Beiträge von void im Thema „Fragen zu den Bodhisattvas“

    Der Begriff "BuddhaNatur" ist ein Hilfsbegriff. Das erkennt man, wenn man versucht, sich genauer zu erklären, worin so eine Natur bestehen soll. Welche Eigenschaften eine Natur zu so einer spezifischen Natur machen. Ich nehme an, mit diesen Eigenschaften ist Mitgefühl und Weisheit gemeint.


    Und das kann sich überall entfalten. Vorausgesetzt, es ist da die entsprechende Praxis.

    Ich kenne ja Leute, die so an Läufen teilnehmen. Da ist das wichtigste einfach das Training. Einige sind sehr einfach gestrickt, und versuchen einfach möglichst viel zu Laufen, so dass sie immer besser werden.


    Andere treiben aber sehr viel Aufwand, das zu strukturieren. Das geht ja bleibig weit: Man kann an geraden Tagen Ausdauer trainieren und an ungeraden Schnelligkeit. Man kann sich einen Plan mit Etappen, Aufwärmübungen usw. machen. Und es gibt so eine Zombie-App, die wenn man eine bestimmte Geschindigkeit unterschreitet, Zombie-Geräusche macht, so dass man sich wieder sputet. Man kann ganz tief in die Trackkiste der Hilfsmittel greifen, oder das sein lassen.


    Prinzipiell muss aber aber einfach nur laufen.

    Ikkyusan:

    Das mit den Bodhisattvas raff ich auch nicht, auch nach 15 Jahren nicht. Ich denke, das lässt sich auch nicht lösen, da viele (wie auch hier) sagen, dass wären "abstrakte Bildnisse". Aber, das hab ich auch in einem anderen Thread geschrieben, wird das bestimmt nicht der Ausgangspunkt der Bodhisattvas gewesen sein, zumal diese verschiedenen Bodhisattvas ja "eigene Lebensläufe" besitzen. Die Geschichte von Manjushri ist ja nicht meine Geschichte, also wie soll "er" ein Aspekt von mir sein? Dann muss man schon die Reine Geist Lehre ins Spiel bringen, um das irgendwie glaubhaft darzustellen.


    Es ist einfach so, dass der Geist prinzipiell jeden Moment viel mehr Möglichkeiten hat, als er so denkt. Bei so etwas wie Hypnose merkt man, wie jemand dazu gebracht werden kann seine gewohnte Identität abzustreifen und auf einmal wer anderes ist: Eine Frau, ein Mann, eine Schlange, ein König. All diese Möglichkeiten liegen nicht direkt "in einem", sondern eher neben einem: Es besteht dauernd die Möglichkeit anders zu denken. In Beschreibungen buddhitischer Lehrer heisst es, dass auch Befreiung etwas ist, was potentiell dauernd verfügbar wäre. Im Lotussutra wird das mit einem Bettler verglichen, in dessen Taschen teure Diamnten eingenäht ist und der nichts von dem Reichtum weiss, der mit einem Handgriff verfügbar wäre.


    Während im Thervada die Hergehensweise immer die ist, von einem verblendeten Zustand wegzugehen, ist im Mahayana häufig eine Logik anzutreffen, die vom Ziel ausgeht. Von der Idee, dass in einem ein Buddha (Buddhanatur) vorhanden ist, der nur mehr freigelegt werden muss. Um sich etwas zu vergegenwärtigen helfen Lebensläufe ja vielleicht? (Oder ist es für jemanden, der lebenslauf eine Bodhisattvas mehr so ein drumherum?)


    Man erzählt dem Bettler, dass er König ist, er greift in seine Taschen, findet die Diamanten und alles ist gut!

