Wenn es kein dauerhaftes Ich gibt und es nur eine Illusion ist, was ist es dann was nach dem eigenen Tod "wieder-" geboren wird? Das neu entstandene Leben hat ja nichts vom alten mitgenommen außer das Karma und den Glauben an das Ego, in wie fern lässt sich dann von einem nächsten eigenen Leben reden, wenn es doch kein Ich gibt? Ist es dann nicht einfach nur so dass nach dem Tod irgendein anderes leben entsteht, man sich aber nicht dafür zu interessieren bräuchte, außer dass man Mitgefühl mit dem neuen fremden Leben hätte und nicht möchte das dieses unverschuldet am schlechten Karma leidet dass vorher erzeugt wurde?
Ich hoffe was ich hier schreibe lässt sich einigermaßen nachvollziehen.
Liebe(r) Sungi,
Das ist DAS Thema aller, die beginnen, sich mit der Lehre des Buddha auseinanderzusetzen. Unendlich viele Worte wurden darüber schon verloren ohne die Klarheit herstellen zu können, die die Welt erwartet, weil sie nur ihre trügerischen Klarheiten kennt.
Dann kommt's auf meine Worte nun auch nicht an und auch meine Worte werden keine weltliche Klarheit herstellen können.
Also ... aus meiner Perspektive verhält es sich so:
Es ist nicht so, dass nur 'dauerhaftes Ich' ähnlich einer Illusion ist. Alles, was mit Worten ausdrückbar ist, ist ähnlich einer Illusion. Wie aber sollte der Buddha seine Botschaft in die Welt bringen ohne sich mit Worten auszudrücken?
'ähnlich einer Illusion' ist aber nur eine Metapher, es handelt sich nicht wahrhaft um eine Illusion. Zu sagen 'ähnlich einer Illusion' verneint also so wenig wie es bestätigt. Das ist das Dilemma von Worten ... ohne die aber nichts gelehrt werde kann.
Man sollte sich deshalb hüten aus Buddha's Lehre von der Wiedergeburt voreilige Schlüsse zu ziehen, Schlüsse, die nur auf unserem weltlichen Umgang mit trügerischen Worten beruhen.
Ebenso sollte man sich hüten, irgendwas von Buddha's Lehre abzulehnen, weil man es nicht verstehen kann. Ich sage nicht, dass man es blind glauben sollte. Was ich aber sage ist, dass man es beiseite legen und offen lassen sollte. Warum? Weil man mit jeder Zurückweisung von irgendwas, das der Buddha gelehrt hat, die eigene Praxis unterminiert. Was am Ende dann siegt, ist die Ignoranz, und alles war vergeblich.
Für mich sind folgende Punkte essentiell für das Verständnis der Wiedergeburtslehre:
1. wie der Begriff 'Geburt' im Paṭiccasamuppāda Sutta in der Erfahrungs-Sphäre des vermeintlichen aktuellen Daseins zu verstehen ist
2. der Umstand, dass alles, was mit Worten ausdrückbar ist und alles, was begrifflich gedacht werden kann, ähnlich einer Illusion ist und warum diese Illusionsähnlichkeit dennoch nichts verneint, was in der Welt bekannt ist oder was der Buddha gelehrt hat
3. was Karma ist, unter welchen Umständen es angehäuft wird, und wie die Erfahrung von Karma abhängt
Das bedeutet, dass nur Praxis und das Studium der Worte [aller] Buddhas und Bodhisattvas die Bedeutung der Lehre von 'Karma und Wiedergeburt' enthüllen kann.
Mögen alle Wesen die Befreiung aus dem Daseinskreislauf erlangen!