Beiträge von Lirum Larum im Thema „Eine hartnäckige Gewohnheit dauerhaft ablegen, aber wie?“

    Als ich früher (Lacto-)Vegetarierin geworden bin, hatte ich Gründe, die mir einfach wichtiger waren als die Essensgewohnheiten... Besonders das Mitleid mit den Tieren und der Ärger über das Töten nur für Genuss, waren meine Motivation.


    Motivation ist manchmal alles.

    Ich brauchte etwa drei Wochen, um meine Ernährung so umzustellen, dass ich das Gefühl hatte, mir fehle nichts. Zum einen musste ich vernünftige, sättigende vegetarische Gerichte kennenlernen und selber kochen lernen, zum anderen musste ich mich gewohnheitsmäßig umstellen. Für ersteres brauchte ich etwas Zuversicht, für zweiteres meine Anti-Motivation. Beim Anblick von Fleisch auf dem Teller musste ich unwillkürlich an das Tier denken, das hier nun tot lag, aber noch vor kurzem gelebt hat. Das war ja keine Phantasie, sondern Tatsache - und mir verging sofort jeglicher Appetit auf sowas.

    Zum Ende der Umgewöhnungsphase regte sich der Drang Fleisch zu essen nochmal mächtig, das war wie so ein Aufbäumen, aber nur kurz und vergänglich. Danach gab es kein Problem mehr. Fleischessen war für mich absurd.


    (Mit veganer Ernährung kenne ich mich aber nicht aus. Ich glaube, das muss noch mehr erforscht werden, wie das gut geht - diese Ernährungsweise ist ja ganz neu und es gibt da komische Produkte zu kaufen, finde ich.)


    Später habe ich als Gärtnerin in einem biologischen Gemüsebaubetrieb mit Tierhaltung (Schafe, Enten und Kaninchen) gearbeitet. Im Laufe der Zeit sah ich in Bezug zur Tierhaltung ganz andere Aspekte: Ohne Schafsmist hätte es einige Gemüsesorten gar nicht gegeben, ohne Tierhaltung hätte es die ganze Herde nicht gegeben. Ohne Enten hätten die Gemüsesetzlinge, Kohlrabi und so, nicht überlebt, weil Schneckenplage war. Die Enten haben sich über die Schnecken als Zusatzkost sehr gefreut.


    Nach fünf Jahren in dem Betrieb hatte ich diese Zusammenhänge zwischen Tier, Mensch und Gemüse verinnerlicht. Ich konnte es nicht mehr so sehen, dass für pflanzliche Nahrung kein Tier getötet würde. Damit war dann die Motivation für fleischlose Ernährung pfutsch. Nach 13 Jahren hörte ich mit dem Vegetarismus auf.


    Heute esse ich nicht viel Fleisch oder Eier. Manchmal. Gemüse ist immernoch das Wichtigste auf meinem Speisezettel.