    Glaubt man jedoch daran, dann entfernt man sich, denke ich mal weit vom rationalen Ansatz der Buddha. Dann wäre die Lehre auch austauschbar, ich sehe dann keinen Grund darin, nicht Jesus anzurufen, oder Allah anzubeten. Denn vor WEM? macht man denn seine Niederwerfungen? Vor seinen eigenen Aspekten? Das scheint mir sehr widersinnig. Aber in manchen Richtungen betet man ja auch Berge an, also ist da viel möglich.

    Das mit dem "Sich heilsam etwas vomachen" hat was Ambivalentes. Woher weiss man, ob einen die Vorstellung näher zur Realität bringt oder man abdriftet? Man kann sich ja alle möglichen großartigen Sachen vortstellen. Wann holt man einen Dimant aus der Tasche und wann lügt man sich in selbige?

    Zitat

    Wenn in irgendwelchen transzendenten Sphären Bodhisattvas sitzen und mit ihren übernatürlichen Kräften das Leid der Menschen lindern, ist eigene Anstrengung, gutes Handeln und Meditation dann nicht reine Bigotterie?


    Eine Zeit lang waren in China Chan (Zen) und der Amidha-Buddhismus, der sich auf den Bodhisattva Amidabha bezieht die dominantesten Strömungen in Buddhismus. In gewisser Weise verköpern sie ganz andere Herangehnsweise: Im Zen die Befreiung aus eigener Kraft (jap Jiriki) und im Amidha-Buddhismus das Anvertrauen an Amidha - also die andere Kraft (jap. tairiki)


    Aber wenn man näher darüber nachdenkt, dann ist es auch nicht so verschieden. Wenn wie der japanische Zenmeister Dogen sagte "Körper und Geist abfallen", ist das dann eine Tat die man sich selber zurechnen kann. Oder etwas, wo eine Buddhanatur handelt. Oder ist es ein Bankrotterklärung des Egos, wo dann eine "andere Kraft" sichtbar wird, die man mit Amidha assoziieren kann?

    Ich befasse mich schon seit längerem mit dem Buddhismus, habe mich allerdings immer eher zum Theravada hingezogen gefühlt weil mir einiges in den anderen Schulen des Mahayana noch recht suspekt vorkommt, allen voran das Thema der Bodhisattvas. Nehmen wir zum Beispiel meinen Favorit Avalokiteshvara. Wo hält er sich gerade auf und auf welche Art genau kann er den leidenden helfen? Ist er dazu verdammt niemals ins Parinirwana einzugehen? Warum können die Bodhisattvas oder auch Amithaba beim reinen Land Buddhismus nur denen helfen die ihren Namen oder ihr Mantra rezitieren? Wenn in irgendwelchen transzendenten Sphären Bodhisattvas sitzen und mit ihren übernatürlichen Kräften das Leid der Menschen lindern, ist eigene Anstrengung, gutes Handeln und Meditation dann nicht reine Bigotterie? Dass man die Bodhisattvas und ihre Legenden nur als beispielhaft und vorbildlich betrachten kann, zum Beispiel viel Mitgefühl wie Avalokiteshvara zu praktizieren passt irgendwie nicht in das gängige Bild.

    Eine zweite wichtige Tendenz in der Huaausbildung des Mahayana war, dass man begann, vom historischen Buddha weg zu abstrahieren.


    Wenn Buddha Shakyamuni nur ein Buddha von vielen möglichen ist - so fragte man sich - was macht dann einen was macht dann einen Buddha "abstrakt" aus. Von daher begann man den historischen Buddha als die Verköperung eines abstrakten Buddhas zu sehen - etwas was sich immer wieder manifestierte.


    Und bei dem, was einen Buddha abtrakt ausmacht, kann man ja noch einmal verschiedene Aspekte unterschieden, eben "Mitgefühl", "Weisheit" usw. Und auch diese Buddhaspekte konnte man dann wieder visualisieren und ansprechen. Die Idee von abstrakten Urbildern und Prinzipien, die sich im Konkret manifestieren, kommt ja in Religionen und auch Philosophie öfter vor.


