Beiträge von Arthur1788 im Thema „Töten aus Mitgefühl“

    Mitgefühl hin oder her, die Frage ist doch, ob man wirklich sicher sein kann gerechtfertigt zu töten.

    Mit dem Grundsätzlichen Nein zum Töten der meisten Religionen drückt sich für mich die Demut der Religionsstifter aus, dass sie es sich eben nicht zutrauen, so eine Entscheidung zu treffen und sie wollten zukünftigen Generationen vielleicht ein weiteres Hin und Her ersparen.

    Das denke ich nicht. In den abrahamitischen Religionen geht die Ablehnung des Tötens (inklusive aktiver Sterbehilfe) darauf zurück, dass das Leben von Gott gegeben wurde und nur Gott es auch nehmen kann - aus dieser Argumentation wird natürlich umgekehrt ein Schuh, wenn man hinterfragt, ob Gott es gewollt hätte, dass seine Geschöpfe ein Leben angeschlossen an Maschinen und Automaten fristen.


    Im Buddhismus und Hinduismus geht die Ablehnung des Tötens auf das Karma-Prinzip zurück - ein "unerleuchtetes" Wesen zu töten würde dieses Wesen nicht vom Leid erlösen, sondern durch erneute Wiedergeburt möglicherweise in noch größeres Leid stürzen. Natürlich macht man sich dabei dann auch selbst die Hände schmutzig und wird auf einer "niedrigeren Stufe" wiedergeboren.


    Ich glaube allerdings nicht an Wiedergeburt, weil sie für mich einfach inkompatibel zu Anatta ist. Deswegen halte ich aktive Sterbehilfe und auch Abtreibung unter Umständen für gerechtfertigt, wenn Dukkha dadurch gelindert wird. Mich würde interessieren ob es Stellungnahmen zu diesen Themen von Buddhistischen Verbänden (z.B. der DBU) gibt, oder ob diese heißen Eisen lieber gar nicht erst angefasst werden.

    Die erste Sila lautet, man solle sich darin üben, nicht zu töten. Ich habe in einem anderen Thread schonmal geschrieben, dass ich diese Maxime hinsichtlich Zecken, Moskitos und ähnlicher Lebensformen teilweise problematisch finde.


    Man könnte das ganze aber natürlich auch auf den Menschen übertragen: Gibt es nicht Situationen, in denen das Unterlassen des Tötens unethischer wäre als das Töten? Ich bin beispielsweise ein Befürworter von aktiver Sterbehilfe und finde es geradezu zynisch, wie christliche Interessenverbände aus vermeintlicher Menschenfreundlichkeit dagegen Sturm laufen. Wie sieht die buddhistische Haltung hinsichtlich dieser Angelegenheit aus?


    Ich jedenfalls finde, dass das "Nicht-Töten" als oberste Maxime in sämtlichen Situationen nicht taugt. Wieso sollte man einen Menschen, der unerträgliche Qualen durchleidet, nicht erlösen dürfen? Wäre das nicht ein völlig törichtes Anhaften am Leben? Muss man nicht anerkennen, dass es auch ein "Töten aus Mitgefühl" gibt?