Beiträge von Alephant im Thema „Rituale“

    Ich habe mir eingebildet, ich wollte eigentlich gar nicht soviel kritisieren.



    Naja. Wieder einen Thread zerstört :D



    Es ist vielleicht richtig, diesen Begriff (Glauben) nicht so zu verwenden. Es gibt ja die heilsamen Vorstellungen und Handlungen und Gefühle und Wünsche und auch Abneigungen.


    Da macht es angesichts dieser Gesamtsituation evtl weniger Sinn, gleichzeitig bestimmte, nützliche Angewöhnungen zu "verdammen". *


    Regel- & Ritenwahn ist ja auch was anderes. Und es ist ein mehr oder weniger willkürliches Anhängen an Gewohnheiten und ausgeführten Riten, was mit diesem Wahn gemeint ist. Und nicht ein achtsamer Umgang mit den Mitteln, die man regelmässig ausführt, um klarere Sicht zu bekommen.




    :earth:



    * Man schaut zT herunter auf den Glauben anderer. Ich bilde mir ein, dass es mir dswg so einen evtl gehässigen Spass macht, so zu kennzeichnen

    Ja ist richtig. Aber ich war leider auf der Uni. Umgeben von Leuten, die alles, also wirklich alles verrationalisiert haben, so dass da am Ende gar nichts mehr war, von einer Geschichte, die womöglich genauso einmal stattgefunden hat. Und die auch keine andere Funktion hatte, als die, dass sie etwas bestimmtes, womöglich wichtiges erzählt.




    :earth:

    Zitat

    - der Mythos bezieht sich auf gemeinsam erlebte Geschichte die durch herausragende Individuen geprägt is


    - diese Geschichte wird aus ihrem unmittelbaren zeitlichen Kontext auf eine überzeitliche Ebene gehoben


    - die Protagonisten bekommen transzendentale Attribute


    - ¨Charakteristisch für mythologisierte Geschichten ist, dass sie sich zumeist in zentrale, sinnlich erfahrbare Symbole und Rituale verdichten lassen, die den gesamten Komplex des durch den Mythos Auszudrückenden wachrufen¨


    - versucht nicht durch rationale oder empirische Beweise zu überzeugen, sondern appeliert an die Emotionen und den Glauben an die Wahrheit des Erfahrenen


    - Integration menschlicher Gemeinschaften durch Vorbilder und Sinnstiftung, dh. identitätsbildende Funktion


    - gleichermassen können Mythen erklärend, tröstend oder kompensatorische Funktionen haben


    - Reduktion von Komplexität



    Akademisches Geschwurbel ...




    :earth:

    Damit dehnst du die Bedeutung dessen, was man mit "Glauben" meint, schon sehr weit. Höflichkeit hat doch mit Glauben wenig zu tun. Man tut dies aus traditionellen und praktischen Gründen - als Skript, oder als sog. performative Sprachhandlung.


    Was meint man denn allgemein mit "Glauben"? Soll ich die Begriffe so benutzen, wie sie eine Allgemeinheit deiner Meinung nach denkt, oder bleibe ich lieber konsequent beim NichtWissen, also auch beim Glauben so verstanden?


    Ich sprach konkret über Höflichkeitsregeln. Nicht über die Höflichkeit, in der man ja auch eine Achtsamkeit sehen könnte.




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    Es muss nichteinmal eine Vorstellung sein, aber ich weiß, was du meinst.


    An Höflichkeitsregeln sieht man gut, wie vollkommen automatisch und ohne Anwesenheit von Vorstellungen die mitunter ausgeführt werden.


    Man schaut ja auch öfter "nicht hin", wenn man Dinge einfach tut. Dazu gehört auch das Denken, was du hier nennst.




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    Genau. Rituale sollen etwas bewirken. Man glaubt an spezifische Bewirkung.


    Ich grüsse in Nürnberg mitunter mit "Grüss Gott". Es gibt ältere Menschen, die freuen sich hier über so eine Begrüssung. Nicht unbedingt, weil sie an Gott glauben. Aber weil das ein Gruss ist, der ihnen vertraut ist, den sie mögen, an dem sie sich mitunter erfreuen.


    Muss ich aber selbst aufpassen, dass da meine Begrüssungen nicht zu einem Ritual wieder werden. Also dass ich damit beginne, gewohnheitsmässig so zu grüssen.




    :earth:

    Warum grüsst man jemanden? An Höflichkeitsregeln glaubend oder aus anderen Gründen?


    Das ist die Frage auch bei den Ritualen.




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    Ich habe nicht gesagt, dass "es" (was eigtl genau?) am "Nichthinterfragen" liegt. Es gibt klar auch hinterfragte/auf eine bestimmte Weise bedachte Handlungen, die nicht heilsam sind.


    Rituale sind überlieferte Handlungweisen. Die führt man in aller Regel glaubend aus. Glaubt man nicht mehr an das Ritual, macht man es aus anderen Gründen, handelt man nicht ritualisiert.




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    Spock


    Der Begriff "Ritual"/"Ritus" ist in den deutschen Übersetzungen der BuddhaLehre (die ich kenne) vergeben für eine niedere Daseinsfessel. Regeln und Riten entstehen in Abhängigkeit. Gewissermassen könnte man sagen, es gibt "persönliche Rituale". Aber ich halte von diesen Umformungen nichts. Den Begriff "Gewohnheit" finde ich hier passender.