    Ich glaube nicht, dass sich das in der Praxis so unterscheidet. Auch im Theravada wird es als positiv gesehen, die „Die vier grenzenlosen Geisteszustände“ hervorzubringen - also allen Wesen gegenüber eine mitfühlende, freundliche Haltung zu entwickeln. Allerings wird die "Sorge um alle Wesen" da (Sorge beinhaltet ja Leid) als etwas weltliches gesehen und mit dem weltlichen Gott Brahma identifiziert.


    Während die gleichen Geisteszustände im Mahayana als die Entfaltung einer Buddaqualität inteprretiert werden könnten. Das man das nicht aus sich selber tut, sondern etwas Buddhisches in einem wirkt, ist eher eine Interpretation die da hinzugefügt wird. Und das man dieses Buddhitische in Avalokitehavara personifizieren kann, ist auch nicht so zentral. Auch im Christentum kann man ja in der eignen guten Tat das Wirken Gottes sehen, wenn man so will. Aber die Tat blieb vermutlich die Gleiche, wenn es keinen Gott gibt.


    Auf der anderen Seite kommt es mir so vor, als hätte die Mehrzahl der Menschen Bodhisattvas durchaus wie handelnde Wesen gesehen, die sich durchaus an einem bestimmten Ort aufhalten, und die man sich gewogen machen kann - also wirklich wie Götter.

    Bodhisattva ist für mich vor allem das "Bodhisattva-Ideal", nicht für sich selber Befreiung erlangen zu wollen, sondern zum Wohle aller Wesen. Zu diesem kam es wohl, als sich der Buddhismus von etwas Weltabgewandten zu etwas entwickelte (bzw. wandelte) was auch das Soziale einbezog. Weil auch die Aufgabe Klöster zunehmend darin gesehen wurde, zum Gemeinwohl beizutragen, näherte sich das Streben nach Befreiung und das Mitgefühl für andere einander an und verkörperte sich im neuen Idealbild des Bodhisattvas.


    Statt im Leben von Shakyamuni den Aspekt des Entsagens zu betonen, wurde in ihm jemand gesehen, der schon früh im Leben Befreiung erlangt hatte, aber dann den Rest seines langen Lebens damit verbrachte den Dharma zu verbreiten und damit zum Wohle andere wirkte und lebte.


    Wenn man Buddha in dieser Funktion nachfolgte, dann verbanden sich darin Mitgefühl und Befreiung. Ein Problem dabei war aber, dass die Lehre ja schon verkündet war und sich deswegen für Äonen gar keine "Verkünder der Lehre" notwendig war. Das Rad der Lehre rotierte - kein Grund es neu in Bewegung zu setzten. Es reichte Arhat zu werden und Befreiung zu erlangen ohne zum "Verkünder der Lehre" zu werden.


    Eine - für Kritiker eher mit Stirnrunzeln bedachte - Lösung des Dilemmas berief sich darauf, dass die Zahl der Welten und die Zukunft so ein unermessliches Feld sind, dass es ein nahezu unendliches Stellenangebot für Wesen gibt, die in ihrem nächsten Leben die Lehre verkünden.


    Einerseits ist die Motivation nicht für sich und aus sich zu entwickeln positiv und auch die Idee Befreiung nicht etwas ist, was jemand alleine und für sich Nacht, sondern was zum Wohle anderer geschieht, hat was. Andererseits kann die Verbindung zwischen Buddhaziel und Dasein für andere auch als etwas gesehen werden, was Befreiung auf ein weltliches Niveau runterzieht und Buddha zu sozialeren Göttern wie Brahma herunterzieht.


    Und da ist ja durchaus was dran: Während der Mönch das Ziel der Befreiung hat, haben ja die meisten Menschen andere Ziele. Sie wollen dass ihre Familie gesund ist, dass keine Naturkatstrophen kommen, dass die Ernte gedeiht, usw. Sie wollen Segen, eine helfende Hand die sich ihnen reicht.