkel. Von Beruf bin ich Krankenpfleger. Hin und wieder trage ich meine Robe. Ich gehe regelmäßig zu Retreats (Sesshin) und auch in einen Tempel. Ich spreche auch mit anderen über Buddhismus.

    Und vor allem: Was hat sich in Eurem "normalen" Leben geändert, seit ihr zum Buddhismus gefunden habt?

    Ich bin ruhiger geworden. Ob das nun am "Buddhist sein" liegt oder an was sonst, wer weiß das schon.:)


    Ja, und was mir auch noch auf den Nägeln brennt: Kann man eigentlich erleuchtet sein, ohne ein Buddhist zu sein. Ich meine, ist eine vollendete Bewusstseinsstufe auch ohne Religion möglich?

    Was Erleuchtung für dich bedeutet, hat Axel ja schon gefragt.
    Aber ich sag jetzt mal etwas vorlaut, "Ja, natürlich kann man das".


    Ich frage deshalb, weil für mich diese Erleuchtung auch Weisheit sein könnte (oder irre ich mich da?) und es doch den ein oder anderen weisen Menschen unter uns gibt.

    Evtl. ist es ja einfach nur eine andere Sichtweise auf die Dinge. ;)

    Und letzte Frage: Wenn Du Zeuge wirst, dass ein Kind oder Tier misshandelt wird, siehst Du dann Mitfühlen und "nicht eingreifen" als den richtigen Weg? Ich weiß nicht mehr, welcher Mönch oder Guru das gesagt hat, aber sinngemäß ging das so: "Du willst die Welt verändern? Du könntest es nicht. Du würdest alles nur zerstören." Leider nicht ganz falsch ...

    Es gibt keinen richtigen Weg. Richtig und Falsch liegen im Auge des Betrachters. Ich würde eingreifen. Und auch wenn meine Hemmschwelle Gewalt auszuüben recht hoch ist, kann ich sie doch jederzeit überspringen.

    Andere Frage: Seid ihr dann miteinander in Kontakt, können sich verschiedene buddhistische Richtungen "vertragen" oder kocht jeder sein eigenes Süppchen im stillen oder weniger stillen Kämmerlein?

    Ich denke, jeder kocht sein eigenes Süppchen.



    Und: Darf ich hier noch gefühlte 3.000 Fragen stellen, oder wird das too much ...

    Ein Sohn fragt seinen Vater: " Papi, darf ich ein Eis haben?"

    Der Vater antwortet: "Mein Sohn, du bist jetzt 42, verheiratet und Ingenieur von Beruf. Wenn du willst, darfst du auch zwei Eis haben."

    1. Ich bekomme meinen Kopf immer weniger leer, ganz im Gegenteil, bei jeder Sitzung dreht sich das Gedankenkarussell schneller. Liegt das vielleicht an meiner Erwartungshaltung (den Geist des Anfängers bewahren)?

    2. Die auftauchenden Gedanken haben sich eindeutig verfinstert - ich versuche sie zwar einfach vorüberziehen zu lassen, aber sie sind so übellaunig und ich bekomme jeden Tag grundlos beim Meditieren richtig schlechte Laune. Nicht wirklich motivierend, mit Begeisterung dran zu bleiben.

    So bist du. Genau so bist du in diesem Moment.
    Bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen.:)
    Das Gedankenchaos wird nicht mehr. Du erkennst es nur besser. Mir ging es auch so. Glaub mir, es geht vorbei.

    Ich frage mich während der Meditation dauernd, wer ich denn dann eigentlich bin und dieses Ich ist mir fremd und ich mag es nicht. Da wohnt ein einsames, unbekanntes Ich in mir und ich fühle mich nicht wohl damit. Es antwortet mir nicht, zeigt keine Gefühlsregungen und ist überhaupt nicht ansprechbar. Kann das überhaupt jemand nachvollziehen???

    Ja, ich kann es nachvollziehen. Ich hätte früher jedes Wort davon unterschreiben können.
    Du bist dir selber gegenüber bockig wie ein kleines Kind. Kein Wunder. Du hat dich ja auch viele Jahre ignoriert und vernachlässigt. Vielleicht nimmst du dich ja mal wieder in den Arm.:?


    4. Zu guter Letzt kann ich mich mit dieser allumfassenden Liebe, Göttlichkeit und Verbundenheit überhaupt nicht identifizieren.

    Damit ist schon viel gewonnen.:D Das sind ja auch fürs erste nur Vorstellungen von dir. Lass sie beiseite und gib dir Zeit.