    :earth:

    Identitätsstiftung kommt so oder so zustande.

    Das ist imho ein interessanter Punkt. Ich denke auch, dass es bei nachgeahmten Handlungen oft vorkommt, weil es etwas ist, dass eine andere Person macht. Also psychlogisch gesehen. Aber kommt das immer vor oder nur unter bestimmten Bedingungen? Ich denke nicht, dass es immer ist, sondern abhängig von Intention, Bezug/Bedeutung zum Vormachenden, usw.


    Was ist zB. wenn man sich mit seinem Beruf identifiziert? Gehört das auch dazu? Wiederholte Handlungen wovon manches nicht hinterfragt wird, da es traditionell übertragen wird, usw.


    Dadurch, dass es keine Identitäten gibt, kann man diese Fragen nicht so einfach beantworten. Es ist ein Begriff, den du benutzt hattest, ich wollte mit meiner von dir zitierten Aussage auf das Problem aufmerksam machen.


    Das Problem ist: bedingte Entstehung ist da. Es gibt Leute, die meinen zB, mit einem lediglich befolgten Aufsagen bestimmter Verse würde das erreicht, was angenommenerweise schon immer (nur) mit dieser Aufsagung erreicht wurde.


    Quasi unbemerkt/unhinterfragt/blind ausgeführte Handlungen (unachtsam ausgeführte Handlungen) fallen nicht in die Kategorie "Heilsam".


    Genaugenommen ist da keine Identifikation mit einem Beruf. Sondern Anhaften/Anhangen in Abhängigkeit. Es gibt Berufe/Tätigkeitsfelder, die sind unheilsam.




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    Spock


    Ich habe eigtl weniger reflektiert. Ich habe ausgesagt, was in unserer Sprache als Ritual bezeichnet wird, und weiter darauf hingewiesen, dass das Anhangen an Regeln und Riten (deswegen heissen die so) eine Sache ist, die mit attaGlauben zu tun hat.


    Identitätsstiftung kommt so oder so zustande. Unheilsame Identitätsvorstellungen sind auch mit Hilfe von Ritualen aufrechterhaltbar oder herstellbar. Sinnstiftend, in dem Sinn, dass ein Ritual kenntlich macht, dass es es nicht um das Ritual geht, sondern um das Gefühl und das Begehren dabei, kann ein Ritual schon ausgeführt werden. Aber dann glaubt man nicht mehr an das Ritual an sich, was aus sich heraus etwas bewirken soll.


    Der EingangsPost begreift ja "das Ritual" richtig: Als regelgebundene, überlieferte Handlungsweise.


    Es sind alle Wirkungen möglich, ohne dass man einem Ritual folgt, oder es benutzt. Ich kenne aus der Uni die Neigung, alle möglichen Begriffe auf andere Zusammenhänge anzuwenden. Das ist manchmal hilfreich. Und manchmal nur ein undurchschautes akademisches Spiel.




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    @Nuovo


    Ja so hat mein Prof damals auch gesprochen. Hat ganz grosse Augen gemacht, als ich ihm gesagt habe, dass das tägliche Zähneputzen kein Ritual ist, und dass es Unfug ist, so eine Begriffsverschiebung durchzuführen.


    Hier in dem Zitat von dir fehlt noch "überliefertes gleichbleibendes Vorgehen". Ansonsten sind es einfach regelgebundene Handlungen, über die man eigentlich nicht weiter reflektiert, an die man einfach glaubt.




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    Hallo Netsrot, kannst du mir noch sagen was du unter Ritual verstehst?

    Im Grunde ist selbst tägliche Praxis Ritual. Jede Vorbeugung, jeder bewusste Atemzug. Du kannst sogar Teller waschen und Freunde treffen zu einem Ritual machen. Das ist schwer einzugrenzen. Aber durch Rituale bekommt jede Handlung eine tiefere Bedeutung finde ich. Es funktioniert nur, wenn man einen Bezug dazu hat, aber für mich war immer klar, dass sie etwas bewirken. Deswegen sind sie für mich sehr wichtig. Sie trainieren bei mir vor allem Achtsamkeit.


    Achtsamkeit ist gut. Auch in der Sprache. Tägliche Praxis ist nicht gleich Ritual. Der Begriff ist vergeben. Ritual – Wikipedia


    Beispielsweise ist das hier:


    Zitat

    Im Vajrayana ist es lt. meiner buddhistischen Lehrerin so, dass vor dem Beginn einer jeden Meditation immer Zuflucht zu den 3 Juwelen genommen wird und der Erleuchtungsgeist (Bodhicitta) "erzeugt" wird, indem man die 4 Unermesslichen gedanklich rezitiert (Motivation). Zum Schluss einer jeden Meditation gehöre die Widmung, "um die Praxis zu versiegeln". Zwischen Zuflucht/Erleuchtungsgeist und Widmung können alle möglichen Meditationsmethoden durchgeführt werden.



    rituelles Handeln.


    Rituale sind Rituale weil da Regeln sind, denen man folgt. Das Anhangen an Regeln und Riten ist in der Lehre des Buddha klar gekennzeichnet als etwas, was es zu überwinden gilt.




    :earth: